Ein Experiment lernt laufen: Das von Google angestoßene „Projekt Tango“, ein die Umgebung scannendes Smartphone, wird nun tatsächlich für den Verbraucher Realität. Der chinesische Hersteller Lenovo wird das Gerät auf den Markt bringen.
Googles experimentelles Smartphone, das mit vielen Sensoren seine Position im Raum ermitteln kann, soll im Sommer in einer Version für Verbraucher auf den Markt kommen. Der weltgrößte PC-Hersteller Lenovo wird das Gerät bauen und für unter 500 Dollar anbieten, wie die Unternehmen auf der Technik-Messe in Las Vegas ankündigten. Googles „Projekt Tango“ greift auf Informationen von Kameras und diverser Sensoren zurück, um den Raum ringsum dreidimensional zu vermessen und die exakte Position in ihm zu ermitteln.
Das soll zum einen erlauben, präziser als heute virtuelle Objekte in die Abbildung der Umgebung auf dem Bildschirm zu integrieren. Dies könnte bei Spielen oder aber auch bei Anwendungen für die Gestaltung von Wohnräumen zum Einsatz kommen. Das Gerät kann auch einfach Räume vermessen oder die Größe von Objekten in seiner Umgebung ermitteln.
Außerdem soll „Tango“ eine präzise Navigation zum Beispiel in Supermärkten oder Einkaufszentren erlauben. Unter den Partnern ist der deutsche Bosch-Konzern, Hersteller von Elektro-Hausgeräten und Sensoren. Google hatte an Lenovo den wenige Jahre zuvor übernommenen US-Handyhersteller Motorola verkauft.
Das „Tango“-Projekt war vor knapp zwei Jahren erstmals vorgestellt worden. Es wurde unter dem Dach der Forschungsabteilung Advanced Technology and Projects Group entwickelt. Der Bereich war ursprünglich beim Handy-Hersteller Motorola angesiedelt, den Google 2014 an Lenovo weiterverkaufte. Aktuell wird ein Paket für Software-Entwickler verkauft, Lenovo rief sie auf, verstärkt Apps für das Gerät zu entwickeln.
Die Verbraucherversion soll eine Displaydiagonale unter 6,5 Zoll haben, hieß es am späten Donnerstag in Las Vegas. Weitere Details über Aussehen und Ausstattung wurden nicht genannt. Die Entwickler-Variante liegt mit 7 Zoll eher im Tablet-Bereich.
Sogenannte Augmented-Reality-Anwendungen (zu deutsch etwa erweiterte Realität), bei denen virtuelle Objekte auf einem Bildschirm in die reale Umgebung integriert werden, gibt es bereits einige. Der inzwischen unabhängige Spieleentwickler Niantic Labs entwickelte als Google-Tochter das Game „Ingress“, bei dem künstliche „Portale“ an echten Orten erobert werden müssen. Aktuell arbeitet Niantic Labs mit Nintendo zusammen. Microsoft entwickelte die Brille HoloLens, die für den Träger ebenfalls virtuelle Objekte ins Blickfeld einfügen kann. [dpa/buhl]
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