Das Darknet ist für viele Datenschützer ein Synomyn für die Gefahren, die durch Cyberkriminelle im Internet drohen. Für zahlreiche Journalisten aus aller Welt ist es aber auch der einzige Weg zu einer freien Kommunikation.
Das sogenannte Darknet ist für viele Journalisten in aller Welt oft der einzige Weg für eine freie Kommunikation. Ohne das Darknet und den Datenaustausch über die Software Tor hätte er seinen Beruf als Journalist in Syrien zuletzt nicht mehr ausüben können, sagte Ahmad Alrifaee von der Hamburg Media School am Montag auf der Internet-Konferenz re:publica in Berlin. Der Syrer, der seit 2014 in Deutschland lebt, hatte zuvor unter anderem vom Krieg in seinem Land in Reportagen berichtet und als Fotograf für große Agenturen gearbeitet. Wer das Darknet in Syrien nicht nutze, laufe schnell Gefahr, festgenommen oder getötet zu werden. „Die Regierung kennt Freiheit und Demokratie gar nicht, Kritiker gelten sofort als Oppositionelle.“
„Viele Journalisten unterschätzen immer noch, welchen Gefahren sie sich aussetzen – trotz Snowden“, sagte Daniel Moßbrucker von Reporter ohne Grenzen. Das verborgene Tor-Netzwerk sei für solche Zwecke ein „probates Mittel“. Im Darknet können sich Nutzer fast komplett anonym bewegen. Der Zugang ist über eine Anonymisierungssoftware wie Tor möglich. Dabei werden Datenpakete zwischen verschiedenen Servern weitergeleitet und ihr Weg so verschleiert.
Auch im Iran und in China werde das Netzwerk nicht nur von Journalisten viel genutzt, um die Zensur zu umgehen, sagte Moßbrucker. „Im Moment sehen wir gerade, dass in der Türkei die Nachfrage deutlich größer wird.“
Trotz des oft schlechten Rufs als Tummelplatz für Kriminelle werde das Darknet nach Schätzungen zu 50 bis 60 Prozent von legalen Nutzern verwendet, sagte Andreas May, Oberstaatsanwalt der Generalstaatsanwaltschaft Frankfurt am Main. Die Software Tor werde im Schnitt von zwei Millionen Menschen weltweit genutzt, auch er selbst greife für sensible Datenpakete darauf zurück. Für Ermittlungsbehörden sei die Verschlüsselung jedoch eine Herausforderung, da die Daten nicht rückverfolgt werden könnten. „Wir fangen nur die Doofen.“ Es habe schon Waffenverkäufer gegeben, die sich dann persönlich mit den Ermittlungsbeamten getroffen hätten, um die Ware zu übergeben. [dpa/buhl]
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