Microsofts und Nintendos Fernbleiben von der Kölner Spielemesse ist angesichts starker Zugpferde wie „Halo“ und „Super Mario“ enttäuschend für Videospielfans, doch für abwechslungsreiche Blockbusterunterhaltung ist dennoch gesorgt, wie unsere Top 5 der diesjährigen Gamescom zeigt.
Der Lebenszyklus der aktuellen Konsolengeneration neigt sich dem Ende entgegen: Der ideale Zeitpunkt, um ausgereifte Spieleblockbuster einem breiten Publikum zu präsentieren. Bereits für die PS2 erschienen bis zuletzt echte Klassiker der Videospielgeschichte: Von „Shadow Of The Colossus“ über „God Of War II“ bis zu „Zone Of The Enders 2“ reichte die Auswahl an hochkarätigen Spielspaßperlen. Insbesondere PS3-Besitzer sollten sich die Termine unserer Top 5 dick am Kalender anstreichen, denn alle vorgestellten Highlights erscheinen auch für Sonys Konsole – zwei davon sogar exklusiv. Ni No Kuni: Der Fluch der weißen Königin
Mit wehmütigem Blick schauen PS3-Besitzer zurück auf die glorreiche RPG-Ära der Playstation 2: Rollenspiel-Hits aus Japan wurden hier wie am Fließband abgeliefert. Anders auf der PS3: Hoffnungsträger wie „Final Fantasy XIII“ konnten die Erwartungen der Fans nicht erfüllen und potentielle Hit-Kandidaten wie „FF Versus XIII“ scheinen in der Versenkung verschwunden zu sein. Wie ein Hoffnungsschimmer erscheint da die Zusammenarbeit zwischen dem Animationsstudio Ghibli und dem Entwicklerteam Level-5, die weit mehr ein als Lückenfüller für RPG-hungrige PS3-Spieler ist.
„Ni No Kuni“, so der Name des RPG-Epos, vereint alle Stärken eines typischen Japan-Hits: liebevoll ausgearbeitete Charaktere, eine herzergreifende Geschichte, Grafik wie aus dem Bilderbuch und motivierende Kämpfe mit Auflevelgarantie. Für alle Final-Fantasy-Geplagten besonders wichtig: Reisemöglichkeiten auf der Oberweltkarte sind ebenso dabei, wie ausgiebige Städtetouren samt Smalltalk mit den Bewohnern. Toller Story-Kniff: Dank des Wechsels zwischen Realität und Fantasywelt wird das bunte Treiben auf dem Bildschirm auch nach langer Spieldauer nicht langweilig.
Wer sich nach einer Qualität vom Schlage eines „Chrono Trigger“ und „Final Fantasy VII“ sehnt und wieder einmal in ein perfektes Rollenspiel aus Fernost eintauchen möchte, streicht sich den 25.01.2013 dick am Kalender an und spart bis dahin auf die luxuriöse Wizard’s Edition, die das märchenhafte Abenteuer um eine knuffige Stoffpuppe sowie ein 300-seitiges Nachschlagewerk ergänzt. Auf der Gamescom kann „Ni No Kuni“ am Stand von Namco Bandai in Halle 9.1 bestaunt werden.Dishonored: Die Maske des Zorns
Vor wenigen Monaten schien „Dishonored“ nicht mehr als eine nette Alternative zum Genre-Schwergewicht „Bioshock“ zu sein. Nach den Problemen bei der Fertigstellung von „Bioshock Infinite“ samt wiederholten Terminverschiebungen wurde aus dem Geheimtipp aber schnell der Hoffnungsträger 2012 und auf „Dishonored“ lastet nun ein gewaltiger Druck: „Spiel des Jahres“ soll das am 12. Oktober erscheinende potenzielle Meisterwerk werden – sagen zumindest die Kritiker.
