Das Sommerloch im TV ist hinreichend bekannt: Sender setzen auf Wiederholungen, schicken bestehende Serien in die Sommerpause oder warten mit dem Release neuer Serien bis zum Herbst. Bisher verfolgten Werbeanbieter diese Strategie ebenfalls, doch das könnte sich jetzt ändern.
Bisher passten die Sender ihr Programm dem Sommerloch an: Die Zuschauer sind bei schönem Wetter eher bei Aktivitäten draußen unterwegs oder fahren in den Urlaub, sodass sie ihr normales TV-Programm nicht mehr so konsumieren, wie sonst. Daher setzen die Sender auf Wiederholungen, Serienpausen und starten neue Serien zumeist erst im September. Und die Werbetreibenden halten es genauso.
Durch die gestiegene Online-Verfügbarkeit von Videos und Co. könnte sich dieses Muster jedoch wandeln. Zu diesem Ergebnis kommt jedenfalls ein White Paper von Brandboost, eine In-House Agentur von Divimove. In Zeiten des Internet-TVs und Video-on-Demand sind Zuschauer in der Lage, ihre Lieblingssendungen und -serien immer und überall zu genießen. Einzige Voraussetzung ist eine Internetverbindung, die auch in den meisten Hotels oder Urlaubsresorts zum Standard gehört, sodass auch hier ein Zugriff erfolgen kann.
Nachdem Divimove bereits im April herausgefunden hatte, wer was auf Youtube schaut, gibt es nun wieder neue Erkenntnisse bei dem Multi-Channel-Network. Die gesammelten Daten zeigen, dass Internetnutzer in den Sommermonaten entgegen der bisherigen Annahme bis zu zehn Prozent mehr Videos abrufen als sonst. Jugendliche im Alter zwischen 13 und 17 sogar 20 Prozent mehr, denn offenbar verbringen sie ihre Extra-Freizeit in den Sommerferien gerne damit, bei Youtube Videos anzusehen.
Hinzu kommt, dass dies häufig auf mobilen Geräten, wie Smartphones und Tablets, geschieht. Dadurch wird ein fester Computer häufig überflüssig, denn es gilt vor allem, mobil immer dabei zu bleiben. Dieser Wandel wirkt sich also nicht nur auf das Programm, sondern auch die Werbung aus.
Während der Sommer tatsächlich eine höhere Zuschauerrate beziehungsweise Videoabruf-Rate bietet, sinken gleichzeitig die Werbekosten. Die gesammelten Daten der Divimove Partner zeigen, dass die Preise in den Sommermonaten um fünf bis sieben Prozent sinken. Die meiste Werbung bei Youtube läuft über ein Auktionssystem, sodass, wenn weniger Werbung gekauft wird, auch die Preise sinken.
Die Unternehmen wollen ihr Budget aber einfach nicht im Sommer ausgeben, obwohl jetzt ein günstiger Zeitpunkt wäre. Die Ergebnisse zeigen auch, dass der Kauf von Auktionswerbung im Sommer um bis zu acht Prozent fällt, während er bei Direkt-Verkäufen durch das Youtube-Team lediglich um zwei bis vier Prozent sinkt.
Aufgrund der ’neuen‘ Mobilität und Zugriffsmöglichkeiten hat sich auch das Nutzungsverhalten der Zuschauer verändert. Man sitzt im Sommer zwar immer noch seltener Zuhause im Wohnzimmer vorm TV, doch das bedeutet nicht, dass man keine Inhalte konsumiert. So wird das Tablet einfach mit an den See genommen und man sieht sich dort ein Video an. Was Internet-Videos und die damit verbundene Werbung angeht, könnte also ein Paradigmenwechsel stattfinden.
Der günstigere Preis für Werbung kommt, wie bereits erwähnt, durch die geringere Nachfrage aufgrund alter Denkmuster. Da jedoch die Zuschauer- beziehungsweise Abrufanzahl gar nicht so gering ist, wie bisher gedacht, könnte sich das bald ändern. Es dürfte nur eine temporäre Angelegenheit sein, bis Werbetreibende diese Tatsache für sich nutzen werden. [ag]
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