Mit dem Aufkommen der Smart TVs hielten auch die so genannten Apps auf dem Fernsehbildschirm Einzug: Kleine Programme mit oft großer Wirkung erobern seither die Wohnzimmer. DIGITAL FERNSEHEN sprach mit den Entwicklern von InfoMantis, die unter anderem die „Das Erste“-App für Amazons Fire TV entwickelt haben, über die Herausforderungen der App-Entwicklung auf Smart TVs.
App-Entwicklung war in ihrer Anfangszeit vor allem ein Thema der Smartphone-Welt. Doch mit dem Aufkommen der Smart TVs landeten die ersten so genannten Applikationen schnell auch auf dem großen Bildschirm im Wohnzimmer. Der Trend, Apps, die aug dem Smartphone funktionieren, auch auf dem Fernseher umzusetzen, ist mittlerweile kaum noch zu übersehen und so wagen auch die meisten Entwickler früher oder später den Schritt von der mobilen Welt aufs TV-Gerät.
Bei vielen Softwareentwicklern führt der Weg auf den Smart TV über das Smartphone. So auch beim Osnabrücker Unternehmen InfoMantis, bei dem man 2007 damit begann, Apps und Programme für die heute populären Smartphone-Betriebssysteme iOS und Android zu entwickeln und diese Tätigkeit später auch auf Windows-Devices ausbaute, wie Gründer und Geschäftsführer Jörg Rensmann im Gespräch mit DIGITAL FERNSEHEN erklärte. Mit der Entwicklung der „Das Erste“-App für die ARD-Programmdirektion auf Amazons Fire TV hatte das Unternehmen nun erstmals die Chance, ein großes Projekt im Smart-TV-Sektor zu realisieren.
„Auf die Vorarbeit anderer Entwickler, die bereits in der Vergangenheit Apps oder HbbTV-Portale für Das Erste entwickelt haben, konnten wir allerdings im Sinne der Nutzung von bestehenden Programmcodes nicht zurückgreifen“, erklärt Martin Kuckert, Softwareentwickler bei InfoMantis. Dies sei aber seitens des Auftraggebers auch gar nicht gewollt gewesen, da dieser für die Fire-TV-App bewusst einen neuen Ansatz gewünscht habe. Relativ klare Vorgaben hätte es jedoch seitens des Senders bei Design und User-Interface gegeben. Diese sollen schließlich im Sinne eines Corporate Design auf allen Plattformen vergleichbar und vor allem wiedererkennbar bleiben.
Ungewöhnlich sei der Schritt dabei nicht, dass größere Auftraggeber, wie in diesem Falle die ARD-Programmdirektion, sich nach neuen Entwicklern umsehen, um neue Apps umzusetzen, wie Jörg Rensmann erklärt. So müssen Apps desselben Anbieters auf verschiedenen Smart-TV-Plattformen nicht zwingend auch vom gleichen Entwicklungsteam programmiert sein. Dennoch sei es für einen Entwickler generell von Vorteil, wenn er die Fähigkeit hat, eine App für möglichst viele Plattformen parallel zu entwickeln. „Deshalb haben wir die Fire-TV-App für Das Erste grundsätzlich so entwickelt, dass man diese bei Bedarf auch auf anderen Plattformen wie iOS, Windows oder HbbTV umsetzen könnte“, bestätigt der Geschäftsführer.
Die größte Herausforderung bei der App-Entwicklung für Smart-TV-Systeme im Vergleich zur Entwicklung für Smartphones sei laut Martin Kuckert tatsächlich die Anpassung der Navigation an die Fernbedienung. Hier müssten Programmierer, die bereits seit Jahren mit Touch-Displays als Steuerelement arbeiten, wieder umdenken. Eine zweite nicht zu unterschätzende Hürde sei die teilweise sehr unterschiedliche Leistungsfähigkeit der Smart-TV-Systeme. So stehen hochleistungsfähigen Set-Top-Boxen, die mittlerweile oft eher an Mediencomputer als an klassische Receiver erinnern, teilweise sehr günstige TV-Geräte gegenüber, die trotzdem bereits ein vollwertiges Smart-TV-Portal an Bord haben. Demnach müsste ein Entwickler darauf achten, dass die von ihm entwickelten Apps auch auf technisch schwächeren Geräten noch anständig bedienbar seien. Es sei daher kein Zufall, dass neue Smart-TV-Apps oft nur auf den aktuellen TV-Geräten eines Herstellers nutzbar seien, jedoch nicht auf älteren Modellen. [ps]
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