Die Gamescom ist ein El Dorado für Hunderttausende Gaming-Fans. Auch die Politik hat die wirtschaftsstarke und innovative Branche längst im Blick. Bundesminister Scheuer bekräftigte nun Pläne für eine nachhaltige Förderung.
Die Gamescom macht sich für den großen Ansturm bereit. Erneut werden Hunderttausende Fans in Köln erwartet, die die neuesten Games auf dem Markt in den Messehallen der Domstadt anspielen wollen. Bei der offiziellen Eröffnung am Dienstag stand dagegen die Politik im Vordergrund. Und auch die nackten Zahlen. Denn es geht um die finanzielle Förderung, die die Branche in Deutschland für ihre internationale Wettbewerbsfähigkeit reklamiert.
Es sei ein „tolles Signal“, dass Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer (CSU) zur Eröffnung der Messe gekommen sei, sagte Felix Falk, Geschäftsführer des Branchenverbands Game. Die Branche müsse im internationalen Vergleich dringend wettbewerbsfähiger werden. Viel mehr Spiele und Spielideen sollten künftig auch aus Deutschland kommen. Scheuer strich die technologische Innovationskraft der Branche hervor. Auf der Messe seien nicht nur Spieler vertreten, sondern „die Innovativen von Morgen“, sagte der auch für Games zuständige Minister.
Scheuer bekräftigte, dass er sich weiterhin für die vereinbarte Förderung in Höhe von 50 Millionen Euro einsetzen werde, die im Koalitionsvertrag vereinbart worden war. „In jeder meiner Prioritätenliste steht die Förderung der Games-Branche an erster Stelle.“ Zuvor hatte der Minister allerdings für viel Irritation gesorgt, da die zugesicherte finanzielle Unterstützung von Spiele-Entwicklungen aus Deutschland nicht mehr im Bundeshaushalt 2020 aufgetaucht war.
Das Geschäft mit Computer- und Videospielen brummt auch hierzulande. Im vergangenen Jahr stieg der Umsatz um elf Prozent auf 2,8 Milliarden Euro. Doch lediglich 4,3 Prozent des Umsatzes kamen zuletzt aus Entwicklungen, die auch hier produziert wurden. Ziel der Branche sei, dass viel mehr Spiele und auch die Geschichten der Spiele in Deutschland entstehen, betonte Falk. So könnten auch die großen technologischen Potenziale von Games wie etwa Künstliche Intelligenz oder Virtuelle Realität in Wirtschaft und Gesellschaft genutzt werden.
Die Branche habe bei der Anerkennung ihrer Potenziale in den vergangenen Jahren eine gute Entwicklung genommen, sagte Benedikt Grindel, Studio-Chef von Ubisoft Blue Byte, der dpa. Mit ausgelöst habe das auch der Besuch von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) auf der Gamescom vor einigen Jahren. „Wir werden als Branche heute ganz anders wahrgenommen.“ Unterstreichen sollen die innovative Kraft etwa Neuerscheinungen wie Need for Speed Heat aus dem Hause Electronic Arts. Der Titel um illegale Straßenrennen sei ausschließlich im Kölner Studio entstanden, betonte der Publisher. Auch Ubisoft Blue Byte zeigt auf der Messe Bestseller wie die „Siedler“ oder die „Anno“-Reihe, die maßgeblich in Deutschland entwickelt wurden.
Gegenüber Ländern wie Frankreich, Großbritannien oder Kanada hinke die Branche hierzulande jedoch bedauerlicherweise deutlich hinterher. Die Games-Wirtschaft sei eine Wachstumsbranche auf Jahre hinaus. „Das Wachstum wird kommen, die Frage ist nur, aus welchem Land.“ Selbst von den bislang zugesagten Fördergeldern für dieses Jahr sei bislang noch kein Euro geflossen. Die Branche benötige jedoch substanzielle Förderung, die eine Entwicklung über zwei, drei oder fünf Jahre sicherstellen könne.
Die Gamescom ist nach Angaben der Veranstalter das weltgrößte Event rund um Computer- und Videospiele und Europas größte Business-Plattform für die Games-Branche. Aus über hundert Ländern zieht die Messe jährlich Hunderttausende Besucherinnen und Besucher in die Domstadt. Am Mittwoch öffnet die Messe für alle Gamer. Bis zum Samstag können zahlreiche Weltneuheiten und für die kommenden Monate angekündigten Titel auf der Messe angespielt werden.
Eines der Trendthemen in diesem Jahr ist laut Bundesverband Game das Cloud-Gaming, das grafisch aufwendige Spiele selbst auf dem Smartphone lauffähig macht. So ist auch Google in Köln vertreten und bewirbt seinen neuen Dienst Stadia, der möglicherweise in der Games-Branche für gehörigen Wirbel sorgen könnte . Über die Plattform sollen sich Games bis hin zu 4K-Auflösung per Abo streamen lassen – unabhängig vom Ausgabegerät. Allerdings bieten auch Sony und Microsoft mit Playstation Now und der Xbox XCloud bereits ähnliche Dienste an, allerdings auf Basis ihrer Spielekonsolen. [Renate Grimming]
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