Können Zeitreisende die Vergangenheit verändern? Das ist die entscheidende Frage in der hochgelobten Netflix-Serie «Dark». Auch für die zweite Staffel brauchen Zuschauer die volle Aufmerksamkeit.
Erzählungen über Zeitreisen gab es schon viele. Die deutsche Mysteryserie «Dark» treibt das Genre mit komplexen Erzählsträngen und einer Vielzahl von Charakteren auf die Spitze – und verlangt vom Zuschauer volle Konzentration. An diesem Freitag stellt Netflix die zehn Folgen der zweiten Staffel online.
Viele Fans der Serie dürften sich vorab noch einmal die erste Staffel angeschaut haben, um ihr Wissen aufzufrischen. Immerhin spielt die Geschichte in dem fiktiven Dorf Winden auf verschiedenen Zeitebenen. In der zweiten Staffel, die wenige Monate nach der ersten ansetzt, sind das die Jahre 1954, 1987 und 2020. In den neuen Folgen reisen die Figuren damit sogar noch weiter in die Vergangenheit – und die Zukunft. Natürlich immer im 33-Jahre-Zyklus.
Da ist es selbst für die Hauptdarsteller nicht immer leicht, den Durchblick zu behalten. „Es ist wahnsinnig kompliziert, das alles zu verstehen. Aber das ist genau das, warum es auch so einen Spaß macht“, sagte Jördis Triebel der Deutschen Presse-Agentur.
Die 41-Jährige, die auch in der hochgelobten Serie „Babylon Berlin“ mitspielt, ist in „Dark“ als dreifache Mutter Katharina Nielsen zu sehen. Genau genommen: in der Version aus dem Jahr 2019. Als diese trauert sie um ihren verschwundenen Sohn Mikkel, der zu Beginn der ersten Staffel durch eine Höhle ins Jahr 1986 reist und dort von Ersatzmutter Ines Kahnwald großgezogen wird.
So richtig kompliziert wird die generationsübergreifende Familiengeschichte durch das tragende Element des Zeitreisens. Denn dadurch stehen sowohl die Macher als auch die Charaktere vor etlichen Problemen, die in der Serie auch konkret aufgegriffen werden. Was würde geschehen, wenn ein Zeitreisender in der Vergangenheit seinen Großvater umbringen würde, noch bevor er seinen Sohn zeugen würde? Dann dürfte es den Zeitreisenden ja eigentlich gar nicht geben – das sogenannte Großvaterparadoxon.
Oder das Bootstrap-Paradoxon, das bereits in der britischen Science-Fiction-Serie „Doctor Who“ oder bei „Harry Potter“ thematisiert wurde: Dabei geht es um die Idee, dass ein Gegenstand oder eine Information seine eigene Existenz verursachen kann. Im Fall von „Dark“ schreibt Wissenschaftler H.G. Tannhaus ein Buch über das Zeitreisen. Auf die Ideen darin kommt er aber nur, weil ihm ein Zeitreisender aus der Zukunft das Buch übergibt.
Wer gedacht hat, dass die zweite Staffel der Netflix-Serie mehr Licht ins Dunkel bringt, wird eines Besseren belehrt. Immer wieder gibt es neue Mysterien und offene Fragen. Dazu kommt, dass immer mehr Charaktere von der Möglichkeit des Zeitreisens Gebrauch machen oder zumindest davon Wind bekommen.
Verhalten sich die Personen in der Vergangenheit also anders, wenn sie ihrem späteren Ich aus der Zukunft begegnen? Können die Zeitreisenden die Vergangenheit verändern? Oder sind alle Personen Marionetten der Zeit? „Dark“ ist nicht nur für Liebhaber der Physik interessant, die sich für Wurmlöcher und den lunar-solaren Zyklus begeistern. Die Serie verlangt, wie kaum eine andere, die Fantasie und Aufmerksamkeit der Zuschauer.
Auch darum gehört „Dark“ zu den weltweit meistbeachteten Netflix-Formaten, auf Youtube gibt es mehrere Videos mit Fantheorien auf Englisch oder Spanisch. Die Macher haben bereits angekündigt, die Serie nach der dritten Staffel zu beenden. Bis dahin müssen die Zuschauer noch reichlich Gehirnschmalz aufwenden, um sämtliche Vorgänge zu verstehen. Oder wie es Schauspieler Oliver Masucci – der Ulrich Nielsen spielt – es beschreibt:
„Durch „Dark“ bebt dein Hirn.“[Thomas Bremser]
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