Medientage München mit Streit über den Rundfunkbeitrag gestartet

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Bild: © Victoria - Fotolia.com
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Welchen Nachrichten kann man noch vertrauen und warum? Auf diese Frage suchen die Medientage München eine Antwort. Doch die Medienmacher debattieren auch über ein typisch deutsches Thema: den Rundfunkbeitrag von derzeit 17,50 Euro monatlich pro Haushalt.

Die Geschäftsführerin von RTL Deutschland, Anke Schäferkordt, hat den Ministerpräsidenten vorgeworfen, die privaten Medien im Wettbewerb mit öffentlich-rechtlichen und Internetgiganten im Stich zu lassen. Zur Eröffnung der Medientage München sagte sie am Dienstag: „Die Marktverzerrung durch mehr als acht Milliarden Euro Rundfunkbeitrag bei ARD und ZDF muss endlich eingedämmt werden. Wie die Ergebnisse der Ministerpräsidentenkonferenz vorige Woche zeigen, ist die Verflechtung von Politik, Gremien und Anstalten unverändert eng. Keiner traut sich an die dringend notwendigen, wirklichen Veränderungen heran.“
 
Die Ministerpräsidenten hatten vergangene Woche in Saarbrücken vereinbart, dass ARD, ZDF und Deutschlandradio mehr Freiheit bei ihren redaktionellen Angeboten im Internet bekommen sollen. Schäferkordt kritisierte das: Der öffentlich-rechtliche Rundfunk bekomme so den Auftrag, „mit Beitragsgeldern die amerikanischen Plattformen durch kostenlose Zurverfügungstellung originärer Produktionen zu stärken, während die privaten Medien (…) mit diesen Plattformen über tragfähige Geschäftsmodelle verhandeln. Hut ab vor dieser Spitze der Wettbewerbsverzerrung!“

Der künftige ARD-Vorsitzende Ulrich Wilhelm lehnte bei den Medientagen den Vorschlag ab, einen Teil der Rundfunkbeiträge privaten Anbietern zu überlassen: „Die Privaten haben sehr hohe Gewinne, haben über die vergangenen Jahre sehr gut verdient. Insofern mutet der Ruf nach öffentlichen Geldern merkwürdig an.“ Trotz voller Kassen sei der Anteil politischer Angebote bei den großen Privatsendern gesunken. „Bevor man hier nach öffentlichen Mitteln ruft, könnte die eigene Etatsituation hier durchaus mehr ermöglichen“, sagte BR-Intendant Wilhelm, der Anfang Januar den ARD-Vorsitz übernimmt.
 
Der Gastgeber der Medientage, Siegfried Schneider, hatte am Montag eine Reform des Rundfunkbeitrags zugunsten privater Anbieter vorgeschlagen: „Ein Teil der jährlichen Einnahmen könnte ja ausgeschrieben werden, zum Beispiel für die Produktion eines politischen Magazins. Darauf könnten sich dann private ebenso wie öffentlich-rechtliche Medien bewerben“, sagte Schneider der Deutschen Presse-Agentur. Er ist Präsident der Bayerischen Landeszentrale für neue Medien und derzeit Vorsitzender der Direktorenkonferenz der Landesmedienanstalten in Deutschland.
 
Der Google-Deutschland-Chef Philipp Justus forderte in München mehr Freiräume für digitale Medien: „Ich sehe in Deutschland noch viel zu häufig den Reflex, jedes neue Medium umgehend mit alter Regulierung beschränken zu wollen.“ Auf diese Weise könne Deutschland nicht international wettbewerbsfähig sein. „Wir brauchen mehr Möglichkeiten für digitale Innovationen und nicht das Ausbremsen, weil wir das Gefühl haben, wir müssen alte Modelle schützen“, sagte Justus.
 
Ein großer Trend sind nach Überzeugung des Google-Managers digitale Sprachassistenten: „Die Interaktion zwischen Nutzern und Geräten wird in den nächsten Jahren immer mehr über gesprochene Sprache stattfinden.“ Auf mobilen Geräten werde schon jetzt jede fünfte Google-Suchanfrage gesprochen statt geschrieben.
 
Auch das selbstfahrende Auto der Zukunft ist für Medienanbieter nach Expertenansicht eine große Chance: „Wenn die Fahrzeit zur Freizeit wird, wird der Fahrersitz zur Fernsehcouch“, sagte der Vodafone-Deutschland-Chef Hannes Ametsreiter. Der Fahrer werde künftig dann viel Zeit zur Nutzung von Medien haben. Vor allem die Videonutzung werde weiter zunehmen. „Das Handynetz wird zu einem ganz eindeutigen Videonetz. Wir rechnen damit, dass in Kürze 80 Prozent der Nutzung eines Handynetzes Videos sein werden.“
 
Ametsreiter forderte einen schnellen Ausbau der Infrastruktur und der nächsten Mobilfunkgeneration 5G: „Eine Gigabit-Offensive fürs Land ist sehr notwendig. Deutschland hinkt hier zurück.“ In allen Regionen Deutschland müsse es Glasfaserverbindungen geben: „Glasfaser schafft einen Transport in Lichtgeschwindigkeit. Das ist die Transportkapazität und die Verbindung für die nächsten 50 bis 100 Jahre.“
 
Zu den 31. Medientagen München werden mehr als 400 Referenten und bis zu 6000 Besucher erwartet. Das Motto des dreitägigen Kongresses lautet: „Media, Trust, Machines – Vertrauen in der neuen Mediengesellschaft“. [Bernward Loheide]

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