Russland: Lange Haft für „Pokémon Go“-Spieler gefordert

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Bild: © Victoria - Fotolia.com
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Der große Hype ist abgeflaut, dennoch beschäftigt „Pokémon Go“ weiterhin zahlreiche Spieler. Und zumindest in Russland auch die Gerichte. Für einen Angeklagten könnte die Spielwut nun zu einer mehrjährigen Haftstrafe führen.

Die russische Justiz hat dreieinhalb Jahre Haft für einen Blogger gefordert, der in einer orthodoxen Kirche das Smartphone-Spiel „Pokémon Go“ gespielt hat. „Ich bin schockiert, dass die Anklage eine solche Strafe für mich beantragt hat“, sagte Ruslan S. am Freitag bei einer Anhörung in Jekaterinburg. „Ich habe niemandes Recht und Freiheit verletzt, seinen Glauben auszuüben“, sagte er der Agentur Tass zufolge. Die Staatsanwaltschaft betonte, sie sehe keine Basis für einen Freispruch. Die Verteidigung erklärte, sie hoffe auf eine Bewährungsstrafe. Das Urteil soll am 11. Mai fallen.

Ruslan S. hatte im Sommer 2016 einen Video-Clip ins Internet gestellt, in dem zu sehen ist, wie er in einer Kirche in der Uralmetropole Jekaterinburg „Pokémon Go“ spielt. Bei „Pokémon Go“ wird auf Straßen und in Gebäuden nach virtuellen Figuren gesucht. Dem Blogger wird unter anderem vorgeworfen, religiöse Gefühle verletzt zu haben. Der Angeklagte sagte: „Vielleicht bin ich ein Idiot, aber kein Extremist.“
 
Der Fall löste in der russischen Blogger-Szene scharfe Kritik aus. Menschenrechtler verurteilen den Prozess. Ruslan S. selbst sagt, er sei bereit, sich zu entschuldigen und gemeinnützige Arbeit zu verrichten. [dpa/buhl]

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8 Kommentare im Forum
  1. Diese für uns seltsam anmutende Form der "Religionsfreiheit" findet sich in vielen postsozialistischen Staaten: Einerseits ist es verboten zu missionieren (in China ist es sogar verboten, Kinder mit in einen Gottesdienst zu nehmen), andererseits aber drakonische Strafen bei allem, was als "Störung des Gottesdienstes" ausgelegt werden kann.
  2. Russland ist vergleichbar mit islamischen Staaten, wo auch wegen Religionsvergehen drakonische Strafe drohen. Und das unter einen Führer, der in einer Partei war, die die russisch orthodoxe Kirche (und Religion überhaupt) bekämpfte, mit Nutzung deren Kirchen als Lagerhäuser.
  3. Das könnte man ja fast lächerlich finden wenn es nicht ernst wäre. Das man gege politische oder religiöse Demonstrationen in Russland durchgreift kann man ja noch nachvollziehen, aber Pokemon Go ist doch völlig unpolitisch.
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