Während die Telekom Vectoring und LTE-Kombiangebote nach und nach einführen möchte, sehen Breitband-Experten wie Helmut Kohl ein Voranschreiten von Fehlentwicklungen bei der infrastrukturellen Online-Versorgung des Netzbetreibers und das nach eigenen Worten im Falle der Telekom sogar „vorsätzlich“.
Welcher Ausbau auf welcher Infrastrukturebene noch zu erwarten sein wird, ist nicht nur Thema auf der im Juni stattfindenden Kongress- und Messeveranstaltung Anga Com 2015 in Köln. Auch im Vorfeld diskutieren Experten bereits über die Zukunft der infrastrukturellen Versorgung mit schnellem Internet, das nicht nur für den Aufruf von Internetseiten und Mails entscheidend geworden ist, sondern für einen entspannten Abend im Wohnzimmer mit Video-on-Demand, Second-Screens oder Musik-Streaming prägend sein kann.
Dabei stellt sich immer wieder die Frage, welches Übertragungsmedium geeignet erscheint und ob bisherige Ansätze eher als Übergangszenarien verstanden werden sollten. Muss also früher oder später doch Glasfaser in jeden Haushalt kommen? „Da besteht für mich kein Zweifel. Irgendwann gibt es eine Glasfaserleitung in jedes Haus“, behauptet Helmut Kohl, Geschäftsführer bei Contaq Consulting und ausgewiesener Breitband-Experte.
Die Vorteile klingen einleuchtend: „Nur mit Glasfaserleitungen kann ich symmetrische Bandbreite mit sehr hohen Bandbreiten für alle zur Verfügung stellen. DSL, mit oder ohne Vectoring, ist nur eine Brückentechnik, Kabel verschafft uns etwas Zeit für den Ausbau. Leider wird bislang diese Zeit nicht genutzt. Der Glasfaserausbau wird leider in Deutschland verschlafen“, so Kohl gegenüber der DF-Schwesterpublikation DIGITAL INSIDER.
Dass es eine große Nachfrage nach riesigen Bandbreiten jenseits der 100 MBit/s aktuell gibt, bestreitet zumindest die Deutsche Telekom immer wieder. „Die Telekom muss so etwas sagen, schließlich kann sie zurzeit großflächig gar nichts anderes liefern“, stellt Kohl im Gespräch ernüchternd fest. „Dort, wo mehr als 100 MBit/s angeboten werden, zum Beispiel bei Kabelnetzbetreibern oder im Ausland, nehmen die Kunden sehr wohl das Angebot wahr.“ Das eigentlich Schlimme sei, dass die Telekom dies sehr wohl wisse, aber trotzdem nichts tue. „Das nenne ich vorsätzlich“, wirft der Breitband-Experte dem Bonner Telekommunikationskonzern im Gespräch mit DIGITAL INSIDER vor.
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