App ins Museum: Smartphone-taugliche Kunst

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Bild: © Victoria - Fotolia.com
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Ein modernes Museum ist keineswegs altbacken. Es bietet Apps fürs Smartphone an, nutzt soziale Netzwerke für sich oder präsentiert seine Sammlungen sogar online. Auf diesem Wege soll die junge Generation besser angesprochen werden. Problem dabei ist, dass vielen Museen dafür die finanziellen Mittel fehlen.

Ein Gemälde auf dem Touchscreen scrollen, Skulpturen unter die virtuelle Lupe nehmen oder sich per Smartphone von der Haustür an die Museumspforte lotsen lassen – das digitale Zeitalter hält auch in deutschen Kunsthäusern Einzug. „Immer mehr Museen ersetzen ihre Audioguides inzwischen durch App-basierte Führungen auf Tablets oder Smartphones“, sagt Thomas Thiemeyer, Professor für Empirische Kulturwissenschaft an der Universität Tübingen. Die digitalen Angebote sollen das Museumspublikum von morgen anlocken. Doch es gibt auch Probleme: Denn gelungene Apps kosten Geld – und nicht alle Häuser können sich das leisten.

„Die Einbeziehung von digitalen Medien ist eine Investition in die Zukunft der Museen“, sagt die Geschäftsführerin des Deutschen Museumsbundes, Anja Schaluschke. Zwar sei die Besuchszahl der Museen im vergangenen Jahrzehnt um 12 Millionen auf rund 110 Millionen Besuche angestiegen. Doch „die „Digital Natives“ werden zukünftig die Regel sein“, prophezeit Schaluschke. Was das für die Museen bedeutet, ist auch ein Thema am Internationalen Museumstag am 17. Mai. Das Motto in diesem Jahr lautet: „Museum. Gesellschaft. Zukunft“.
 
Vielerorts setzen Museen bereits auf Apps. So sind beispielsweise mehr als 5000 Museen in ganz Deutschland in die neue App Museum.de eingepflegt. Mit der Anwendung für die Betriebssysteme iOS und Android können Nutzer Museen in der Umgebung finden und gleich noch Eindrücke aus dem Inneren gewinnen. Neben Bilderstrecken bietet die App auch Informationen zu Ausstellungen, Eintrittspreisen oder Öffnungszeiten. Besucher können sich damit sogar per Smartphone von der Haustüre direkt bis an die Museumspforte lotsen lassen.
 
Als Vorreiter im Umgang mit neuen Medien gilt unter Fachleuten das Städel-Museum in Frankfurt. Zehntausende lesen den Städel-Blog im Internet, Hunderttausende schauen Ausstellungsfilme auf Youtube, auf Facebook hat das Museum mehr als 30 000 Likes und auf Twitter mehr als 11 000 Follower. Seit Februar können Besucher dort kostenlos mit dem Smartphone ins Internet – etwa um eine neue App herunterzuladen. Damit können Besucher durch eine digitale Exponate-Plattform schlendern. Für Kinder gibt es kunstdidaktische Computerspiele. In Online-Kursen kann man sich auf die Ausstellung vorbereiten.
 
Auch ein Blick ins Ausland zeigt den Trend zur Digitalisierung. Als Beispiel sehen Experten etwa das Amsterdamer Rijksmuseum. Online können Interessierte dort nahezu jedes Werk näher betrachten – von Rembrandts „Nachtwache“ bis zu Van Goghs Selbstporträt. Außerdem lassen sich die Abbildungen herunterladen und später vielleicht auf eine Tasse oder ein T-Shirt drucken. Egal ob Filme, Audiodateien oder zusätzliche Infotexte: All das lässt sich in die Apps integrieren. So entsteht ein multimediales Paket, das Ausstellungen ergänzen kann.
 
Der Berater für digitale Medien, Frank Tentler, sieht eine weitere Entwicklung: Augmented Reality, zu deutsch erweiterte Realität. Dabei wird zum Beispiel ein Gemälde oder eine Skulptur über Tablets oder Smartphones mit der virtuellen Welt vermischt. Indem das Gerät auf das Exponat gerichtet wird, fängt die Kamera das Bild ein und stellt es auf dem Display dar. Über die App werden dann unmittelbar Texte, Grafiken oder Animationen über das Bild gelegt.
 
Das Davidsturm-Museum in Jerusalem beispielsweise setzt bereits auf verschiedene Apps, die eine solche erweiterte Realität abbilden. Ein Programm – der sogenannte AugmentiGuide – erlaubt es Besuchern, per Tablet-Computer eine Fülle von Informationen über die vielen historischen Gebäude der Stadt abzurufen. Zusätzlich gibt es über QR-Codes, die mit dem Smartphone gescannt werden, weitere Informationen zur Ausstellung – etwa durch historische Filme.
 
„Apps funktionieren anders als fest eingebaute Medien. Sie werden die Vermittlungsarbeit grundlegend verändern“, meint Experte Thiemeyer. „Als digitale Ausstellungsbegleiter können sie den Konflikt zwischen Sehen und Lesen lösen.“ Galt bislang, dass Textschilder die Vitrinenästhetik stören, ein Verzicht auf größere Textmengen aber die Dinge nicht erklärt, mache eine App beides möglich: „Viel Information ohne visuelle Kollateralschäden.“
 
Doch für gelungene Museums-Apps braucht es durchdachte Konzepte und eine Digitalisierungsstrategie, mahnt Berater Tentler. Viele Museen stünden erst am Anfang ihrer digitalen Gehversuche. Mancherorts fehle schlichtweg der Wille für solche Veränderungen. Ein weiterer Knackpunkt ist die Finanzierung: Denn eine App zu entwickeln ist teuer. Die Mittel dazu haben viele Museen aber nicht. „Die Budgets der Museen sind begrenzt“, sagt Anja Schaluschke. „Gerade kommunal getragene Museen leiden unter Finanznot.“ So lässt die digitale Revolution in einigen Museen wohl noch auf sich warten. [dpa/ag]

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