Das europäische FTTH Council, ein Lobbyverband der Glasfaserwirtschaft, kritisiert die deutschen Pläne für eine Netzmodernisierung via VDSL-Vectoring scharf. Die Aufrüstung der alten Kupferleitungen würde einen Umstieg auf zukunftstaugliche Glasfaserleitungen weiter verzögern und Deutschland infrastrukturell zurückwerfen.
Das FTTH Council Europe hat sich kritisch zu den Vectoring-Plänen in Deutschland geäußert. Wie der Lobbyverband für die Glasfaserwirtschaft am Donnerstag in einer Stellungnahme mitteilte, würden die Pläne der Deutschen Telekom, ihre Festnetzanschlüsse mittels VDSL-Vectoring aufzurüsten, den echten Breitbandausbau mit zukunftstauglichen Glasfaserleitungen höchstwahrscheinlich weiterhin ausbremsen.
Die Technologie böte angesichts der stark wachsenden Nachfrage nach schnellen Internetanschlüssen lediglich eine vorübergehende Lösung für den Netzausbau. „Es wäre deshalb viel effektiver und zielführender, wenn BNetzA, die Netzbetreiber und die involvierten Stakeholder mit derselben Energie, derselben Motivation und denselben Ressourcen daran arbeiten würden, wie man den Ausbau von Glasfasernetzen in Deutschland beschleunigen könnte, anstatt Zeit mit der Diskussion über kurzfristige Lösungen zu verschwenden“, so das FTTH Council in seiner Stellungnahme.
Am Dienstag hatte die Bundesnetzagentur den Plänen der Deutschen Telekom vorläufig grünes Licht gegeben, ihre bestehenden Kupferkabelleitungen für VDSL mittels Vectoring aufzurüsten. Bei dem Verfahren sollen die Kupferkabelverbindungen für Bandbreiten von bis zu 100 MBit/s aufgerüstet werden (Mindestens jedoch 50 MBit/s), um damit die Leistungsfähigkeit der bestehenden Hausanschlussleitungen deutlich zu erhöhen.
Diese Pläne stoßen jedoch nicht nur beim FTTH Council auf Kritik. Die Wettbewerber der Deutschen Telekom fürchten durch die Vorläufige Entscheidung der Bundesnetzagentur eine Remonopolisierung der Netze durch den Bonner Konzern. Der Grund: Um das Vectoring am Kabelverteiler durchführen zu können, braucht der Betreiber den Zugriff auf alle dort angeschlossenen Leitungen. In Gegenden, in denen Wettbewerber bereits eigene Anschlüsse haben, soll die Telekom deshalb die Möglichkeit haben, diesen den Zugriff auf ihrer Teilnehmeranschlussleitungen (TAL), die sogenannte „letzte Meile“, zu verwehren. [ps]
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