Der Kölner Karneval ist eines der größten Volksfeste der Welt und zieht jährlich bis zu 1,5 Mio. Besucher aus aller Welt an. