In der Diskussion über interaktives Fernsehens (iTV) sind sich Wohnungswirtschaft, Kabelnetzbetreiber der NE 4 sowie Broadcaster und Landesmedienanstalten einig: MHP (Multimedia Home Platform) ist der Standard für iTV.
Allen Beteiligten ist klar, iTV wird hervorragende Chancen für das ökonomische Wachstum der gesamten Branche mit sich bringen. Nun steht der Übergang von analoger auf digitale Verbreitung des Fernsehens bevor. Dies stellt die Marktteilnehmer vor einige Probleme, wie Lutz Mahnke, Vorstandsvorsitzender von F.U.N., erklärt. „Die ehemaligen Telekomnetze werden bis auf wenige Ausnahmen nicht auf 862 MHz ausgebaut – und somit auch nicht rückkanalfähig sein,“ so Mahnke.
Im Gegensatz dazu seien die kleineren Netzbetreiber im Ausbau ihrer Netze auf 862 MHz schon weit voran geschritten. Der Betreiber Bosch-Telekom setzt MHP bereits in einem ersten Netz mit ca. 30.000 Haushalten ein. Die Investitionsbereitschaft der TV-Sender hält sich Mahnke zufolge in Grenzen. Sie warten mit den entsprechenden Inhalten bis die Kabelnetze ausgebaut sind. Der Netzbetreiber Kabel Deutschland will erst verfügbare Inhalte abwarten und dann mit dem Netzausbau beginnen.
Dass man mit ITV Geld verdienen kann, zeigt Mahnke an Beispielen im außereuropäischen Ausland: Der südafrikanische Netzbetreiber Multichoice erwirtschaftet jährlich mit seinem interaktiven Angebot durchschnittlich 540 USD pro Abonnent. Korea hat für das Jahr 2004 über eine Million MHP-fähige Set-Top-Boxen geplant. CanalSatellite in Frankreich und BskyB in England sind mit iTV die erfolgreichsten und innovativsten Plattformbetreiber Europas. Hier liegen die Umsätze bei ca. 500 Euro pro Abonnent jährlich.
„Warum wird ein weltweit verabredeter Standard, der von nahezu allen Beteiligten in Deutschland getragen wird, nicht schneller in die Realität umgesetzt? Deutschland fällt hier auf den Status eines Dritte-Welt-Landes zurück,“ appelliert Mahnke an Netzbetreiber und TV-Sender, damit MHP schnell und flächendeckend eingeführt wird. [fp]
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