Der große Hype ist abgeflaut, dennoch beschäftigt „Pokémon Go“ weiterhin zahlreiche Spieler. Und zumindest in Russland auch die Gerichte. Für einen Angeklagten könnte die Spielwut nun zu einer mehrjährigen Haftstrafe führen.
Die russische Justiz hat dreieinhalb Jahre Haft für einen Blogger gefordert, der in einer orthodoxen Kirche das Smartphone-Spiel „Pokémon Go“ gespielt hat. „Ich bin schockiert, dass die Anklage eine solche Strafe für mich beantragt hat“, sagte Ruslan S. am Freitag bei einer Anhörung in Jekaterinburg. „Ich habe niemandes Recht und Freiheit verletzt, seinen Glauben auszuüben“, sagte er der Agentur Tass zufolge. Die Staatsanwaltschaft betonte, sie sehe keine Basis für einen Freispruch. Die Verteidigung erklärte, sie hoffe auf eine Bewährungsstrafe. Das Urteil soll am 11. Mai fallen.
Ruslan S. hatte im Sommer 2016 einen Video-Clip ins Internet gestellt, in dem zu sehen ist, wie er in einer Kirche in der Uralmetropole Jekaterinburg „Pokémon Go“ spielt. Bei „Pokémon Go“ wird auf Straßen und in Gebäuden nach virtuellen Figuren gesucht. Dem Blogger wird unter anderem vorgeworfen, religiöse Gefühle verletzt zu haben. Der Angeklagte sagte: „Vielleicht bin ich ein Idiot, aber kein Extremist.“
Der Fall löste in der russischen Blogger-Szene scharfe Kritik aus. Menschenrechtler verurteilen den Prozess. Ruslan S. selbst sagt, er sei bereit, sich zu entschuldigen und gemeinnützige Arbeit zu verrichten. [dpa/buhl]
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