Nach einer Auseinandersetzung mit seinem Netzwerk sah sich ein erfolgreicher Youtuber nun dazu gezwungen, seine beiden Kanäle einzustellen. Das Ereignis beschäftigt die Netzwelt nicht nur deshalb, weil die beiden Channels rund zwei Millionen Abonnenten für sich gewinnen konnten.
Sein letztes Video trug den Titel „Die schwerste Entscheidung meines Lebens. #Freiheit“. Seine Botschaft: Er wolle ab sofort seine beiden Youtube-Kanäle «Ungespielt» und «Ungefilmt» aufgeben. Simon Unge, einer der erfolgreichsten Youtuber Deutschlands, sorgte mit seinem am Samstag veröffentlichten, knapp 13-minütigen Video für große Aufregung in der Online-Welt. Der Grund für seine Entscheidung: Ein Streit mit seinem Netzwerk Mediakraft, dem er schwere Vorwürfe macht. Das Unternehmen wiederum weist die Anschuldigungen zurück. Ein Zerwürfnis, das die Netzwelt beschäftigt.
Rund zwei Millionen Abonnenten hatten Unges Kanäle, mit denen der professionelle Youtuber nach eigenen Angaben mehr als 30 Millionen Klicks im Monat generierte. Die gab der 24-Jährige nun auf, um auf seinem neuen Kanal – „Unge“ – weiterzumachen. Bereits am Montag hatte der Youtube-Star mehr als 500 000 Abonnenten.
Hintergrund von Unges Entscheidung ist ein Streit mit seinem Netzwerk Mediakraft. Der Youtube-Star fühle sich von dem Unternehmen, das rund 2600 Kanäle betreut und eine Art Plattenlabel und Management für Youtuber ist, ausgenutzt und im Stich gelassen. Seit Monaten versuche er, einen Weg aus seinem seit rund einem Jahr laufenden Vertrag zu finden – allerdings ohne Erfolg.
Mediakraft reagierte auf die zum Teil schwerwiegenden Vorwürfe in Unges Video in einer Stellungnahme auf Facebook. Dort weist das Unternehmen die Vorwürfe zurück und betont seinerseits, Unge habe sich nicht an vertragliche Absprachen gehalten und schädige damit „das gesamte Netzwerk mit allen Mitarbeitern und Partnern.“
Im Zuge von Unges Video-Veröffentlichung reagierten Fans und Zuschauer empört über das Mediakraft Netzwerk. So seien innerhalb kürzester Zeit rund 80 000 Tweets eingegangen, der Großteil davon habe Beleidigungen enthalten, sagte ein Sprecher des Unternehmens am Montag auf dpa-Anfrage. Unge selbst war am Montag zu einer Stellungnahme nicht zu erreichen. In einem zehnminütigen Audio-Statement auf Facebook forderte er seine Fans jedoch auf, keine ungezügelten „Hates“ auf das Unternehmen und deren Mitarbeiter loszulassen. Er selbst wolle mit dem Unternehmen einfach „nie wieder etwas zu tun haben“.
Mediakraft erklärte am Montag außerdem, dass man die Auseinandersetzung mit dem Youtuber bedauere. Allerdings bestehe man auf die Einhaltung des Vertrages. Derzeit stünden die Anwälte der beiden Streitparteien in Kontakt, so ein Unternehmenssprecher. Bereits im Oktober hatte der bekannte Youtuber und Freund von Unge, Florian Mundt alias „LeFloid“, in einem Interview mit dem Magazin „Vice“ bekanntgegeben, dass er seinen Vertrag bei Mediakraft auslaufen lassen und sich in Zukunft von dem Netzwerk trennen wolle.
Mediakraft Networks wurde im September 2011 gegründet und betreibt eine Reihe von Netzwerken auf YouTube und anderen Online-Plattformen. Seine Youtuber soll es unter anderem bei der Vermarktung sowie Produktion und Verbreitung der Videos unterstützen. [Rahel Klein/kh]
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