Spielinhalt ist es wieder einmal, den eigenen Namen reinzuwaschen und das geht natürlich am besten mit übermenschlichen Kräften samt schlagfertiger Argumente. Dabei ist rohe Waffengewalt ebenso erlaubt wie das unbemerkte Herantasten: Schlüpfen Sie einfach in die Haut von Fischen oder Ratten, um enge Rohre und Kanäle zu passieren, manipulieren Sie andere Charaktere, um diese in den Tod zu reißen oder teleportieren Sie sich in unerreichbare Winkel der Stadt, um ihren Opfern aufzulauern. Die Entwickler versprechen nicht weniger als ein atmosphärisches Meisterwerk, zahlreiche Varianten, die Zielpersonen auszuschalten und eine perfekte Verknüpfung übernatürlicher Fantasy-Elemente und realistisch anmutender Dampfmaschinentechnik.
Falls Ihnen beim Anblick der Screenshots Erinnerungen an „Half Life 2“ kommen liegen Sie richtig: Für „Dishonored“ heuerten die Entwickler den gleichen Künstler an, der bereits City 17 in „Half Life 2“ entwarf. Für die deutsche Synchronfassung konnten darüber hinaus hochkarätige Sprecher gewonnen werden, sodass Sie sich auf die Snychronstimmen von Ian McKellen, Gerard Buttler, Angelina Jolie und Kevin Spacey freuen dürfen. Fans von „Thief“, „Deus Ex“ und „Bioshock“ erwartet somit der dringend benötigte Spielenachschub, bereits auf der Gamescom kann das Spiel in Halle 9.1 am Stand von Bethesda begutachtet werden. Bleibt nur abzuwarten, ob PS3-Spieler technisch gesehen wieder einmal das Nachsehen haben oder Bethesda aus den Fehlern der Vergangenheit gelernt hat.Assassin’s Creed III
Warum der dritte Teil einer altbekannten Serie in unseren Top 5 auftaucht? Ganz einfach: „Assassin’s Creed III“ ist nicht einfach nur ein Nachfolger von der Stange, sondern schickt sich an, das Spiel des Jahres 2012 zu werden. Nachdem Ubisoft mit „Assassin’s Creed“ das Meuchelmördergenre praktisch neu erfand und mit spielerisch reizvollen Kletter- und Parkoureinlagen kreuzte, entwickelte sich die Serie in gleich drei Ablegern des zweiten Teils zu einem immer komplexeren Konstrukt, das zunehmend an Reiz verlor.
Teil Drei will wieder zur alten Form zurückkehren und versetzt Sie ins Zeitalter der amerikanischen Bürgerkriege. Das Credo der Entwickler: Mehr Freiheit und mehr Abwechslung im Spielablauf. Das Erkunden der dicht besiedelten Städte ist immer noch zentrales Element, wird aber durch ausschweifende Abenteuer in der freien Natur sowie beeindruckende Witterungswechsel aufgelockert. Ihre Abstecher in felsige Gebirgslandschaften oder dicht bewachsene Wälder sind nicht länger inhaltslose Verbindungsstücke zwischen den Städten, sondern fester Teil der Geschichte. Die Bewegungen der Spielfigur wurden zudem nochmals verfeinert, sodass Sprünge, Kämpfe und Klettereinlagen besonders grazil erscheinen.
Galt Wasser im ersten Teil noch als sichere Todesfalle, sind Sie im dritten Teil gar per Schiff auf den ungezähmten Meeren unterwegs und kämpfen gegen Mensch und Natur gleichermaßen. Alle Gamescom-Besucher können sich in Halle 7.1 am Stand von Ubisoft ein eigenes Bild von „Assassin’s Creed III“ machen – schon jetzt gehört dieser Titel zum Pflichtprogramm 2012.Tomb Raider
Was wurde Lara Croft in Ihrer 16-jährigen Videospielgeschichte nicht alles angetan: Nach den Wertungshöhenflügen der ersten Teile versank die „Tomb Raider“-Serie im spielerischen Nirvana, machte vor allem durch Diskussionen über Oberweitendimensionen von sich reden und versuchte durch Musikvideos und Kinofilme immer mehr vom Thema Videospiel abzulenken. Richtungswechsel gab es in den letzten Jahren deshalb zuhauf, doch mit dem Reboot „Tomb Raider“ schickt sich Entwickler Crystal Dynamics an, die Verfehlungen der Vergangenheit endgültig vergessen zu machen.
