Der seit 21. März vor Gericht stehende Chef-Programmiere der illegalen Videoplattform Kino.to hat am Freitag ein umfangreiches Geständnis abgelegt. Der 29-Jährige aus Hamburg räumte ein, die Internetseite von 2008 an programmiert zu haben.
Der 29-Jährige aus Hamburg erklärte, die Internetseite von Anfang an programmiert zu haben. Ihm sei aber nicht klar gewesen, dass er etwas Strafbares tue. Er habe sich in einer Grauzone gewähnt. „Dass das Portal als solches tatsächlich Gefängnis bedeuten würde, wusste ich nicht“, sagte der Mann. Er sitzt seit vergangenem Jahr in Untersuchungshaft. Kino.to wurde von den Behörden gesperrt.
Die Generalstaatsanwaltschaft wirft dem Mann eine massenhafte Verletzung des Urheberrechts vor. Über die von ihm programmierte Seite waren 135 000 raubkopierte Filme, Serien und Dokumentationen zu erreichen, die bei sogenannten Filehostern lagerten. Zeitweise verzeichnete Kino.to bis zu vier Millionen Nutzer täglich. Geld wurde über Werbeeinnahmen verdient. Der Technik-Chef gilt als zweitwichtigster Mann von Kino.to, nach dem ebenfalls inhaftierten Leipziger Gründer.
Der 29-Jährige sagte, er habe die erste Version von Kino.to 2008 binnen weniger Tage im Auftrag des Gründers erstellt. „Dafür bekam ich dann 500 Euro, Zigaretten und Cola“, sagte der ehemalige Philosophie-Student. Später stieg sein Einkommen auf bis zu 50 000 Euro pro Monat. Mehr als eine Million Euro soll er kassiert haben. Zum Schluss fungierte er pro forma sogar als Chef von Kino.to. Der eigentliche Drahtzieher habe ihn aber wohl aus Angst vor Entdeckung vorgeschoben, sagte der Mann.
Im Juni 2011 flog Kino.to auf. Er sei von schwer bewaffneten Polizisten aus dem Bett geklingelt und überwältigt worden, erzählte der 29-Jährige. „Der Angeklagte war für das reibungslose technische Funktionieren vonKino.to zuständig“, hatte Staatsanwalt Dietmar Bluhm während dereinstündigen Anklageverlesung am 21. März gesagt. Ohne das überlegene technische Wissen des29-Jährigen wäre der Betrieb des Streaming-Portals wohl nicht möglich gewesen. Alszweiter Mann habe er Einnahmen von mehr als einer Million Euro erzielt. Vier Beteiligte an dem Internetportal sind bereits verhaftet worden. Ein Mann muss für drei Jahre und fünf Monate hinter Gitter.
Der Prozess wirft ein Schlaglicht auf den Umgang mit Urheberrechten imInternet. Kino.to war von Anfang an illegal – um die nötigenVerwertungsrechte für die angebotenen Filme scherten sich dieDrahtzieher nicht. Gleichwohl wussten sie, dass es eine große Nachfragenach kostenlosen Inhalten im Internet gibt.
Die Generalstaatsanwaltschaft Dresden hatte am 8. Juni in einem Schlaggegen das Filmraubkopienportal zeitgleich über 20 Wohnungen,Geschäftsräume und Rechenzentren durchsucht und 13 Personen verhaftet (DIGITALFERNSEHEN.de berichtete).Das Portal wurde zusammen mit mehreren so genannten Streamhostern, beidenen die auf den Portalen verlinkten Raubkopien abgelegt sind, vom Netzgenommen.
[dpa/rh]
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