Bonn – Eine erneute Hinterfragung der umstrittenen Regulierungsfreiheit für das VDSL-Netz fordert der Bundesverband Breitbandkommunikation e. V.
Der Branchenverband für Telekommunikationsdienstleister sieht sich durch die Ende letzter Woche bekannt gewordenen Pläne der Deutschen Telekom AG, das IPTV-Angebot „T-Home“ eventuell auch über ADSL2+ anzubieten, in seiner Meinung bestätigt.
Grund der erneut aufgeflammten Diskussion um die Rechtmäßigkeit der Regulierungsausnahme für das VDSL-Netz: Die Telekom hat bisher stoisch argumentiert, dass nur über die Bandbreiten, die VDSL bietet, IPTV flüssig und stabil laufen würde. Deswegen sei es auch gerechtfertigt, so die Telekom damals, das VDSL-Netz von der Regulierung zu befreien, da es sich eben um einen so genannten „neuen Markt“, also um eine Technologie handelt, die völlig neue Angebote als das bisherige DSL-Netz ermöglicht.
Mit den Ende der Woche öffentlich gewordenen Plänen, T-Home nun auch für ADSL2+-Anschlüsse anzubieten (DIGITAL FERNSEHEN berichtete), verstrickt sich die Deutsche Telekom laut Breko-Präsident Peer Knauer in Widersprüche: „Es ging der Telekom immer nur darum, Internet-Fernsehen besser und schneller an den Kunden bringen und unter Ausschluss des Wettbewerbs möglichst viele Kunden auf das neue VDSL-Netz zu ziehen.“
So sei es immer klar gewesen, so Knauer weiter, dass für IP-TV eigentlich keine Bandbreiten bis zu 50 Megabit pro Sekunde nötig seien. „Das räumt die Telekom mit einem möglichen Strategiewechsel nun selber ein“, formuliert der Breko-Präsident seine scharfe Kritik.
Der noch nicht offizielle Richtungswechsel der Telekom scheint notwendig zu sein, da die Strategie, mit dem IPTV-Angebot „T-Home“ das VDSL-Netz attraktiv zu machen, bisher nicht aufgegangen ist. Nach unbestätigten Angaben eines Insiders sollen bisher nur 25 000 VDSL-Anschlüsse verkauft worden sein. Damit rechnen sich die sehr hohen Investitionen in das neue Glasfasernetz keinesfalls, bisher soll die Telekomschon eine halbe Milliarde Euro in das neue Netz gesteckt haben.
Während die Telekom versucht, nun nach Triple Play und dem Festnetz-Geschäft nicht auch noch die Entwicklung in Sachen IPTV zu verschlafen, droht die EU-Kommissaren für Telekommunikation und Medien, Viviane Reding, der deutschen Regierung mit einer Klage vor der EU, falls die Regulierungsausnahme für das VDSL-Netz nicht noch kurzfristig gestoppt wird (DF berichtete).
Dabei bringt die EU-Kommissarin die selben Argumente wie der Breko hervor, in dem unter anderem viele namhafte Telekom-Konkurrenten wie Hansenet oder Arcor vertreten sind: Allein der Wettbewerb schaffe Wachstum, eine Monopolisierung würde den Markt langfristig bremsen und vor allem den Ausbau von Breitbandanschlüssen in ländlichen Regionen aufhalten. [lf]
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