Streaming-Dienste und Co. sind das Fernsehen der Zukunft und werden nach Prognosen von Experten das klassische TV bis zum Jahr 2020 überholt haben.
Streaming als das neue Fernsehen: Was einst in Fernsehstuben seinen Anfang nahm, wird sich 2020 zu großen Teilen im Internet abspielen. Bis dahin werden die Streaming-Angebote in Bezug auf die Nutzung das klassische lineare Fernsehen überholt haben. Diese Entwicklung prognostizieren zumindestdie Marktforscher von Digital TV Research. Demnach werden im Jahr 2020 11 Millionen Menschen Streaming-Angebote abonniert haben, das sind etwa 30 Prozent aller TV-Haushalte. „Livestreaming und Video on Demand nehmen an Fahrt auf! Vor allem durch die Ausweitung des Netflix-Angebots auf den deutschen TV-Markt nimmt die Bedeutung enorm zu“, ist sich Michael Westphal, Leiter der Kompetenzgruppe Streaming Media des Internetverbands Eco, sicher.
Mit steigenden Abonnenten-Zahlen wird sich auch der Umsatz der Branche erheblich steigern. Die Strategieberatung Goldmedia sagt im Video-on-Demand-Bereich Umsätze von fast einer halben Milliarde Euro bis zum Jahr 2018 voraus. Das sind dreimal so viel wie derzeit.
Internetnutzer können schon heute zwischen den Mediatheken der Fernseh-Sender und zahlreichen Streaming-Anbietern wählen, wenn sie sich Filme und Serien ansehen wollen. Zu den VoD-Anbietern zählen Lovefilm von Amazon, Snap und Sky Go von Sky, Maxdome von ProSiebenSat.1, Videoload von der Deutschen Telekom, iTunes von Apple sowie Watchever von Vivendi. Letzterer gibt an, täglich bis zu 5000 neue Nutzer zu gewinnen.
Den Grund für die zunehmende Nutzung von Streaming sieht Westphal zum einen in dem dort vorhandenen teilweise exklusiven Angebot. Die VOD-Dienste bieten zum Teil Titel an, die im linearen Fernsehen nicht laufen. Zum anderen verändert sich durch die neuen Angebote, die man sich jederzeit und überall anschauen kann, die Gewohnheiten der Nutzer. „Durch die neuen Anbieter verändern sich das Nutzungsverhalten und die Sehgewohnheiten vor allem des jungen Fernsehpublikums“, sagte Internet-Experte Westphal. Diese Veränderungen lassen seiner Meinung nach Rückschlüsse auf die künftige Entwicklung zu.
Die jüngste ARD/ZDF-Online-Studie hat gezeigt, dass sich schon heute 14- bis 29-Jährige pro Tag 32 Minuten lang Videos im Internet ansehen. Von diesem Nutzungsverhalten profitieren zumindest die Mediatheken der Fernsehsender. Laut der Studie von 2014 haben die Mediatheken von 2013 zu 2014 einen Nutzungszuwachs von 28 auf 32 Prozent erfahren. 25 Prozent der Online-Nutzer sehen sich Fernsehsendungen dabei live an, 35 Prozent zeitversetzt. Die Nutzung von Mediatheken und zeitversetztem Fernsehen ist vor allem in der Altersgruppe der 14- bis 29-Jährigen verbreitet. Auf Mediatheken greifen 42 Prozent von ihnen zurück, zeitversetzt schauen 42 Prozent.
Durch die zunehmende Nutzung von Web-Angeboten wird gerade in dieser Altersgruppe das klassische lineare Fernsehen zurückgedrängt. „Da immer mehr Dienstleister eine immer größere Anzahl an zielgruppengerechten Produkten anbieten, kommt es im Bereich Streaming zu einer Diversifizierung. Zudem wird die Technik zur Übertragung der Inhalte ständig verbessert. Dies führt zunehmend zu einer Etablierung von Streaming und Co.“, betont Westphal. Damit wurde eine Entwicklung in Gang gesetzt, deren Ende zum jetzigen Zeitpunkt nicht absehbar ist. Allerdings konnte man es sich Anfang des letzten Jahrhunderts kaum vorstellen, dass zur Wohnzimmer-Einrichtung einmal ganz selbstverständlich ein Fernseh-Gerät gehören würde. [kw]
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