Seit knapp zwei Wochen grasiert auch in Deutschland wieder das „Pokemon“-Fieber und lockt Jung und Alt auf die Straße. Die Krankenkassen finden das äußerst gut, warnen allerdings auch vor den Gefahren, denen sich viele Spieler aussetzen.
Der Hype um das Smartphone-Spiel „Pokémon Go“ dauert an – und Krankenkassen können dem Spiel sogar etwas Positives abgewinnen, auch wenn Organisationen wie der ADAC in letzter Zeit vor allem vor Gefahren im Straßenverkehr warnten. Die Jagd nach Pokémons mit dem Smartphone bringt Stubenhocker in Bewegung: „Für das Spiel muss man tatsächlich nach draußen“, sagte am Donnerstag Christian Bredl von der Techniker Krankenkasse (TK) in Bayern. Die japanische App sei gerade für Kinder und Jugendliche ein prima Präventionsansatz gegen Rückenschmerzen und Übergewicht.
Bislang haben sich der TK zufolge nur drei von zehn Jungen und jedes fünfte Mädchen eine Stunde täglich an der frischen Luft bewegt – jetzt legen etliche Online-Spieler auf der Suche nach virtuellen Monster oftmals mehrere Kilometer in der Realität zurück.
Kritisch bewertete dagegen die AOK Bayern die App: „Wenn das Interesse am Spiel nachlässt, bewegt sich auch keiner mehr“, sagte deren Sprecher Michael Leonhart. Übereinstimmend warnten beide Krankenkassen zudem vor Risiken in der wirklichen Welt – Spieler sollten immer wieder die Augen vom Bildschirm nehmen, um Zusammenstöße mit Autos oder Fußgängern zu vermeiden. Auch gefährliche Orte wie Truppenübungsplätze müssten für die fiktive Monsterjagd tabu sein.
Auch einige Spieler in der japanischen Stadt Yamagata hätten den Blick wohl etwas öfter vom Handy-Screen heben sollen. Auf der Jagd nach kleinen Monstern wurden sie unabsichtlich zu Gefangenen in einem Park. Weil sie in einer öffentlichen Anlage der Stadt bis in den tiefen Abend hinein so sehr in das Spiel auf ihren Smartphones vertieft waren, merkten die Spieler nicht, als sich die Tore des Parks wie an jedem Tag schlossen, wie der japanische Fernsehsender NHK am Donnerstag berichtete. Als sie den Park in der Nacht in ihren 20 Autos verlassen wollten, standen sie plötzlich vor verriegeltem Tor. Daraufhin gingen bei der zuständigen Wachgesellschaft mehrere Hilferufe ein. Nach einer Stunde schließlich konnten die selbstvergessenen Autofahrer den Park verlassen.
Gefährlich wurde es auch für Spieler im bayerischen Nabburg. Dort schlug ein Mann mit einem Holzstock auf deren parkendes Auto ein, teilte die Polizei am Donnerstag mit. Nach Angaben des Mannes würden sich die Pokémon-Spieler zu Tag- und Nachtzeit vor seinem Haus mit laufendem Automotor und lauter Musik treffen, um von dort aus auf Monsterjagd zu gehen. Der Schaden wurde auf 500 Euro beziffert. [fs]
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