Matt Groenings „Disenchantment“ heute gestartet

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Bild: © Victoria - Fotolia.com
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Nach den „Simpsons“ und „Futurama“ wagt Produzent Matt Groening eine Fantasy-Parodie. Die Serie setzt auf ein bekanntes Rezept, ist immer wieder lustig, hat jedoch noch Verbesserungspotenzial.

Wie produziert man eine Hitserie? Man nehme ein bisschen „Simpsons“, ein wenig „Game of Thrones“, etwas Magie und eine starke Heldin. Das dachte sich „Simpsons“-Erfinder Matt Groening und schuf eine neue Trickfilmserie für den Streaminganbieter Netflix. Sie ist eine Parodie auf das Genre Fantasy, heißt „Disenchantment“ (Entzauberung) und spielt in einem mittelalterlich inspirierten Königreich. Die ersten sieben Episoden sind seit diesem Freitag auf Netflix zu sehen.

Dort heißt die Heldin Prinzessin Bean und die will auf keinen Fall so brav sein, wie ihr Vater das gerne hätte. Statt einer arrangierten Ehe mit einem eingebildeten Prinzen zu führen, betrinkt sie sich lieber mit ihren Freunden oder verführt Männer. Doch das ist oft ganz schön schwer, wenn Papa ein König ist. Bean hat runde Glubschaugen und große Vorderzähne wie die «Simpsons»-Figuren und lange weiße Haare wie Khaleesi aus der Mittelalter-Saga „Game of Thrones“. Die Jugendliche kämpft mit Schwert und Faust für ihr Recht und der erste Bräutigam in spe spießt seinen Kopf selbst in einem Messer-Thron im Stil von „Game of Thrones“ auf, nachdem ihm die Prinzessin am Altar den Ring aus der Hand geschlagen hat.

Bean denkt und spricht wie privilegierte Teenager von heute, die den Sinn des Lebens suchen und sich als Feministinnen sehen. So muss sie beispielsweise auch ein Waisenhaus besuchen, um zu sehen, wie gut es ihr geht. Und da sie nicht heute, sondern in einem Fantasie-Mittelalter lebt, ist einer ihrer ersten Jobs entsprechend Enthaupterin. Der dadurch entstehende anachronistische Humor ist immer wieder mal witzig.

Wie bei den „Simpsons“ geht Groening auch bei „Disenchantment“ auf viele andere Werke ein – so gibt es etwa viele Anspielungen auf Monty Python. Auch Märchenfiguren kommen immer wieder vor – nur verhalten die sich etwas anders als in den Originalvorlagen. Hänsel und Gretel sind durchgeknallte Psychos, eine Fee ist Prostituierte und eine Riesin wird für ihr Aussehen gemobbt und möchte einfach nur als Mensch mit Gefühlen wahrgenommen werden. Auch Magie ist ein Thema – manchmal funktioniert sie und manchmal nicht – genauso wie in vielen Fantasy-Geschichten.

Unterwegs ist Prinzessin Bean meist mit ihren zwei Freunden: Einem Elfen namens Elfo, der sein immer glückliches Elfenland verließ, um endlich mal traurig sein zu können, und einem Dämonen namens Luci, der Bean immer Unfug ins Ohr flüstert.Anderer Story-Ansatz als bei „Simpsons“ und „Futurama“

Mit „Disenchantment“ schuf Groening erstmals eine Geschichte, die nicht nur aus vielen Geschichten besteht, sondern darüber hinaus einen größeren Handlungsbogen hat – zumindest ist dieser angedeutet. Beispielsweise sieht man Leute, die Bean ihren Dämon Luci geschickt haben, um sie vom vorgesehenen Weg als artige Prinzessin abzubringen. Warum sie das wollen, bleibt zumindest in den ersten sieben Episoden unklar. Außerdem lassen Bean und ihre zwei Kumpel versehentlich viele Dämonen frei – aber zumindest vorerst hat auch das noch keine Konsequenzen.

Ansonsten kann man die immer etwa halbstündigen „Disenchantment“-Episoden ähnlich wie bei den „Simpsons“ und bei Groenings anderer Kultserie „Futurama“ auch gut einzeln schauen. Die kleinen Geschichten beginnen und enden immer etwa am selben Ort und hören dort wieder auf und Handlungen haben selten längere Konsequenzen.

Auch bei etlichen Figuren und dem Humor gibt es Parallelen zu den beiden anderen Serien von Groening, und es gibt viele witzige Momente und Wortspiele. Politische Anspielungen und Hintergründe jedoch wie die anderen beiden Produktionen hat „Disenchantment“ zumindest am Anfang noch nicht. Doch Groenings Serien haben in der Regel eine lange Laufzeit, und so hat „Disenchantment“ noch viel Potenzial. [Anne-Sophie Galli, dpa]

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