3D ohne Brille ist längst Realität und passt in Form der tragbaren Spielkonsole 3DS sogar in die Hosentasche. Die Neuauflage des Handhelds bietet fast doppelt so große Bildschirme und die plastischen Bilder wirken noch greifbarer – dennoch müssen Videospielfans mit Einschränkungen leben.
Nintendos 3DS hatte im März letzten Jahres mit einem verhaltenen Marktstart zu kämpfen und der Abverkauf lief erst mit einer Preissenkung richtig an. Starke Titel wie etwa „Super Mario 3D Land“ kurbelten die Verkäufe weiter an und mittlerweile ist der Handheld weltweit rund 18 Millionen Mal über die Ladentheke gewandert.
In alter Tradition spendiert Nintendo der tragbaren Konsole nun eine Neuauflage und der 3DS XL (UVP: 199 Euro) protzt mit zwei riesigen Bildschirmen. Beim Oberen handelt es sich wie gehabt um ein autostereoskopisches Display, das 3D-Bilder ohne Brillenzwang erzeugt und der untere Bildschirm setzt Berührungen in Spieleingaben um. Insgesamt sind die Bildschirme des 3DS XL fast doppelt so groß wie beim 3DS.
Der 3D-Effekt profitiert auf den ersten Blick von der gesteigerten Bildschirmgröße, denn zum einen ist der Gehäuserahmen um das Display geschrumpft und das Mittendringefühl wird so intensiviert.
Außerdem weisen die plastischen Bilder insgesamt eine höhere Tiefenwirkung auf und vor allem Titel mit einem starken 3D-Effekt wie etwa „The Legend of Zelda: Ocarina of Time 3D“ spielen sich auf dem 3DS XL angenehmer.
Die Blickwinkelstabilität wurde leider nicht optimiert und die Konsole muss wie gewohnt zwingend ruhig gehalten werden, sonst zerfällt der plastische Eindruck. Auch die 3D-Auflösung von 400 x 240 Bildpunkten pro Auge wurde nicht erhöht und im Zusammenspiel mit der Bildschirmdiagonalen von 4,88 Zoll stellt der 3DS XL 94 Bildpunkten pro Zoll (PPI) dar. Dies mutet in der heutigen Zeit fast schon anachronistisch an, denn Sonys portable Konsole PS Vita kommt mit einem 5-Zoll-Bildschirm auf rund 219 PPI und Apples iPhone 4S (3,54 Zoll) bringt es gar auf 326 PPI.
Die hohe Pixeldichte hat den Vorteil, dass das menschliche Auge bei einem Betrachtungsabstand von etwa 20 Zentimetern keine einzelnen Bildpunkte mehr erkennen kann und die Darstellung ungemein fein und detailliert gelingt. Bei Nintendos 3DS XL sind abgestufte Kanten und deutlich sichtbare Pixel jedoch unvermeidbar. Die Leuchtkraft wurde im direkten Vergleich mit dem 3DS nicht gesteigert, dafür wurde die Farbabbildung im Detail optimiert und der leichte Blaustich ist beim 3DS XL einer authentischeren Darstellung gewichen.
Das rundliche Design steht der portablen Konsole gut und die Bautiefe fällt im Vergleich zum Vorgängermodell nur marginal höher aus. Dennoch passt der 3DS XL ganz dem Namen entsprechend nun sicher nicht mehr in jede Hosentasche. Unterwegs schlägt sich der Handheld aber wacker und die Akkulaufzeit wurde nahezu verdoppelt. Demnach gehen beim 3DS XL der Nutzungsweise entsprechend erst nach rund 4-8 Stunden die Lichter aus.
Leider legt Nintendo dem Handheld kein Ladegerät bei und beim Kauf sollten nochmals rund 10 Euro mit einberechnet werden. Viele Fans haben sich für eine Neuauflage des Handhelds einen zweiten integrierten Analogstick gewünscht, denn viele 3D-Spiele lassen sich so einfach besser steuern.
Diesem Wunsch ist Nintendo leider nicht nachgekommen und Titel wie etwa „Resident Evil: Revelations“ spielen sich unnötig hakelig. Beim 3DS löst der Hardware-Zusatz „Schiebepad Pro“ (siehe Bild) diese Problematik. Eine Ankündigung der Erweiterung für den 3DS XL steht derzeit noch aus.
Neuauflage geglückt: Wer den 3DS XL einmal in der Hand gehalten hat, kann sich ein schelmisches Grinsen nur schwer verkneifen, denn trotz aller Kritik macht die Neuauflage ungemein viel Spaß und der 3D-Effekt fällt dank des größeren Bildschirms noch erstaunlicher aus.
Wer bislang nur mit einem Kauf geliebäugelt hat, kann beim 3DS XL also bedenkenlos zugreifen und selbst Besitzer eines 3DS‘ sollten sich den Kauf durch den Kopf gehen lassen. Denn neben dem fulminanteren 3D-Effekt punktet der neue Handheld auch mit einer insgesamt angenehmeren Haptik, einer deutlich verlängerten Akkulaufzeit und letztlich lässt das „runde“ Design den Handheld trotz XL-Bildschirm weniger klobig erscheinen. [Dennis Schirrmacher]
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