Die jüngsten Internet-Pläne der Telekom stoßen weiter auf Kritik. Nach dem VATM wirft nun auch NetCologne dem Konzern vor, eine knallharte Verdrängungsstrategie hin zur Remonopolisierung zu fahren.
Die Bundesregierung hat ein klares Ziel vorgegeben: Das Internet soll schneller werden und bis 2018 für jeden Haushalt mit mindestens 50MBit/s zur Verfügung stehen. Um das zu erreichen, müssen die Netze in den kommenden Jahren deutlich ausgebaut werden, doch die Umsetzung dessen sorgt für Diskussionsstoff. Vor allem die Vectoring-Pläne der Telekom sorgen immer wieder für Kritik. So will der Konzern nun die Anschlüsse von Millionen Bürgern mittels Vectoring aufrüsten, doch dafür müssten rund 135 000 VDSL-Anschlüsse der Konkurrenz abgeklemmt und wieder in die Hand der Telekom gelegt werden.
Der Kölner Kabelnetzbetreiber NetCologne hält von dem Alleingang der Bonner nichts: Die Telekom verfolge hinter den Kulissen eine knallharte Verdrängungsstrategie um ihr einstiges Monopol zurückzubekommen – auf Kosten des Wettbewerbs, beklagte der Netzbetreiber am Mittwoch in einer Mitteilung.
Dieses Vorgehen passe vor allem nicht mit dem Gedanken der Netzallianz zusammen, in der auch die Telekom sitzt. „Es kann nicht sein, dass wir auf der einen Seite gemeinsam am runden Tisch in Berlin sitzen und Strategien zum schnellen Netzausbau entwickeln, um dann bei nächster Gelegenheit über die Bundesnetzagentur mit den Exklusivitätsansprüchen der Telekom konfrontiert zu werden“, so NetCologne-Geschäftsführer Jost Hermanns. Dadurch werde die ganze Netzallianz zur Farce.
Zudem beklagte Hermanns, das in vielen Gebieten, die die Telekom nun im Visier hat, bereits heute schnelle Glasfaseranschlüsse über regionale Anbieter zur Verfügung stehen. Dadurch käme es zu einer Doppelinvestition. „Das ist volkswirtschaftlich unsinnig und reine Rosinenpickerei“, beklagte der Geschäftsführer weiter und verwies darauf, dass das Geld dann dort fehle, wo es am dringendsten gebraucht werde: in den weniger dicht besiedelten Landstrichen.
Um die Ausbaupläne der Regierung halten zu können, müsse man vor allem den Wettbewerb schützen: „Ohne einen gesunden Infrastrukturwettbewerb würden wir heute mit dem Glasfaserausbau in Deutschland nicht annähernd dort stehen, wo wir sind. Und Wettbewerb braucht Vielfalt, keine Remonopolisierung zu Gunsten eines Einzelnen“, so Hermanns.
NetCologne ist dabei keineswegs das einzige Unternehmen, was sich gegen die Pläne der Telekom stellt. So hatte erst in der vergangenen Woche Martin Witt, Präsident des VATM und Chef des Internetanbieters 1&1, beklagt, dass der Bonner Konzern mit seinen Vectoring-Plänen in Wahrheit die Remonopolisierung der Netze betreibe. Die Telekom hält dagegen, dass die Konkurrenz den Ausbau viel zu zögerlich in Angriff nehme. [fm]
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