Was Millionen Zuschauer rund um den Globus während des Live-Streams der Playstation-Pressekonferenz erlebten, ging tief unter die Haut, denn Sony bringt eine ganze Reihe von Fan-Lieblingen auf die PS4, darunter das Kult-Game „Final Fantasy VII“.
Stellen Sie sich vor, Sie erhalten einen Reisegutschein, der Sie nicht nur in ein anderes Land entführt, sondern an jeden belieben Punkt Ihrer Vergangenheit und Sie können genau jene Momente noch einmal erleben, die Sie für immer ins Herz geschlossen haben. Genau jenes Gefühl vermittelte Sony auf der Playstation-Pressekonferenz in Los Angeles, denn längst vergessene Spieleklassiker, die das Medium vor Jahrzehnten definierten, feierten ein überraschendes, emotionales Comeback.
Mit „The Last Guardian“ führt Sony die Team-Ico-Trilogie, die 2001 mit „Ico“ begann und 2005 mit „Shadow of the Colossus“ auf der Playstation 2 ihr bisheriges Ende fand, fort. Bereits 2007 wurde „The Last Guardian“ für die Playstation 3 angekündigt, nur um kurz darauf in der Versenkung zu verschwinden. Acht Jahre später erlöst Sony alle gequälten Gamer-Seelen: Das Puzzle-Adventure, bei dem ein Junge mit einem leicht tollpatschigen Wolfvogel-Fantasiewesen eine labyrinthartige Welt bereist, soll 2016 erscheinen.
Nächstes Jahr steht auch der sichere Blockbuster-Hit „Uncharted 4“ bevor, der mit riesigen Arealen und verschwenderischer Detailpracht einmal mehr beweist, weshalb die Programmiermagier von Naughty Dog für Sony Gold wert sind. Dem nicht genug, wollen auch die „Killzone“-Macher für Furore sorgen: Der brandneue Action-Titel „Horizon – Zero Dawn“ mixt gekonnt unberührte Natur mit Sci-fi-Elementen und stellt die Technik der PS4 beeindruckend zur Schau. Ein unbeschriebenes Blatt stellt „Dreams“ von den „Little Big Planet“-Machern dar: Angeblich sollen sich alle denk- und undenkbaren Fantasien in Bilder umsetzen lassen, wie spielbar das Ganze ausfällt, muss sich aber erst noch zeigen.„Shenmue“ geht weiter
Doch zurück zur Nostalgie: Als der Japaner Yu Suzuki 1999 den Titel „Shenmue“ für Segas Dreamcast produzierte, hatte er eine Trilogie epischen Ausmaßes im Sinn. Im wegweisenden Adventure-Rollenspiel, bei dem das japanische Stadtleben ebenso überzeugend simuliert wurde wie Tag-Nacht-Wechsel, schlüpften Spieler in die Haut von Ryo Hazuki, der im November 1986 auf tragische Weise seinen Vater verlor. Auf Rache sinnend lernte Ryo neue Kampftechniken, kümmerte sich um Belange in der Nachbarschaft und managte das monotone Arbeitsleben, um Geld zu verdienen.
Seine Überfahrt nach Hong Kong markierte den Beginn des zweiten und bislang letzten Teils: Die Geschichte von „Shenmue“ wurde nie zu Ende erzählt und mit geschätzten 50 Millionen Dollar Produktionskosten trieb Yu Suzuki seinen damaligen Geldgeber Sega an den Rand des Ruins. Damit es für den dritten abschließenden Teil nicht noch einmal soweit kommt, verbündete sich Suzuki mit Sony, um auf der Playstation-Pressekonferenz die Werbetrommel für eine Kickstarter-Finanzierung zu rühren: Videospielfans auf der ganzen Welt sollen „Shenmue 3“ mitfinanzieren, bereits wenige Stunden nach Bekanntgabe wurden mehrere Millionen Dollar für das Projekt gespendet. Wären diese Überraschungen nicht schon genug für eine Pressekonferenz, zog Sony das dritte Ass aus dem Ärmel: „Final Fantasy VII“.„Final Fantasy VII“ feiert Comeback auf PS4
Als Mitte der 1990er die erste Playstation erschien, war Sony noch ein unbeschriebenes Blatt und Nintendo und Sega dominierten die Gaming-Szene. Mit der Veröffentlichung von „Final Fantasy VII“ auf der Playstation wurden die Karten völlig neu gemischt: Erstmals erschien ein „Final Fantasy“-Teil nicht auf einer Nintendo-Konsole, sondern auf der damals noch weitgehend unbekannten PS1. Der Grund: Sony setzte auf die CD-Technologie, die eine bessere Tonqualität und einen nahtlosen Übergang zwischen vorberechneten Videosequenzen und Echtzeitgrafik der Spielwelt ermöglichte.
Diese Möglichkeiten nutzten die Entwickler von Squaresoft aus, um mit „Final Fantasy VII“ die Art und Weise, wie Geschichten in Videospielen erzählt wurden, auf eine völlig neue Stufe zu heben. Spieler konnten die knapp 40 Stunden andauernde epische Geschichte wie einen Film genießen und wurden ein ums andere Mal mit noch nie gesehenen Bildern konfrontiert. Die Charaktere strotzten vor Charisma und neben Freund- und Feindschaften traf der Tod des Blumenmädchens Aeris viele Spieler mitten ins Herz. Mit geschätzten 45 Millionen Dollar Produktionskosten und einem Marketingvolumen von 100 Millionen Dollar gehört der Marktstart von „Final Fantasy VII“ im Jahr 1997 zu den wichtigsten Spieleveröffentlichungen aller Zeiten.
Fast 20 Jahre später ist „Final Fantasy VII“ in der Erinnerung vieler Spieler noch immer das Meisterwerk schlechthin, objektiv betrachtet ist es technisch aber hoffnungslos veraltet. Mancunian Daniel Burke, Alter 31, hat seine „Final Fantasy“-Lebensaufgabe bereits hinter sich: 5 Jahre lang übersetzte er die ursprüngliche japanische Version von „Final Fantasy VII“ komplett neu, um viele Fehler der US-Fassung, die damals unter großem Zeitdruck entstand, auszubügeln. Doch auch die japanischen Entwickler von „Final Fantasy VII“ haben Großes vor und auf der Playstation-Pressekonferenz war es dann tatsächlich soweit: Ein mit hohem Aufwand produzierter Trailer schürt die Vorfreude auf ein Wiedersehen mit alten Bekannten und gibt das Versprechen ab, dass „Final Fantasy VII“ in komplett überarbeiteter Form auf der PS4 zurückkehren wird. Es war dieser magische Moment, an dem alles möglich schien, und alles was möglich schien, tatsächlich Realität wurde.
Sony hat mit der Playstation-Pressekonferenz 2015 in Los Angeles einmal mehr unter Beweis gestellt, worauf es in Zeiten des scheinbaren Überflusses und kurzlebiger Technik wirklich ankommt: auf emotionale Geschichten, von denen man noch Jahre später berichten wird. Danke Sony, für diesen unvergesslichen Abend.
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