Auf dem Medientage München warnte Bundeskanzlerin Angela Merkel vor der Gefahr für die Meinungsvielfalt, die von den sozialen Medien ausgeht. Zudem forderte sie großen Internetplattformen zur Offenlegung ihrer Algorithmen auf.
Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) hat sich dafür ausgesprochen, die geheimen Regeln der großen Internetplattformen offenzulegen. Bei den Medientagen München forderte sie am Dienstag, „dass Algorithmen transparent sein müssen, dass (…) man sich als interessierter Bürger informieren kann: Was passiert da eigentlich mit meinem Medienverhalten und dem anderer?“
Merkel warnte davor, dass Menschen in den sozialen Medien nur noch das lesen, was ihre eigenen Auffassungen bestätige oder ihnen von Gleichgesinnten empfohlen werde: „Das ist eine Entwicklung, die wir genau beobachten müssen.“ Dies bedrohe die für die Demokratie unerlässliche Fähigkeit, sich auch mit anderen Meinungen auseinanderzusetzen. „Solche Mechanismen, wenn sie nicht transparent sind, können zur Verzerrung der Wahrnehmung führen; sie verengen den Blickwinkel.“
Die großen Plattformen entwickelten sich mit ihren Algorithmen immer mehr „zum Nadelöhr für die Vielfalt der Anbieter“, sagte Merkel, ohne Facebook oder Google beim Namen zu nennen. Dies könne erhebliche wirtschaftliche Folgen für andere Medien haben und deren Existenz bedrohen.
Wie weit die Künstliche Intelligenz bereits auf dem Vormarsch ist, unterstrich Wolfgang Wahlster, Professor am Forschungszentrum Künstliche Intelligenz in Karlsruhe. Der Roboterjournalismus sei sei weit fortgeschritten – der Computer könne auf der Basis der Algorithmen bereits selektieren, aggregieren und präsentieren. Er könne aber noch nicht verlässlich die Quellen abbilden und sei intransparent. Im übrigen sei kein Algorithmus in der Lage, Gefühle nachzuvollziehen oder Witze zu verstehen. [dpa/kw]
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