Augen auf beim Online-Banking: Sicherheitsforschern ist es nun gelungen das photoTAN-Verfahren zu knacken, das beim Online-Banking verwendet wird. Das soll sowohl bei Android- als auch bei iOS-Geräten möglich sein.
Zwei IT-Sicherheitsforschern ist es nach einem Bericht der „Süddeutschen Zeitung“ gelungen, auf manipulierten Android-Smartphones das beim Mobile-Banking eingesetzte Verfahren photoTAN zu knacken. Nachdem die beiden Forscher der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg eine Schadsoftware auf den Geräten installiert hatten, konnten sie nach Belieben Online-Überweisungen umleiten oder diese selbst erstellen. Die Transaktionen konnten allerdings nur manipuliert werden, wenn Banking-App und photoTAN-App auf einem Gerät installiert sind.
Mit den Angriffen könnten nach Angaben der Forscher Vincent Haupert und Tilo Müller die Geldinstitute Deutsche Bank, Norisbank und Commerzbank ins Visier genommen werden. „Für uns ist es überhaupt kein Problem, die tatsächliche Überweisung anschließend zu verstecken“, sagte Haupert. Solange ein Kunde seine Bankgeschäfte mobil tätige, bleibe die Manipulation unerkannt.
Mit der photoTAN wird ein einmalig zu nutzendes Passwort erzeugt. Bei der Einführung des Verfahrens wurde auf dem PC-Monitor ein ungefähr drei mal drei Zentimeter großes Bild aus kleinen Punkten generiert, das die Transaktionsdaten enthält. Diese Grafik wird in dieser Variante mit dem Smartphone oder Lesegerät abgescannt. Nach der Entschlüsselung der photoTAN und sind auf dem Bildschirm zur Kontrolle die Transaktionsdaten (Betrag und Name des Empfängers einer Überweisung) sowie eine siebenstellige Transaktionsnummer zu sehen, mit der die Überweisung freigegeben werden kann.
Kritisch aus Sicht der Forscher ist, wenn sich die Banking-Anwendung sowie die photoTAN-App auf einem Gerät befinden und die eigentlich vorgesehene Zwei-Wege-Authentifizierung ausgehebelt wird. Die Nutzung einer photoTAN auf dem PC mit einem externen Lesegerät halten die Forscher weiterhin für sicher.
Der Angriff der beiden Sicherheitsforscher setzt voraus, dass auf dem Smartphone der Opfer bereits eine mit Viren infizierte App installiert sein muss. „Das macht den Angriff schwieriger, aber nicht unmöglich“, sagt Haupert. Darauf deute Schadsoftware wie „Godless“ und „Hummingbad“ hin. Diese schaffte es in den offiziellen App-Store von Google und hätte auf 90 Prozent aller Android-Smartphones funktioniert. Zehn Millionen Geräte seien betroffen gewesen.
Das Angriffsszenario habe man unter dem Google-System Android demonstriert. Eine Attacke sei aber prinzipiell auch beim iPhone-System iOS denkbar. Die iOS-Schadsoftware Pegasus habe gezeigt, dass nicht nur Android-Smartphones angegriffen werden könnten. Allerdings sei das Sicherheits-Modell der Apple-Software restriktiver, sodass die Wahrscheinlichkeit dort im Vergleich zu Android geringer sei, eine Schadsoftware einzufangen.
Auf Nachfrage weisen Pressesprecher von Deutscher Bank und Norisbank darauf hin, dass man das Thema Sicherheit sehr ernst nehme: „Richtig angewendet sind alle Legitimationsverfahren sicher.“ Kunden entscheiden nach eigenen Präferenzen, welches Verfahren ihnen zusage. Die Commerzbank erstatte im Schadensfall die vollständige Summe, heißt es in einer Antwort. Die Bank gebe Kunden auf ihrer Webseite Sicherheitshinweise. Der von den Forschern durchgeführte Angriff sei der Bank nicht bekannt. [dpa/kw]
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