Nachdem das FBI Apple aufgefordert hat, das iPhone eines toten Attentäters für die Ermittlungen zu entsperren und Apple sich weigerte, droht der Streit nun zu eskalieren. Sogar die Politik soll jetzt mitreden.
Apple will den eskalierenden Streit mit US-Behörden um das Entsperren von iPhones in eine politische Diskussion umlenken. Nach Ansicht des Unternehmens wäre es am besten, wenn die Regierung ihre Forderungen an den Konzern zurückziehe und eine Kommission mit Experten einberufe. Diese könnte sich dann generell mit den Auswirkungen des Falls für Ermittlungen, nationale Sicherheit und die Privatsphäre beschäftigen, erklärte das Unternehmen am Montag.
Apple ist von einem Gericht angewiesen worden, der Bundespolizei beim Entsperren des iPhones des toten Attentäters zu helfen, der zusammen mit seiner Frau 14 Menschen im kalifornischen San Bernardino tötete. Apple weigert sich, die Forderung zu erfüllen und will sich rechtlich wehren. Das Unternehmen warnt, es wäre eine neue Software notwendig, die einmal entwickelt auch missbraucht werden könne. Damit würde Apple eine Hintertür ins iPhone möglich machen und am Ende die Sicherheit für alle gefährden, hieß es. Diese Argumentationslinie wiederholte Apple auch am Montag. „Wir sind überzeugt: Der einzige Weg, zu verhindern, dass ein solch mächtiges Werkzeug missbraucht wird oder in falsche Hände gerät, ist, es nie zu erschaffen.“
FBI-Chef James Comey hatte wenige Stunden zuvor mit einem offenen Brief die nächste Runde im verbalen Schlagabtausch losgetreten. Dort versicherte er, das FBI strebe keinen Präzedenzfall für spätere Überwachung an: „Es geht um die Opfer und um Gerechtigkeit.“ Das FBI wolle keine Verschlüsselung brechen oder einen Generalschlüssel in die Welt setzen. Zugleich räumte der FBI-Direktor ein, dass es mit der Verschlüsselung einen Konflikt zwischen Sicherheit und Privatsphäre gebe. „Dieser Konflikt sollte nicht von Unternehmen gelöst werden, die davon Leben, Dinge zu verkaufen“, schrieb er. Allerdings auch nicht vom FBI, dessen Job Ermittlungen seien, sondern grundsätzlich vom amerikanischen Volk.
Das FBI will vor allem, dass Apple per Software-Eingriff die Funktion aushebelt, die den Inhalt eines Telefons löscht, wenn zehn Mal ein falsches Passwort eingegeben wird. Außerdem soll Apple die Passwort-Eingabe über eine Schnittstelle einrichten, damit die Ermittler mit Hilfe eines Computers elektronisch verschiedene Kombinationen durchprobieren können. Das Gericht räumte Apple eine Frist bis zum 26. Februar ein, in der der Konzern auf die Anordnung reagieren muss.
Unterstützung bekam der Konzern am Montag von Facebook-Chef Mark Zuckerberg. Er habe „ziemliche Sympathie“ für die Position von Apple und Cook, sagte der 31-Jährige auf dem Mobile World Congress in Barcelona. Facebook sei sich als große Plattform der Verantwortung bewusst, wenn es darum gehe, Terrorismus zu verhindern. „Das ist uns wichtig.“ Zugleich glaube er nicht, dass Hintertüren in Geräten jemals ein effizienter Weg sein werden, um für mehr Sicherheit zu sorgen. Zuckerberg hatte schon nach den Enthüllungen des Informanten Edward Snowden die ausufernde Internet-Überwachung durch amerikanische Geheimdienste kritisiert.
Microsoft-Gründer Bill Gates stellt sich dagegen auf die Seite des FBI. Er sehe in der aktuellen Diskussion keinen Präzedenzfall: „Das ist ein konkreter Fall, in dem die Regierung nach Zugang zu Informationen fragt“, so Gates gegenüber der „Financial Times“. Es gehe immerhin nicht um einen allgemeinen Zugriff, betonte er und verglich die Situation mit einer Bank: „Sagen wir mal, die Bank hätte ein Band um die Festplatte gewickelt und gesagt, zwingt mich nicht, dieses Band durchzuschneiden, weil ihr mich dann dazu bringt, es immer wieder zu tun“, so Gates. [dpa/fs]
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