Hacker beschäftigen sich mit Fake News und Cyberangriffen

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Bild: © Victoria - Fotolia.com
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Fake News und Cyberangriffe hat auch der Chaos Computer Club auf seiner Tagesordnung. Dabei untersucht der Hackerkongress auch, welche Gefahr davon für die Bundestagswahl im kommenden Jahr ausgeht.

Rund neun Monate vor der Bundestagswahl wächst die Sorge vor Manipulationen der Wahlentscheidung. Auf dem Kongress des Chaos Computer Clubs (CCC) in Hamburg werden Fragen gestellt wie: Wurde die US-Präsidentschaftswahl gehackt, also von Personen beeinflusst, die Sicherheitsbarrieren umgehen? Warum finden Falschmeldungen und Gerüchte im Netz so große Beachtung und Verbreitung? Und muss 2017 mit verstärkten Attacken aus dem Netz auf politische Akteure gerechnet werden, mit Cyber-Angriffen aus dem Ausland?

Nein, die US-Wahl im November sei wahrscheinlich nicht gehackt worden, antworten die Forscher Alex Halderman und Matthew Bernhard von der Universität Michigan – auch wenn eine direkte Manipulation von Wahlergebnissen vor Ort leichter sei als angenommen. „Aber wir haben wie nie zuvor Cyber-Angriffe auf die Wahlkampfführung vor allem der Demokratischen Partei gesehen“, sagt Halderman. Es müsse alles unternommen werden, um die Integrität demokratischer Wahlen sicherzustellen – und dazu gehöre ein Verzicht auf die in den USA vielfach eingesetzten elektronischen Abstimmungsgeräte.

Cyber-Angriffe beunruhigen auch die Behörden in Deutschland, vor allem nach der Attacke auf das interne Netz des Deutschen Bundestags Anfang 2015. Wird das im Wahljahr so weitergehen? „Sie sind sehr aktiv, aber ob sie ihre Angriffe noch verstärken werden, lässt sich nicht sagen“, antwortet Jessy Campos von der IT-Sicherheitsfirma Eset.

Auf dem Chaos Communication Congress in Hamburg zeigt der IT-Sicherheitsexperte im Detail, wie die mutmaßlichen Verantwortlichen für die Cyber-Attacke auf den Bundestag vorgegangen sind. Die Gruppe mit Bezeichnungen wie Sofacy, Fancy Bear oder APT 28 habe auch Ministerien und Botschaften von 40 Staaten ins Visier genommen. Die Schadsoftware für das Ausspähen von Daten werde meist sehr spezifisch für bestimmte Ziele entwickelt.

Gibt es Verbindungen dieser Gruppe mit staatlichen Stellen in Russland? Diese Frage lässt der Experte unbeantwortet. Aber es gebe Hinweise auf „gewisse Verbindungen der Entwickler zum kriminellen Software-Untergrund“.

Im Auftrag der Linksfraktion des Bundestags hat auch Claudio Guarnieri das Vorgehen der Sofacy-Gruppe untersucht. Der für Amnesty International tätige Sicherheitsexperte ruft die Hackerszene am Mittwoch dazu auf, sich politisch zu engagieren – „auch wenn Geeks wie wir oft nicht besonders gut mit Politikern zurechtkommen“, sagt er über die besonders an Computertechnik Interessierten.

Möglicherweise geht es beim Ausspähen vertraulicher Daten darum, die öffentliche Meinung zu beeinflussen. Das ist auch das Ziel derjenigen, die Falschmeldungen und Gerüchte verbreiten. Die „Dekonstruktion“ solcher „Fake News“ ist das Ziel der „Hoaxmap“, einer Art Landkarte der Falschmeldungen, zu Gerüchten über Flüchtlinge. Spätestens seit Mitte 2015 sei zu beobachten, dass zunehmend Gerüchte über Flüchtlinge in die Welt gesetzt und in sozialen Netzwerken weit verbreitet würden, sagen die beiden Macher Karolin Schwarz und Lutz Helm. Bisher haben die beiden 436 Fälle dokumentiert und auf einer Karte sichtbar gemacht – ohne Anspruch auf Vollständigkeit.

Bezogen auf die Einwohnerzahl werden demnach die meisten dieser Gerüchte in Thüringen, Sachsen und Sachsen-Anhalt gestreut. Falschmeldungen seien kein neues Phänomen, sagte Karolin Schwarz. „Sie heißen jetzt nur Fake News“. Allerdings könnten solche Falschmeldungen inzwischen weit reichende und brisante Folgen haben. Beispiele gibt es allein in den vergangenen Wochen zuhauf, zuletzt etwa das erfundene Facebook-Zitat von Renate Künast (Grüne) im Fall der ermordeten Freiburger Studentin und der Festnahme eines verdächtigen Flüchtlings.

Nicht begeistert sind die Hacker vom Vorschlag des Bundesinnenministers Thomas de Maizière (CDU), ein Abwehrzentrum gegen Desinformation einzurichten, „liebevoll auch Wahrheitsministerium genannt“, wie Karolin Schwarz spottet. [Jenny Tobien/Peter Zschunke/kw]

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