Dass die Telekom bestimmte Online-Dienst bevorzugt durch ihre Netze leitet, sorgt bei vielen Verfechtern der Netzneutralität für Unmut. Von einem Zwei-Klassen-System ist dabei die Rede. Die Telekom will davon nichts wissen.
Die Telekom steht laut ihrem Deutschland-Chef grundsätzlich zur Netzneutralität – auch wenn sie Online-Spezialdienste weiter vorantreiben will. „Es ist gut, dass wir künftig beim Internetverkehr etwas differenzieren können, um manche sensible Dienste erst zu ermöglichen“, sagte Niek Jan van Damme der „Rheinischen Post“ (Samstag). „Mit einem Zwei-Klassen-System hat das nichts zu tun.“ Ein freies und offenes Internet bedeute, dass möglichst viele neue Dienste entstehen könnten, für die aber auch die notwendigen technischen Voraussetzungen geschaffen werden müssten.
Bei sogenannten Spezialdiensten soll ein Teil des Datenverkehrs bevorzugt durchgeleitet werden. Im Oktober hatte das Europaparlament beschlossen, dass sich im Prinzip niemand in der EU eine Vorfahrt im Internet erkaufen darf – die Spezialdienste allerdings erlaubt. Netzaktivisten und Wirtschaftsverbände bezeichneten die Entscheidung als Aufweichung der Netzneutralität.
Während Brüssel mit Blick auf die Spezialdienste nur von lebensrettenden Anwendungen wie Telemedizin oder speziellen Telematik-Diensten sprach, nannte van Damme auch Online-Spiele, für die garantierte Übertragungsqualitäten sinnvoll seien. Damit schloss er an die Interpretation des Begriffs durch Telekom-Konzernchef Tim Höttges an, die im vorigen Jahr ebenfalls scharf kritisiert wurde.
Entscheidend für die Durchsetzung der neuen Dienste ist van Damme zufolge der neue Mobilfunkstandard 5G. Ihn soll es ab 2020 geben, der Standard soll Daten sicherer und mit weniger Verzögerung übertragen. [dpa/fs]
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