Leipzig – Nach Informationen des DVB-Project informierte der MHP-Lizengeber Via Licensing in einem Brief, dass unverschlüsselt verbreitete Fernsehsender zukünftig keine Lizenzgebühren mehr für das Anbieten von MHP-Diensten zahlen müssten.
In dem Brief wird festgestellt, dass die Entscheidung im Sinne der Interessen getroffen worden ist, die dauernde Aufstellung von Dienstleistungen für die Multimedia Home Platform (MHP) rund um die Welt zu unterstützen. Weitere Informationen dazu will das DVB-Project in den nächsten Tagen auf seiner Internetseite veröffentlichen.
Ein MHP-empfangstaugliches Empfangsgerät vorausgesetzt, lassen sich MHP-basierte Anwendungen digital über Kabel und DVB-T wie auch über Satellit übertragen und genutzt werden. In Deutschland gibt es dafür seit Jahren allerdings keinen Markt mehr, da die dafür nötigen Settop-Boxen nicht mehr angeboten werden. Zudem sendet kein Fernsehsender in Deutschland derzeit noch das MHP-Signal.
Die interaktive Anwendung MHP wurde der Öffentlichkeit erstmals auf der Internationalen Funkausstellung IFA im Jahr 1999 vorgestellt.Ein Jahr später wurde der Standard vom internationalen DVB-Projekt verabschiedet. Am 19. September 2001 trafen sich die öffentlich-rechtlichen und privaten TV-Sender sowie die Landesmedienanstalten und besiegelten in der „Mainzer Erklärung“ die Entscheidung, MHP ab dem 1. Juli 2002 auf dem deutschen Markt anzubieten.
Die ARD war der erste Sender, welcher MHP-Applikationen anbot. Konkurrenz bekam MHP durch OpenTV, welches ebenfalls als Schnittstelle (API) genutzt wurde. OpenTV-Applikationen wurden jedoch im Jahr 2003 beendet; die Sendeanstalten nutzten nun nur noch MHP zur Verbreitung von Mehrwerten via Kabel und Satellit.
Bei einem weiteren Zusammentreffen im Februar 2004 einigten sich die großen TV-Sender mit den Herstellern auf weitere Schritte zur Etablierung von MHP. Eine TV-Anstalt – ProSiebenSat.1 – hielt Wort und begann mit der Einführung von MHP-Applikationen. Hersteller jedoch, welche die Entwicklung von preiswerten Free-TV-Receivern mit MHP-API forcieren wollten, haben bis heute ihre Ankündigung nicht wahr gemacht.
Im Gegensatz zu Deutschland fanden MHP-Angebote in Korea und in Italien den Weg in den Massenmarkt. Im beiden Ländern sind mehr als drei Millionen MHP-taugliche Receiver im Umlauf, auch in Österreich gibt es noch eine aktive MHP-Nutzung. Im Jahr 2007 verwarfen Spanien und Frankreich ob der hohen Lizenzkosten eine mögliche MHP-Nutzung.
Der Verzicht auf die Lizenzzahlungen könnte dem Standard etwas mehr Akzeptanz verschaffen, allerdings verweisen Experten auf das nach wie vor ungeklärte Problem der Unbedienbarkeit der MHP-Boxen, das der Kunde einfach nicht aktzeptieren wollte. Auf wenig Gegenliebe beim Endkunden stießen zudem einige der vorgesehenen interaktiven Anwendungen. Anderen Anwendern ging die Interaktivität nicht weit genug, da ein echter Rückkanal zum Sender bis heute fehlt. [mg]
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