Bonn – Bis Ende 2010 soll fast jeder Bundesbürger schnellen Zugang zum Internet bekommen können. Selbst in abgelegenen Dörfern soll eine Übertragungsgeschwindigkeit von einem Megabit pro Sekunde möglich werden.
Dies verdanken die Nutzer der „digitalen Dividende“, sprich der Nutzung bisher für das Fernsehen reservierter Funkfrequenzen, kündigte der Präsident der Bundesnetzagentur, Matthias Kurth, an. Dem Bericht der Nachrichtenagentur DAPD zufolge gibt es aber Streit um die geplante Versteigerung.
Größtes Hindernis für die Versorgung auch des flachen Landes mit schnellem Internet seien bisher die enormen Kosten, die eine Anbindung über Kabel erfordert. Weitaus billiger und damit für die Telefongesellschaften interessanter wäre es, diese Regionen per Funk zu vernetzen. Seit das Fernsehen bundesweit auf die digitale Übertragungstechnik DVB-T umgestellt ist, sind die bislang für den TV-Empfang über Antenne genutzten Frequenzen frei. Es geht um den Frequenzbereich zwischen 790 Megahertz und 862 Megahertz. Effektiv 60 Megahertz aus diesem Spektrum sollen voraussichtlich im zweiten Quartal 2010 versteigert werden.
Streit soll es nun um die höchst komplizierten Versteigerungsregeln geben, die im Beschluss der Bundesnetzagentur 181 Seiten inklusive Anhängen umfassen. Die Bundesnetzagentur hat zwar die Bietrechte der großen Mobilfunkanbieter Telekom und Vodafone beschränkt. Sie sollen sich maximal für je 20 Megahertz aus dem Spektrum von 60 Megahertz bewerben dürfen. Den kleineren Anbietern E-Plus und O2 reicht das jedoch nicht. Sie haben inzwischen Klage einreicht und ein Eilverfahren beantragt, um noch vor der Auktion eine Entscheidung zu erreichen.
Den gewünschten Netzausbau will die Regulierungsbehörde durch rigide Anforderungen sicherstellen: Die Unternehmen müssen sich verpflichten, mit den ersteigerten Frequenzen zunächst Gemeinden oder Städte mit höchstens 5 000 Einwohnern zu versorgen, dann diejenigen zwischen 5 000 und 20 000 Einwohnern, danach bis 50 000 Einwohnern und erst zuletzt Städte mit mehr als 50 000 Einwohnern. Erst wenn jeweils 90 Prozent Versorgung in einer Stufe sichergestellt ist, darf der Ausbau in der nächsten Stufe weitergehen.
Immerhin hätten nach den Auktionsregeln die kleineren Anbieter die Möglichkeit, für je 30 Megahertz zu bieten, mithin das gesamte Spektrum von 60 Megahertz unter sich aufzuteilen, betont Kurth. Hinter E-Plus und O2 stünden mit der niederländischen KPN beziehungsweise der spanischen Telefonica potente Konzerne. „Es hängt lediglich davon ab, für wie wichtig sie das für ihr Geschäftsmodell ansehen.“
Es kann aber auch noch ganz anders kommen: Die Bundesnetzagentur will auch Newcomer anlocken, indem sie ihnen ein Bietrecht für sogar 40 Megahertz einräumt. Es gebe „durchaus Unternehmen, die hier anklopfen, auch im internationalen Rahmen“, sagt Kurth. „Es kann ja auch völlig neue Geschäftsmodelle geben.“ So könnten Infrastrukuranbieter unabhängig von Telekom und Co. ein offenes Netz errichten und dann mehreren Nutzern anbieten. „Solche Überlegungen gibt es, es gibt auch Gespräche“, so Kurth. Ob solche Interessenten an der Auktion teilnehmen, stehe aber erst mit dem Anmeldeschluss Ende Januar fest. [mth]
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