Auf dem Markt für Privatkunden hat der US-Elektronikriese Apple sich längst etabliert. Nun strebt der Konzern an, im Tandem mit dem einstigen Gegner IBM auch massiv ins Firmengeschäft zu drängen. Ziel der Partner ist es dabei, iPhones und iPads mit Hilfe von IBM-Diensten fest im Firmenalltag zu etablieren.
Apple will über eine Partnerschaft mit IBM stärker ins Geschäft mit Unternehmen vorstoßen. Mehr als 100 neue Apps für iPhone und iPad sollen verschiedene Geschäftsprozess abbilden, wie die einstigen Rivalen ankündigten. IBM wird zudem speziell auf Apple-Geräte angepasste Cloud-Dienste anbieten sowie seinen Kunden iPhones und iPads verkaufen.
Die Partner nehmen damit eine Bastion des Windows-Riesen Microsoft ins Visier, die dieser gerade mit seinen Surface-Tablets und Diensten absichern will. Die größten Gefahren sehen Börsianer jedoch für den angeschlagenen Smartphone-Pionier Blackberry, dessen Geräte immer noch viel von Unternehmen eingesetzt werden. Die Blackberry-Aktie stürzte um 8 Prozent ab.
Es gehe darum, Apples Smartphones und Tablets fest in die Entscheidungsprozesse einzubinden, sagte IBM-Chefin Ginni Rometty der „New York Times“. Dafür sollen spezielle Programme zur Auswertung von Firmendaten mit Anbindung an IBMs Cloud-Dienste entwickelt werden. Sie würden im Herbst mit dem Start des neuen Betriebssystems iOS 8 verfügbar sein. Apple-Chef Tim Cook sprach von einem Meilenstein.
IBM kann Apple die Tür in Unternehmen weit aufstoßen: Der Konzern ist ein wichtiger Anbieter von IT-Diensten und Technik-Ausrüster. Damit könnte es für Apple auch ein wichtiger Vertriebskanal werden. Die Partner scheuen keine großen Worte: Sie wollen „neu definieren, wie Arbeit erledigt wird“. Dabei soll der Fokus auf mobile Geräte den Wandel prägen. Den Unternehmen wird zudem in Kooperation mit IBM Service für Apple-Geräte rund um die Uhr versprochen.
Bislang setzen Unternehmen vor allem auf Windows-PC und entsprechende Programme. Allerdings fielen die PC-Verkäufe zwischenzeitlich und erste Firmen schwenkten für manche Aufgaben schon auf iPads um oder statteten ihre Mitarbeiter mit iPhones aus. Der seit Jahresbeginn amtierende Microsoft-Chef Satya Nadella hat vor diesem Hintergrund einen neuen Kurs vorgegeben.
Auf der Konferenz für Vertriebs- und Technikpartner schwor er die Anwesenden auf seine Parole „mobile-first, cloud-first“ ein. Danach ist es für Nadella weniger wichtig, welchen Computer oder welches Smartphone die Menschen verwenden – solange sie sich am Ende auf Software und Internetdienste von Microsoft stützen. „Wir müssen unsere Kultur ändern“, sagte Nadella am Mittwoch in Washington. Er führte den Partnern unter anderem die nahezu simultane Übersetzungsfunktion für den Telefondienst Skype vor.
IBM verzeichnete zuletzt stagnierende Umsätze und kann neue Impulse gut gebrauchen. Apples Geräte könnten als Zugpferd für den Verkauf von IBM-Diensten dienen. IBM entwickelt im Rahmen seines Programms MobileFirst Software auch für andere Plattformen wie Googles Android – aber der gleichzeitige Verkauf von Apple-Geräten gibt dem iPhone-Konzern eine Sonderstellung.
Die Partnerschaft ist umso spektakulärer, da Apple einst auf Kriegsfuß mit IBM stand. Als Apple ab Mitte der 70er Jahre seine ersten Personal Computer entwickelte, galt das Branchen-Urgestein als übermächtiger Rivale – es war noch nicht absehbar, dass am Ende Microsoft mit Windows die PC-Industrie dominieren würde. Vor 30 Jahren richtete sich Apples legendärer „1984“-Werbespot gegen eine IBM-Diktatur, der junge Gründer Steve Jobs ließ sich mit Stinkefinger unter einem IBM-Logo ablichten.
Inzwischen gibt es zwischen dem Geschäft der beiden Unternehmen aber keine Überschneidungen mehr, wie auch Cook und Rometty betonten. IBM gab seine PC-Sparte vor rund einem Jahrzehnt an den chinesischen Konzern Lenovo ab. Apple verkauft zwar seine Geräte an Firmen, bietet aber keine Unternehmenssoftware an. Cook sagte dem Technologie-Blog „Recode“, Apple und IBM passten zusammen wie Puzzle-Teile. [dpa/das]
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