Diese These wird von niemand geringerem als der Chefin der weltgrößten TV-Messe Mipcom vertreten. Eins ist aber schon jetzt klar: Der Streamingmarkt wird sich 2020 sehr verändern.
Die Branchenexpertin Laurine Garaude betonte zum Beginn des Branchentreffs am Montag im französischen Cannes, der Überzeugung zu sein, dass Netflix lediglich als Wegbereiter in die Streaming-Historie eingehen wird.
Disney, Warner und Apple wollen noch in diesem Jahr ihre eigenen Video-on-Demand-Portale starten. Während die beiden ersteren Unternehmen über ein riesiges Archiv mit unzähligen Blockbustern – darunter „Star Wars“ – verfügen, ist Apple ein Technologie-Gigant, der über die Verbreitung seiner Endgeräte sofort Hunderte Millionen Konsumenten direkt erreichen kann.
Diese Hintergründe fehlen Netflix beide, beziehungsweise man wird in Zukunft noch mehr dazu gezwungen einen eigenen Katalog an Inhalten aufzubauen. Disney zog sein Programm zu Gunsten des eigenen Dienstes ab.
„Innerhalb der nächsten zwölf Monate wird sich der gesamte Streaming-Markt stark verändern“, prophezeite auch der Produzent Oliver Berben („Schuld“). Er sagte der dpa in Südfrankreich: „Unter anderem über unsere Niederlassung in Los Angeles verhandeln wir bereits seit längerer Zeit mit sämtlichen großen Playern über konkrete Groß-Projekte.“ Nicht nur für ihn sei die Zusammenarbeit besonders interessant, weil diese Plattformen direkt den ganzen Weltmarkt im Blick haben. Aktuell bereitet Produzent Berben die Serie „Resident Evil“ für Netflix vor.
Auch Michael Souvignier von der Produktionsfirma Zeitsprung hat die aufwändige ARD–Serie „Oktoberfest“, die an der Cote d’Azur unter dem Titel „Empire Oktoberfest“ angeboten wird, direkt mit Blick auf die globale Vermarktung konzipiert: „Wir haben den Film mit internationalen Standards gedreht und das Oktoberfest ist ja mittlerweile eine Marke wie Coca-Cola, jeder auf der Welt kennt es.“
Für sein nächstes internationales Serien-Großprojekt „German Moon“ über die Mitarbeit deutscher Wissenschaftler an der Mondlandung gab der Kölner Souvignier nun auch den Regisseur bekannt: Achim von Borries, der bereits für die erfolgreiche Serie „Babylon Berlin“ Buch und Regie verantwortete.
Robert Greenblatt jedenfalls, als Boss von Warner Media einer der mächtigsten Medienmanager der Welt, formulierte es am Vorabend der Mipcom so: „Die Erschütterung der kompletten Medienwelt ist nicht Teil unserer Arbeit, sie ist unsere Arbeit.“
Die Mipcom in Südfrankreich zeigt bis Donnerstag, was schon bald in Millionen Wohnzimmern über die Bildschirme flimmert. Mehr als 11.000 Verantwortliche von Sendern, Produktionsfirmen, Programmvertrieben, Internetplattformen und Medienkonzernen aus aller Welt kommen zusammen. [bey/dpa]
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