Die noch junge Lara Croft wird in diesem Abenteuer zur unfreiwilligen Schiffbrüchigen und der Spieler ist hautnah dabei, wenn Lara leidet und um ihr eigenes Überleben kämpft. Die Insel als Schauplatz des Abenteuers ist innerhalb von Arealen weitläufig begehbar, die Jagd nach Tieren verbessert dabei Laras Fertigkeiten. Innerhalb der späteren Missionen wird aus dem ruhigen Inseltrip ein Fest für Actionfans und Schußwechsel im Stile von „Uncharted“ stehen an der Tagesordnung. Die Gewaltschraube zieht Crystal Dynamics gehörig an, sodass der fast comichafte Charakter der ursprünglichen Lara vollständig einer „ab 18“-Optik weicht.
Ob der Werdegang der jungen Abenteuerin zur abgebrühten Action-Ikone inhaltlich und spielerisch überzeugen kann, können Sie auf der Gamescom in Halle 7.1 am Stand von Square Enix überprüfen. Bis zur Veröffentlichung dauert es dagegen noch ein paar Monate, im Frühjahr 2013 soll es endlich soweit sein. The Last Of Us
Was mit einem wenig aussagekräftigen Teaser, der Szenen einer BBC-Doku über Pilzsporen zeigte, begann, entwickelte sich in den letzten Monaten zum größten Überraschungshit für Sonys Playstation 3. An „The Last Of Us“ arbeitet niemand Geringeres als das Entwicklerteam von „Uncharted“ und das sieht man der Grafik sofort an: Scharfe Texturen, verschwenderische Detailfülle, brillante Animationen und eine Atmosphäre, die jedem postapokalyptischen Film gut zu Gesicht stehen würde.
Doch „The Last Of Us“ will mehr sein, als ein knallharter Actiontitel: Die emotionale Bindung zwischen dem spielbaren Hauptcharakter Joel und der jungen Ellie soll „The Last Of Us“ einzigartig machen. Die bislang gezeigten Spielabschnitte versprechen eine klug agierende KI, die den selbstbewussten Charakter Ellies perfekt zum Ausdruck bringt. Die nahezu ausgestorbenen Umgebungen eignen sich ideal für waghalsigeKletterpartien, kommt es dennoch zum Schusswechsel, ist das Ausspähender Umgebung Pflicht, denn Munition ist anders als bei „Uncharted“Mangelware.
Da kommt das neue Inventarmenü gerade recht, denn hierkönnen Sie unterschiedliche Gegenstände kombinieren und so z.B.brennbare Wurfgeschosse herstellen, um die Feinde in die Flucht zuschlagen. Durch die ständige Kommunikation zwischen Joel und Ellie sowiedie dezent gebremste Spielgeschwindigkeit vermittelt „The Last Of Us“ein eigenständiges Spielgefühl. Die Technik gehört bereits jetzt zum besten, was es jemals inVideospielen zu bestaunen gab, sodass die Wartezeit bis zurVeröffentlichung im Frühjahr 2013 kaum zu ertragen ist. Zum Glück könnenSie das Spiel vorab auf der Gamescom in Halle 7.1 am Stand von Sony inAugenschein nehmen – es lohnt sich!
Als perfekte Ergänzung zu den Messeneuheiten der Gamescom präsentiert der Auerbach Verlag das brandneue Magazin q.art. In der Erstausgabe erleben Sie die faszinierende Welt der Videospiele in atemberaubender Bildsprache und Druckqualität. q.art ist ab dem 17.8. nur am Kiosk oder unter www.heftkaufen.de erhältlich.
[Christian Trozinski]
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