Der erste Hype um die Smartwatches ist abgeflaut, vergessen haben die Hersteller ihre Wearables jedoch nicht. Nach fast drei Jahren optimiert Google nun das Betriebssysten Android Wear und will den Fokus verstärkt auf Fitness und Kommunikation legen.
Google macht einen neuen Anlauf im Smartwatch-Geschäft mit einem aufgefrischten Betriebssystem. Android 2.0 sei stärker auf Fitness und Kommunikation ausgerichtet und lasse sich leichter anpassen, sagte der zuständige Produktmanager Davis Singleton der Deutschen Presse-Agentur. „Wir haben uns sehr genau angesehen, welche Funktionen die Leute wirklich nutzen und die Software entsprechend angepasst.“ Direkt in die Wear-Software eingebunden wird der Google Assistant, der Anfragen von Nutzern mit Unterstützung künstlicher Intelligenz beantworten kann.
Als ein erstes Referenzmodell für die neue Software wurde am Mittwoch zudem eine gemeinsam mit Google entwickelte LG-Uhr vorgestellt. Sie hat im Gegensatz zur marktführenden Apple Watch ein rundes statt viereckiges Display und kann in der Sport-Version direkt ins Mobilfunknetz gehen. Zugleich hat sie ähnlich dem Apple-Bedienkonzept einen Drehknopf zum Bewegen der Bildschirm-Anzeige.
Die Apps laufen direkt auf der Uhr und werden auch dort installiert, das angeschlossene Smartphone wird nur für die Internet-Verbindung genutzt. Damit seien Uhren mit Android Wear 2.0 auch besser mit dem iPhone nutzbar als bisher, sagte Singleton.
Google nahm sich nahezu drei Jahre Zeit mit der zweiten Version von Android Wear. Apple brachte seine Computer-Uhr im Frühjahr 2015 auf den Markt. Inzwischen aktualisierte der iPhone-Konzern mehrfach die Software und brachte zum Weihnachtsgeschäft auch eine zweite Version des Geräts unter anderem mit einem eingebauten GPS-Chip zur Standort-Erkennung heraus. Dabei scheinen Apple und Google ähnliche Nutzungsszenarien bei ihren Kunden ausgemacht zu haben: Ein Fokus liegt auf Fitness-Anwendungen, Kurzmitteilungen und einem einfacheren Wechsel der Zifferblatt-Anzeige.
Marktforschern zufolge kam die neue Apple Watch im Weihnachtsgeschäft gut an. Apple habe im vierten Quartal für das Gerät sechs Millionen Uhren verkauft und damit rund zwei Drittel des Marktes besetzt, errechnete die Analysefirma Canalys. Was die Umsätze angehe, seien sogar 80 Prozent der branchenweiten Erlöse bei Apple gelandet.
Singleton betonte, auch Android Wear habe Zuwächse verzeichnet. Im vergangenen Weihnachtsquartal seien die Verkäufe von Uhren mit Android Wear im Jahresvergleich gestiegen. Auf Android Wear setzen unter anderem viele etablierte Uhren-Hersteller für den Einstieg ins Smartwatch-Geschäft. Google wolle ihnen die Möglichkeit geben, ihren Uhren einen eigenen Charakter zu verleihen, während sie Smartwatch-Funktionen integrieren.
„Wir glauben nicht, dass in diesem Markt eine einzige Lösung für alle auf lange Sicht effizient sein kann“, sagte der Google-Manager. Der richtige Ansatz seien Plattformen, die unterschiedliche Formen und Designs zuließen. So sei das etwa auch bei der Frage, ob runde oder viereckige Displays für eine Smartwatch sinnvoller seien. Google höre von seinen Partnern sehr deutlich, dass ein runder Bildschirm besser zum Stil- und Modegefühl vieler Nutzer passe, erklärte Singleton. Zudem passten runde Uhren anatomisch auch besser angesichts des kleinen herausgehobenen Knochens am Handgelenk. Android Wear 2.0 werde aber auch auf viereckigen Uhren laufen. „Ich glaube, dass viereckige Displays zu einer Reihe von Anwendungen wie Fitness passen.“[dpa/buhl]
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