
Wie viele Leute Netflix schauen, will uns der Anbieter immer noch nicht verraten. So gut scheinen die Zahlen wohl in Deutschland nicht zu sein. Man verrät stattdessen aber nun, wie viele Stunden die Netflix-Probemonat-Abonnenten und eingefleischte Fans im letzten Quartal vor dem Bildschirm saßen. Angeblich, denn belegt wird diese Zahl durch nichts.
„Ihr habt im letzten Quartal 10 Milliarden Stunden Netflix geschaut. Das sind 176,056,338 mal #BreakingBad und #BetterCallSaul zusammen!“ Ist das ein Lob? Ist es ein Vorwurf? Oder gar eine Anklage? Es ist in jedem Falle das Statement des Anbieters von Video-on-Demand (VoD) von Dienstagabend, das Netflix Deutschland selbst per Twitter verbreitet.
Wir geloben Besserung! Wir, die wir immer mal wieder reinschnuppern, um zu schauen, ob neben „Breaking Bad“, „Better call Saul“ und „Orange Is The New Black“ endlich mal wirklich neue Highlights das Programmangebot von Netflix Deutschland zieren. Manchmal wählen wir sogar einen Film aus, brechen diesen dann aber doch frustriert nach wenigen Minuten wieder ab, denn das lineare Fernsehangebot ist gemäß Programm-App zeitweilig doch immer noch interessanter.
Zappen verträgt VoD aber generell nicht. Netflix bildet da keine Ausnahme. Wir switchen in Deutschland doch immer noch sehr gern, wenn das Programm nicht gleich unsere Erwartungen erfüllt. So lange, bis wir irgendwo beim Zappen hängen bleiben. Eine reine Fernsehgewohnheit, keinesfalls eine erklärte Gemeinheit gegenüber Video-on-Demand-Diensten oder speziell gegenüber Netflix.
Bis dato war Netflix in Deutschland „nice to have“, aber längst nicht das, was sich viele Zuschauer davon versprochen hatten. Zu mager war die Ausbeute an Filmen und Serien, die man als Rechte für Deutschland erwerben konnte. Uns interessierten in Deutschland weder angeblich beliebte US-Serien wie „BoJack Horseman“ noch irgendwelche drittklassigen alten Filme, die wir uns schon vormals bei Maxdome oder Watchever nicht ansehen wollten.
Zugegeben: Ein Angebot an Filmen und Serien ist immer subjektiv gut oder schlecht. Allein im Forum von Digitalfernsehen.de gibt es Dutzende Nutzer, die mit dem Netflix-Inhaltsangebot für den Preis mehr als zufrieden sind. Und dennoch: Wären die Zugriffszahlen insgesamt so hoch, dass man auch bei Netflix zufrieden sein könnte, würde der VoD-Anbieter diese doch längst bekannt gegeben haben. Stattdessen wissen wir jetzt, dass wir alle zusammen 10 Milliarden Stunden im letzten Quartal einen Dienst ausprobiert haben, der die deutsche Fernsehlandschaft revolutionieren wollte – oder sollte?
Ich habe nie gerechnet, wie viele Stunden ich selbst im linearen Fernsehen History HD, ZDF Neo HD oder TNT HD seit deren Erscheinen auf dem deutschen Markt oder gar im letzten Quartal geschaut habe. Wozu auch? Die Aussagekraft wäre ohne Vergleich immer gleich Null. [Ein Kommentar von Torsten Herres, Herausgeber]
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