Beim Börsenstart des sozialen Netzwerks Facebook fielen die Aktien offenbar nur dank massiver Stützungskäufe durch die beteiligten Banken nicht unter den Ausgabekurs von 38 Dollar. Am Ende eines nervenaufreibenden Handels schloss die Aktie am Freitag lediglich 23 Cent höher.
Der glanzlose Handelsauftakt von Facebook belastete den ganzen Aktienmarkt, besonders aber andere Internetfirmen. Das berufliche Online-Netzwerk LinkedIn büßte 6 Prozent ein, das Schnäppchenportal Groupon und das Internetradio Pandora verloren jeweils 7 Prozent und der enge Facebook-Partner und Spieleentwickler Zynga 13 Prozent. Bei Zynga wurde der Handel sogar zweimal am Tage gestoppt, weil die Verluste so hoch waren.
Alle Genannten waren erst in den vergangenen Monaten an die Börse gegangen. Doch selbst der seit acht Jahren börsennotierte Internetriese Google konnte sich dem Negativtrend nicht entziehen und verlor 3 Prozent, beim Branchenurgestein AOL lag das Minus bei 1 Prozent.
Einzig Yahoo legte um 3 Prozent zu. Nach einem Bericht der Finanz-Nachrichtenagentur Bloomberg verhandelt das Unternehmen gerade mit seinem chinesischen Partner Alibaba über den Rückkauf eines Anteilspakets, was mehrere Milliarden in die Kasse spülen würde. Das scheint Yahoo vor dem Schicksal seiner Rivalen bewahrt zu haben.
Dabei hatte der Tag vielversprechend begonnen. Facebook-Gründer Mark Zuckerberg läutete aus der Firmenzentrale in Kalifornien die Eröffnungsglocke der US-Technologiebörse Nasdaq – angefeuert vom Jubel seiner Mitarbeiter. „Der Börsengang ist ein Meilenstein in unserer Geschichte“, sagte Zuckerberg. „Doch eigentlich geht es um Folgendes: Unsere Mission ist es nicht, ein börsennotiertes Unternehmen zu sein. Unsere Mission ist es, die Welt offener und vernetzter zu machen.“
Kurz darauf musste Zuckerberg mit anschauen, wie Facebook mit Pannen in die Börsenkarriere startete. Der Handel mit den Aktien hätte eigentlich um Punkt 11.00 Uhr an der New Yorker Technologiebörse Nasdaq beginnen sollen (17.00 Uhr MESZ). Doch es dauerte eine geschlagene halbe Stunde, bis der erste Kurs draußen war – für Börsianer eine Ewigkeit.
Die Nasdaq-Systeme waren mit den Millionen Kauf- und Verkaufsaufträgen überfordert. Börsianer beschwerten sich, dass sie auch nach Stunden immer noch nicht wussten, ob ihre Order nun erfolgreich war oder nicht. Dabei verspricht gerade die rein computergestützt arbeitende Nasdaq superschnelle Abläufe.
Der erste Kurs von Facebook lag bei 42 Dollar und damit gut 10 Prozent über dem Ausgabepreis, doch im weiteren Handelsverlauf konnte sich das Papier nicht halten. Facebook hatte in den vergangenen Wochen angesichts einer hohen Nachfrage mehrfach den Preis beziehungsweise die Zahl der Aktien hochgeschraubt.
Insgesamt nahmen das Unternehmen und seine Alteigentümer 16 Milliarden Dollar durch den Börsengang ein. Auch Zuckerberg hat einen Teil seiner Aktien verkauft, aber nur, um fällige Steuern zu begleichen. Der Gründer behält die Kontrolle über Facebook, weil er Aktien mit besonders vielen Stimmrechten besitzt.
Der Börsengang des sozialen Netzwerks ist der Höhepunkt einer beispiellosen Erfolgsgeschichte. Zuckerberg hatte Facebook zusammen mit Kommilitonen 2004 als digitales Jahrgangsbuch für Studenten auf die Beine gestellt. Schon im ersten Jahr zog das Netzwerk rund eine Million Nutzer an. Noch in diesem Jahr dürfte die Milliardenmarke geknackt werden.
Trotz der Irrungen und Wirrungen am ersten Tag dürfen sich Zuckerberg und die anderen Anteilseigner aber nicht beklagen: Der Gesamtwert von Facebook belief sich am Ende des Tages auf annähernd 105 Milliarden Dollar oder umgerechnet 80 Milliarden Euro. Das ist mehr als die deutschen Traditionsunternehmen BMW, Deutsche Bank und Adidas zusammen kosten.
[dpa]
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