Die Bundesliga bei Amazon – Ist das denkbar? Passt das überhaupt zusammen? Unser Kolumnist beschäftigt sich mit der Frage, zeigt aber auch einen anderen Ansatz.
„Unmöglich wäre das nicht“ sagte Amazon-Boss Jeff Bezos der „Welt am Sonntag“ auf die Frage, ob er sich vorstellen könnte, zukünftig auch Fußball zu übertragen. Es klingt wie eine kleine Drohung an die Konkurrenz. Ein großer Player wie Amazon könnte richtig Schwung in den Kampf rund um die Bundesliga-Rechte bringen.
Auf unseren Social-Media-Kanälen wird das Thema schon heiß diskutiert. In einem Twitter-Voting sagen 57 Prozent, dass sie sich durchaus vorstellen könnten, die Bundesliga via Amazon zu verfolgen.
Durch die baldige Ausschreibung wäre es für Amazon durchaus möglich, sich ein Bundesliga-Paket zu sichern. Für Sky Deutschland, die aktuell die gesamten Pay-TV-Rechte haben, wird es bei der neuen Ausschreibung schwierig, den Ist-Zustand zu behalten. Anbieter wie die Telekom, Perform, Constantin Medien, Discovery, vielleicht auch Amazon sind durchaus in der Lage, zumindest ein kleineres Paket zu kaufen.
Es ist eine Konkurrenz, wie sie sich Karl-Heinz Rummenigge gewünscht hat. Mehrere Anbieter, die heiß auf Bundesliga-Rechte sind und so den Preis nach oben treiben, vor allem aber Sky unter Druck setzen. Vergessen wird bei den ganzen „Was wäre wenn“-Spielchen meist aber der Kunde, der die Bundesliga sehen möchte. Mehrere Anbieter würden bedeuten, dass vielleicht mehrere Abos nötig wären, um wirklich alles zu sehen.
Der DFL geht es um Geld. Nur um Geld. Da lassen sich die Anstoßzeiten gerne weiter verzerren, so lange es 3,50 Euro mehr gibt. Wirtschaftlich verständlich, das Argument mit dem Anschluss nach England, lasse ich aber nicht gelten. Unser TV-Markt ist komplett anders.
Teilweise denken die Anbieter aber auch falsch. Nicht alles muss eine große Bedrohung sein. Ich sehe da auch Chancen. Sollte sich Sky zum Beispiel die Bundesliga-Rechte sichern, so wäre es doch denkbar, eine Kooperation mit Amazon einzugehen. Der Vorteil liegt auf der Hand: Den Kunden die Bundesliga zugänglicher machen, die neuen Verbreitungswege nutzen. Hier ist Sky noch rückständig. Würde Amazon die Bundesliga von Sky zum Beispiel über Amazon Fire TV verbreiten, gäbe es sicher viele neue Interessenten. Ein monatlicher Preis von 15 bis 20 Euro wäre gerechtfertigt und beide Anbieter würden profitieren.
Die Leute sind bereit, für guten Content zu zahlen. Nur leider machen es die Anbieter den Kunden heutzutage immer schwieriger, weil sie ihre Philosophie, ihre Produkte durchdrücken wollen. Dadurch schließt man Kunden aus, die zwar Interesse haben, aber gewisse Dinge nicht akzeptieren. Die Konsumenten wollen flexibel sein, ihre Geräte und Verbreitungswege nutzen.
Heutzutage ist die Konkurrenz in diesem Bereich so groß, dass Alleingänge kaum noch zum Erfolg führen können. Die Bereiche „Verfügbarkeit“ und „Service“ werden immer wichtiger. Wer hier seinen Job nicht macht, wird zukünftig auf der Strecke bleiben.
„Content ist King“, so heißt es in der Branche. Und doch verschiebt sich der Trend auf eine gewisse Einfachheit, die teilweise noch unterschätzt wird. Die Exklusivität ist selbstverständlich wichtig, hat aber heutzutage nicht mehr den Stellenwert, wie noch vor einigen Jahren. Wichtig ist, gewisse und vielfältige Dinge zu bieten und das zu einem vernünftigen Preis, in guter Qualität und mit tollem Service. Das Pay-TV hat genauso wie VoD-Dienste seine Berechtigung. Und doch müssen alle Anbieter weiter an den entsprechenden Stellschrauben drehen, um den Anschluss an die Konkurrenz nicht zu verlieren.
Was die Bundesliga-Rechte angeht: Es ist alles offen. Das macht es für uns als Beobachter natürlich spannend. Was am Ende dabei rauskommt, kann niemand sagen. [Eine Kolumne von Florian Hellmuth]
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