Ägyptische Behörden haben ohne vorherige Ankündigung den Zugang zum Informationsportal der Deutschen Welle „Qantara.de“ gesperrt. Die Internetseite steht im Zeichen des Dialogs mit der Islamischen Welt.
Das Wort „Qantara“ bedeutet Brücke. Von der Redaktion werden kulturelle und gesellschaftliche Fragen aufgegriffen. Sie arbeitet mit einem Netzwerk von Autoren zusammen. Sie alle suchen Gespräche, die von Offenheit und gegenseitigem Respekt getragen sind. Die Beiträge spiegeln Gemeinsamkeiten und Unterschiede gleichermaßen wieder. Dabei werden strittige Themen nicht ausgeklammert. Auf der Internetseite informiert eine Datenbank über wichtige Projekte zum Islamdialog.
Die ägyptischen Sicherheitsbehörden gehen zunehmend hysterischer gegen kritische Medien vor. Dabei veröffentlichte Qantara.de in erster Linie Gesellschafts- und Kulturbeiträge.
Die die ägyptische Regierung ist seit rund zwei Monaten bemüht, alle Internetportale in Ägypten zu registrieren und zu verifizieren. Viele Portale wurden dabei wegen Verstößen gegen Vorschriften gesperrt. Dies kann auch ausländische Portale treffen, wenn sie sich mit ägyptischen Angelegenheiten beschäftigen.
Die DW fordert die unverzügliche Freischaltung von Qantara.de in allen drei Sprachen durch die ägyptischen Behörden. Sie sieht in der Sperrung einen Teil einer fortgesetzten Kampagne gegen die Presse- und Meinungsfreiheit.
Die DW war bereits 2015 ins Visier der ägyptischen Behörden geraten. Auf Druck der ägyptischen Regierung auf den Sender ONTV musste die gemeinsam mit der DW produzierte gesellschaftskritische Sendung „Women at a Turning Point“ absetzen. Diese wurde von der ägyptischen Journalistin Reem Maged moderiert.
Partnersender der DW wurden gezwungen, nach und nach alle Kooperationen einzustellen. So konnte der Satiriker Bassem Youssef seine wöchentliche Sendung zum Schluss nur noch im arabischen Programm der Deutschen Welle ausstrahlen.
Auch die von der Regierung gelenkten Medien betreiben in Ägypten eine gezielte Kampagne gegen die Deutsche Welle. Dabei werden immer wieder haltlose Vorwürfe gegen den deutschen Auslandssender erhoben
Durch die ägyptische Regierung wurden seit Mai 2017 inzwischen über 120 kritische Internetportale gesperrt. [jrk]
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