Mithilfe von EU-Fördergeld: Der deutsch-französische TV-Sender Arte will noch stärker alle Europäerinnen und Europäer erreichen. Es soll mehr Sprachen geben.
Der deutsch-französische Fernsehsender Arte will das Mediathek-Angebot in Europa ausbauen und setzt dabei auf EU-Geld. Die Vizepräsidentin des Vorstands der Arte-Zentrale, Heike Hempel, teilte der Deutschen Presse-Agentur mit: „Um alle Menschen in Europa anzusprechen, braucht es ein größeres Volumen an Programmen in den jeweiligen Sprachen und es müssen natürlich auch neue Sprachen hinzugefügt werden.“ Man wolle eine umfassende Plattform schaffen.
Bereits heute gebe es Inhalte neben Deutsch und Französisch auf Englisch, Spanisch, Polnisch und Italienisch, erläuterte die TV-Managerin. Rund ein Fünftel der Videoabrufe stammten aus anderen Ländern als Deutschland und Frankreich. Zahlreiche Arte-Inhalte seien bereits europaweit zugänglich. „Generell ist es so, dass wir natürlich gerne so viele Sprachen wie möglich hinzufügen wollen, das aber von den europäischen Fördermitteln abhängt, mit denen wir bereits bestehende Inhalte in weiteren Sprachen anpassen“, führte Hempel aus.
In den kommenden Monaten will Arte das Ausbau-Konzept weiterentwickeln. „Es geht hier nicht nur um Übersetzung und Untertitelung der Inhalte, sondern vor allen Dingen um die Lokalisierung und Anpassung des Programmkatalogs an die Zielländer“, ergänzte Hempel. Man wolle noch stärker mit Autorenteams aus den jeweiligen Ländern zusammenarbeiten. Auch soll die Zahl der europäischen Koproduktionen mit den europäischen Partnersendern erhöht werden.
EU-Förderung seit 2015
Nach Arte-Angaben wird der deutsch-französische Sender seit 2015 mit europäischen Fördermitteln unterstützt. „Damit stellen wir aber kein Programm her, sondern sorgen für die Anpassung der bestehenden Inhalte an die jeweiligen Sprachen und Länder und die Distribution. Mit weiteren Mitteln könnten wir den mehrsprachigen Programmkatalog ausbauen und ein Konzept umsetzen, das darauf abzielt, dass alle Europäerinnen und Europäer Arte erleben können“, sagte Hempel.
Die Arte-Pläne hatten unlängst Aufmerksamkeit von höchster Stelle bekommen. Bei seinem Deutschlandbesuch hatte Frankreichs Präsident Emmanuel Macron die Idee befürwortet. Von Medienstaatsministerin Claudia Roth (Grüne) hieß es, die Bundesregierung begrüße das Anliegen Artes, sich noch stärker und umfassender zu einer europäischen Plattform weiterzuentwickeln. Arte arbeite Vorschläge aus, um sie mit den Bundesländern, der Medienstaatsministerin und den französischen Partnern weiter zu besprechen.
Die Rundfunkkommission der Bundesländer hatte sich im Mai in einem Beschluss zu den Arte-Plänen bekannt, zugleich deutlich gemacht, dass es für das Vorhaben EU-Geld brauche: „Eine dauerhafte und weitere Verbreitung über die Landesgrenzen der Gründungsstaaten hinaus und in weitere Sprachen kann nicht aus Beitragsmitteln erfolgen, sondern setzt mit Blick auf Übersetzung und Distribution eine Förderung durch Mittel der EU voraus.“
Die Frage, ob die komplette Finanzierung von Arte durch die EU ersetzt werden soll, verneinte Hempel. Arte sei und bleibe ein deutsch-französisches Kooperationsprojekt. „Die Mittel der EU verstehen wir als zusätzliche Mittel, mit denen wir unser Programm mehr Menschen in Europa zugänglich machen können.“
Unlängst hatten ARD und ZDF angekündigt, ihre Mediathek-Technologien zu vereinheitlichen. Die jeweiligen Mediatheken bleiben dabei eigenständige Angebote. Die öffentlich-rechtlichen Medienhäuser wollen die Software auch anderen Institutionen oder Medienunternehmen zugänglich machen. Weiter in die Ferne geblickt, könnten sich die Öffentlich-Rechtlichen sogar eine größere gemeinwohlorientierte deutschsprachige Plattform unterschiedlicher Akteure vorstellen.
Auf die Frage, ob sich die Plattform-Ansätze von ARD/ZDF und Arte womöglich kannibalisieren könnten, antwortete Hempel: „Nein, die Ansätze kannibalisieren sich nicht, sondern sind komplementär.“ Der Ausbau des Arte-Angebots erfolge in Abstimmung mit ARD und ZDF.
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- Arte-Logo: © ARTE G.E.I.E./Patrick BOGNER