Die amerikanische Videoplattform sieht die EU-Urheberrechtsreform als unhaltbares Risiko und droht nun mit der Abschaltung von Kanälen und Geoblocking.
Auf vielen Kanälen deutschsprachiger YouTuber finden sich dieser Tage statt der üblichen Schminktutorials, Life-Hacks und Gaming-Videos todernste Botschaften der Betreiber: Kommt die EU-Urheberrechtsreform zum Tragen, könnte die weltweit größte Videoplattform bald für viele der teils hauptberuflichen YouTuber keine Heimat mehr bieten – vielen von ihnen würde so das jähe Ende über Jahre mühsam bestückter Videokanäle mit millionenschweren Followerzahlen ins Haus stehen.
Die Erklärung dafür ist einfach: Bisher haftet YouTube nicht direkt für die Urheberrechtsverletzungen seiner User und verwarnt diese lediglich bei Verstößen – oder löscht im schlimmsten Fall deren Kanäle. Die EU-Urheberrechtsreform würde dieses Vorgehen allerdings unmöglich machen, da YouTube dann direkt von Rechteinhabern zur Kasse gebeten werden könnte, die ihre geschützten Inhalte wie Musik und Filmmaterial auf der Plattform wiederfinden. Trotz elaboriertester, für horrende Millionenbeträge entwickelter Upload-Filter ist YouTube nicht in der Lage, der unerlaubten Verwendung urheberrechtlich geschützter Inhalte einen Riegel vorzuschieben – und müsste nach dem Inkrafttreten der Urheberrechtsreform mit einer Klagewelle und kaum bezifferbaren Schadensersatzforderungen rechnen.
Diese Perspektive ist laut YouTube-Chefin Wojcicki für das Unternehmen nicht tragbar und es müssten so zum Schutze der Eigeninteressen des Plattformbetreibers viele Inhalte gesperrt werden, um eine etwaige rechtliche Belangbarkeit in EU-Staaten ausschließen zu können. Seit Jahren sucht man beim Video-Giganten der ersten Stunde bereits nach Lösungen und zahlt schon jetzt unentwegt Abschläge an Rechteinhaber, die sich mit derartig geringen Vergleichssummen bislang auch in der Regel zufrieden geben müssen.
Mit dem Erlöschen des sogenannten „Providerprivilegs“ würden YouTube allerdings schnell vollstreckbare Schadensersatzklagen drohen, was zur deutlichen Einschränkung der Nutzbarkeit der Videoplattform in den EU-Ländern führen könnte.
Wojcicki hatte bereits vor geraumer Zeit zum Protest gegen die EU-Urheberrechtsreform aufgerufen – DIGITAL FERNSEHEN berichtete. [rs]
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