Auszeichnungen für die „solide Branche“: Comedypreis verliehen

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Bild: © Victoria - Fotolia.com
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Wer Unvorhergesehenes scheut, ist beim Deutschen Comedypreis in der Regel gut aufgehoben. Man weiß, was man bekommt – und das ist oft Carolin Kebekus. In diesem Jahr ist das nicht sonderlich anders. Hier und da gibt es aber tatsächlich ein paar Entwicklungen zu beobachten.

Carolin Kebekus wirkt wirklich überrascht – und das ist eigentlich die größte Überraschung. „Das ist jetzt total bescheuert, ne? Weil ich das Ding hier moderiere“, stellt die Komikerin fest. Sie hat gerade den Deutschen Comedypreis in der Kategorie „Bestes TV-Soloprogramm“ bekommen („Carolin Kebekus live! – AlphaPussy“, RTL) – und ist nebenbei auch noch Moderatorin der zugehörigen Gala am Sonntagabend in Köln. Dass sie wenig später – und wie schon 2017, 2016, 2015, 2014 und 2013 – auch als „Beste Komikerin“ ausgezeichnet wird, weiß sie zu diesem Zeitpunkt noch nicht. Als es passiert, wirkt die 38-Jährige allerdings auch schon weniger überrascht. Der Abend ist die Essenz der vergangenen Jahre.

Der Deutsche Comedypreis steht seit Jahren nicht gerade im Ruf, mit Neuem zu überfordern. Gewinner, Moderatoren, Juroren – oft sind es dieselben Protagonisten, die in wechselnden Rollen auf der Bühne stehen. Und ganz oft ist es Carolin Kebekus, an der in der Branche kein Weg vorbei zu gehen scheint. Mittlerweile ist schon das Stadium erreicht, in dem das selbst zum Witz taugt. „Comedy ist wirklich eine solide Branche, oder? Ohne viel Fluktuation“, sagt Kebekus in ihrer Moderation. Woanders gehe das viel flotter. „So als Verfassungsschutzpräsident: Kaum haste mal sechs Jahre Scheiße gebaut: Zack, biste weg!“
 
Zur Wahrheit gehört allerdings auch, dass man genau hinschauen sollte. Ein paar Entwicklungen – zumindest in Ansätzen – lassen sich dann nämlich doch erkennen. Zum einen die, dass sich Luke Mockridge (29) langsam an den Kebekus’schen Thron heranpirscht. Wie schon im vergangenen Jahr kann er in mehreren Kategorien gewinnen, diesmal als „Erfolgreichster Live-Act“ und auch – mit seiner Sendung „Luke! Die Woche und ich“ (Sat. 1) – in der Sparte „Beste Comedy-Show“. Dort landet er sogar vor Kebekus mit ihrem „PussyTerror TV“ (ARD/WDR).
 
Eine weitere Beobachtung: Satire ist zur Domäne der Öffentlich-rechtlichen geworden, die in der Kategorie alle Nominierten stellen. Etwas überraschend setzt sich dort am Ende „Mann, Sieber!“ (ZDF) gegen bekannte Hochkaräter wie die „heute-show“ (ZDF), „Neo Magazin Royale“ (ZDF/ZDFneo) und „Die Anstalt“ (ZDF) durch.
 
Die weiteren Sieger im Schnelldurchlauf: „jerks.“ (ProSieben/maxdome, „Beste Comedyserie“), „Sketch History“ (ZDF, „Beste Parodie/Sketch-Show“), „Das Institut – Oase des Scheiterns (BR, NDR, WDR, PULS und ARD-alpha, „Beste Innovation“), Felix Lobrecht („Bester Newcomer“). Den Sonderpreis bekommt in diesem Jahr die Oberhausener Kabarettistin Gerburg Jahnke („Ladies Night“).
 
In der Kategorie „Beste Sitcom“ werden erstmals gleich zwei Preise verliehen – an „Jennifer – Sehnsucht nach was Besseres“ (NDR) und „Beste Schwestern“ (RTL). Die Doppelvergabe hängt mit der Konstellation in der Jury zusammen, die die Auszeichnungen vergibt. Beide Serien bekamen die gleiche Zahl an Stimmen. Die dann eigentlich entscheidende Stimme der Jurypräsidentin konnte aber nicht herangezogen werden – da diese Mirja Boes heißt und selbst bei „Beste Schwestern“ mitspielt.
 
Letzte Beobachtung: Erstmals wird die Preisverleihung von RTL live übertragen. Das führt zu etwas Hektik gegen Ende, da man bereits am Überziehen ist. Zugleich muss aber auch ein Mittel gefunden werden, um zu lang geratene Dankesreden radikal zu beenden. Das übernimmt eine mexikanische Mariachi-Band, die aus dem Nichts auf der Bühne auftaucht und laut los spielt. Das ist dann wirklich überraschend. [Jonas-Erik Schmidt]

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