Neue Smartphones wie das iPhone 5 können gewaltige Download-Geschwindigkeiten erreichen. Doch bei der Umsetzung des neuen Mobilfunkstandards hakt es. Es kam bereits zu einem Krisentreffen.
Angesichts der Probleme beim Ausbau des schnellen Mobilfunkstandards LTE haben Mobilfunkunternehmen Alarm geschlagen. Die Kritik zielt vor allem auf die Bundesnetzagentur. „Die Lage ist weiter angespannt“, sagte Thomas Ellerbeck, Mitglied der Vodafone-Geschäftsleitung, am Sonntag der dpa. Es fehlten 10 000 Genehmigungen. Am vergangenen Freitag kam es angesichts der Probleme zu einem Spitzengespräch des Präsidiums des Verbands der Anbieter von Telekommunikations- und Mehrwertdiensten (VATM) mit der Spitze der Bundesnetzagentur in Bonn. Ende September solle ein weiteres Treffen folgen. Ellerbeck ist auch VATM-Vizepräsident.
„Die Bundesnetzagentur führt die Breitbandstrategie der Bundesregierung ad absurdum“, hatte zuvor Jürgen Grützner vom VATM dem Nachrichtenmagazin „Spiegel“ gesagt. Demnach warten derzeit rund 10 000 Anträge für neue Richtfunkstrecken bei der Bundesnetzagentur auf Bearbeitung. Allein der Vodafone-Konzern warte auf die Erteilung von mehr als 4700 Genehmigungen. Anträge würden teils 22 Wochen lang nicht bearbeitet – trotz der gesetzlichen Frist von maximal 6 Wochen. Tausende LTE-Basisstationen seien bereits installiert, könnten aber wegen fehlender Genehmigungen derzeit nicht in Betrieb genommen werden. „Der Prozess ist so mühsam, als würde man einen Fußballplatz mit der Nagelschere mähen“, sagte Ellerbeck dem Magazin.
„10 000 fehlende Genehmigungen bedeuten, dass Unternehmen, die Millionenbeträge in den Ausbau investiert haben, die Technik nicht in Betrieb nehmen können“, sagte Ellerbeck der dpa. „Der Bund hat von den Unternehmen 4,4 Milliarden Euro für Frequenzen erhalten, die bis heute nicht vollständig genutzt werden können.“
2013 rechnen die Unternehmen mit einer weiteren Verschärfung der Lage. „Der VATM geht in Summe von rund 30 000 Richtfunk-Anträgen 2013 aus, die genehmigt werden müssen“, sagte Ellerbeck. Die Politik müsse die Netzagentur auch für den Telekommunikationssektor deutlich besser ausstatten.
Erst Mitte August hatte die Bundesnetzagentur eingeräumt, dass es bei der Genehmigung von mehreren tausend Anträgen für den Ausbau des schnellen LTE-Mobilfunknetzes zu Verzögerungen kommt. Die Netzagentur kündigte an, das Personal aufzustocken, daneben versprach sie eine vorrangige Bearbeitung von Anträgen für besonders wichtige Mobilfunkstationen.
Beim LTE-Ausbau gibt es zudem unter den großen Städten in Deutschland noch erhebliche Unterschiede. Während Frankfurt am Main bereits zu 90 Prozent abgedeckt sei, liege Berlin mit 38 Prozent Abdeckung derzeit weit abgeschlagen auf dem letzten Platz, hatte das Telekommunikationsportal 4G.de im August ermittelt. Sechs von zehn Berlinern hätten demnach LTE in den vergangenen vier Monaten nicht nutzen können. Damit erreiche die Hauptstadt „Kleinstadt-Niveau“.
Auch das neue iPhone 5 von Apple unterstützt den schnellen Datenfunk LTE. Mit LTE sind Download-Geschwindigkeiten bis 100 Megabit pro Sekunde möglich – 100 Mal schneller als bei der einfachsten DSL-Leitung im Festnetz. Der langjährige Partner Telekom kündigte vor kurzem an, bis Jahresende LTE-Netze in 100 Städten einzurichten, bisher gibt es sie in rund 60. [dpa]
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