Nachdem Facebook-Chef Mark Zuckerberg erst vor wenigen Wochen mit der Übernahme des Kurznachrichtendienstes WhatsApp für Furore sorgte, hat er nun mit dem Zukauf von Oculus VR, einem Spezialisten für digitale Brillen, bereits den nächsten Milliarden-Deal eingefädelt.
Nur wenige Wochen nach dem Deal um WhatsApp hat Facebook-Chef Mark Zuckerberg den nächsten Milliarden-Zukauf eingefädelt. Er blättert insgesamt bis zu 2,3 Milliarden Dollar (1,7 Mrd Euro) für Oculus VR hin, einen Spezialisten für digitale Brillen, mit denen sich virtuelle Welten darstellen lassen.
„Mobile Geräte sind die Plattform der Gegenwart; wir bereiten uns auf die Plattformen der Zukunft vor“, begründete Zuckerberg am Dienstag den Zukauf. „Oculus hat die Chance, die sozialste Plattform aller Zeiten zu erschaffen und damit die Art und Weise zu verändern, wie wir arbeiten, spielen und kommunizieren.“
Das junge Unternehmen hatte mit der bisher vor allem für Computerspiele gedachten Datenbrille „Oculus Rift“ für Schlagzeilen gesorgt. Sie könnte nach langer Entwicklungszeit eventuell im Sommer erscheinen. Tester loben, man könne damit sehr glaubhaft in virtuelle Welten eintauchen. Die Technik ist aber immer noch recht klobig. Die Entwicklung des Geräts und der Plattform dahinter soll auch unter der Ägide von Facebook weitergehen.
Die Brille ist bereits seit 2012 in Arbeit. Ihre Erfinder hatten sich damals zunächst 2,4 Millionen Dollar von Internet-Nutzern bei der Online-Plattform Kickstarter beschafft. Inzwischen waren insgesamt über 90 Millionen Dollar in die Firma gesteckt worden.
Facebook hat auch eine große Spiele-Plattform, die von „Oculus Rift“profitieren könnte. Zuckerberg erklärte jedoch, es gebe noch jede Mengeweitere Anwendungsmöglichkeiten für solche Datenbrillen über das Spielenhinaus. Sportfans könnten sich die besten Plätze im Stadion sichern,virtuelles Lernen würde verbessert oder Konversationen mit dem Arzt. Manfühle sich „wahrhaft anwesend“.
Die Brille „Oculus Rift“ lässt die Anwender in virtuelle Welten eintauchen. Das Gerät sieht aus wie eine übergroße Ski-Brille, vor den Augen steckt ein 7 Zoll (17,8 cm) großer Bildschirm. Das reicht aus, um dem Menschen recht wirksam vorzugaukeln, dass er sich mitten im Geschehen zum Beispiel in einem Spiel befindet.
Das Display ist eine Spezialentwicklung mit erhöhter Helligkeit und einer besonders hohen Bildwiederholungsrate für schnelle Reaktionszeiten. Ein entscheidendes Element ist eine Menge Sensoren, die Bewegungen verfolgen, damit sich das Geschehen exakt anpasst, wenn man zum Beispiel den Kopf dreht. Die 3D-Effekte sollen besonders gut an menschliche Sehgewohnheiten angepasst werden.
In der aktuellen Entwicklerversion hängt die fast 400 Gramm schwere „Oculus Rift“ noch an diversen Kabeln für die Stromversorgung und den Anschluss an das Steuergerät. Wann die Brille für Verbraucher auf den Markt kommt, ist nach fast zwei Jahren Entwicklungszeit immer noch offen.
Spiele und andere Programme müssen speziell angepasst werden, um mit „Oculus Rift“ zu funktionieren. Den Softwareentwicklern werden dafür Programmiercode-Bausteine zur Verfügung gestellt.
Der Ansatz von Oculus unterscheidet sich fundamental von dem Konzept für die Datenbrille Google Glass. Die „Oculus Rift“ soll den Anwender für eine begrenzte Zeit – etwa für ein Spiel – komplett von der Außenwelt abschirmen. Das Konzept von Google Glass dagegen sieht vor, dass die Brille den ganzen Tag lang getragen werden kann. Sie soll ausdrücklich keine Barriere zur Außenwelt bilden.
Zu den direkten Rivalen der „Oculus Rift“ gehört derjapanische Elektronikriese Sony mit seinem jüngst vorgestellten „ProjectMorpheus“. Nutzer der Playstation 4 können sich mit dieser Brille invirtuelle Spielewelten einklinken.
Facebook zahlt für Oculus VR400 Millionen Dollar in bar und etwa 1,6 Milliarden Dollar in eigenenAktien. Hinzu kommen später bis zu 300 Millionen Dollar, wenn bestimmteZiele erreicht werden. Der Höhenflug der Facebook-Aktie gibt Zuckerbergeine Akquisitionswährung für solche Riesen-Deals. Die im Februarverkündete Übernahme des Kurznachrichten-Dienstes WhatsApp war insgesamt19 Milliarden Dollar schwer. Zu den weiteren großen Zukäufen vonFacebook gehörte die Foto-Plattform Instagram.
Oculus VR soll imkalifornischen Irvine beheimatet bleiben und damit nicht in dieFirmenzentrale von Facebook nach Menlo Park umziehen. Zuckerberg hattezuvor auch WhatsApp größtmögliche Eigenständigkeit zugesichert. [dpa/das]
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