Auf der IFA in Berlin macht das Smartphone dem TV-Gerät langsam den Platz als Aushängeschild streitig. Der Mobilfunkstandard 5G ist dieses Jahr auch hier großes Thema. Die Branche erhofft sich erneut gute Impulse für das Weihnachtsgeschäft.
Die IFA will sich einmal mehr als internationale Bühne für Innovationen unter Beweis stellen. In diesem Jahr stünden Künstliche Intelligenz, 5G sowie die Sprachsteuerung von Geräten der Unterhaltungselektronik klar im Fokus der Top-Themen, sagte IFA-Direktor Jens Heithecker am Mittwoch zur offiziellen Eröffnung in Berlin. Künstliche Intelligenz halte in immer mehr Unterhaltungsgeräten Einzug. Spracherkennung mache die Bedienung komfortabel. Und von dem Mobilfunkstandard 5G dürften vor allem die Smartphone-Hersteller angesichts eines stagnierenden Marktes neue Impulse erhoffen.
Zugkräftige Innovationen kann die Branche aktuell gut gebrauchen: Die aktuelle Phase des Wachstums werde 2019 zu Ende gehen, sagte Hans-Joachim Kamp, Aufsichtsratsvorsitzender der Branchengesellschaft gfu. Im ersten Halbjahr habe der Markt für technische Konsumgüter ein Minus von zwei Prozent verzeichnet, sagte Kamp. Insgesamt zeige sich der Markt jedoch in einer stabilen Situation, trotz kritischer Faktoren wie Handelskriegen, des drohenden Brexit und der ökonomischen Schwäche in vielen Ländern. Die IFA finde erneut zur richtigen Zeit statt, sagte Kamp. Den größten Umsatz mache die Branche traditionell im letzten Quartal des Jahres.
Unter Druck steht die Branche auch durch den aktuellen Handelskonflikt zwischen den USA und China. Die Trump-Regierung erlegt etwa dem Elektronikkonzern Huawei erhebliche Restriktionen auf. Jeder Handelskrieg treffe aber nicht nur ein Land, sondern eine gesamte Branche und damit auch die Konsumenten, sagte Christian Göke, Vorsitzender der Geschäftsführung der Messe Berlin. „Innovationen werden damit weniger innovativ, das trifft uns alle.“ Bei ihren Eröffnungsrednern bringt die IFA die USA und China zusammen: Neben dem Präsidenten des amerikanischen Chipherstellers Qualcomm, Cristian Amon, wird auch der Chef des Verbrauchergeschäfts von Huawei, Richard Yu, eine Rede halten.
Nach der zähen Frequenz-Versteigerung für den neuen Mobilfunkstandard war 5G zunächst für den Einsatz beim autonomen Fahren oder für Industrie-Unternehmen gedacht. Private Nutzer könnten vielfach mehr von einem Ausbau der LTE-Standards profitieren, hieß es. Doch die Telekom-Unternehmen und Smartphone-Hersteller adressieren zunehmend auch den privaten Nutzer. Vodafone zählte nach Einführung einer 5G-Tarifoption in kürzester Zeit 5000 Kunden.
Nun schürt das Unternehmen das Interesse zusätzlich mit einer 5G-Option ohne Aufpreis. Bislang gibt es allerdings erst zwei Smartphones – von Samsung und Huawei – auf dem Markt. Die dürften die Unternehmen auf der IFA allerdings auch in den Mittelpunkt rücken. 5G gehöre für Samsung zu den Kernthemen bei Smartphones, sagte Deutschland-Chef Mario Winter. Noch gebe es zwar noch wenige Geräte, aber 2020 werde möglicherweise das erste Jahr sein, in dem 5G einen großen Markt erschließe, sagte Göke.
Während die Umsätze mit den traditionellen Aushängeschildern der Unterhaltungselektronik, den neuen TV-Geräten, weiter zurückgehen, halte sich der Umsatz mit Smartphones auf hohem Niveau, erklärte Sebastian Klöß vom Digitalverband Bitkom. In den kommenden Jahren werde sich in dem Bereich noch einiges tun. Die nächste Generation, faltbare Smartphones, stehe bereits in den Startlöchern.
Zuletzt hatten sich Samsung und Huawei ein Wettrennen um das erste Gerät dieser Art im Markt geliefert, ruderten jedoch beide kurz vor dem geplanten Start zurück. Bei der Herstellung unter anderem des Displays gab es hartnäckige Probleme. Nun startet Samsung einen neuen Anlauf. Auf der IFA in Berlin wird der südkoreanische Konzern sein „Galaxy Fold“ mit im Gepäck haben, das noch in diesem Monat auf den Markt kommen soll. Auch Huawei könnte sein „Mate X“ mit dabei haben.
Eine Trendstudie des Bitkom und der Beratungsgesellschaft Deloitte ermittelte, das mehr als die Hälfte der Befragten (58 Prozent) einen großen Vorteil von faltbaren Smartphones darin sehen, dass sich diese zusammenklappen lassen und damit weniger Platz benötigen. Den größeren Bildschirm halten 50 Prozent für besonders interessant. Und 18 Prozent versprechen sich mehr Leistung als bei herkömmlichen Smartphones. Bislang ist die neue Geräte-Generation aber noch sehr teuer. Mit Preisen bis zu 2300 Euro für das „Mate X“ dürfte sich die Gerätekategorie noch einzige Zeit in einem Nischenmarkt bewegen.
Zwei Tage wird die Messe Fachbesuchern und der Presse vorbehalten sein, ab Freitag ist das private Publikum eingeladen. In diesem Jahr hat sich die Zahl der Aussteller mit 1939 erneut leicht erhöht im Vergleich zum Vorjahr, wie die Veranstalter mitteilten. Vergangenes Jahr zählte die IFA insgesamt rund 244 000 Besucher. [dpa]
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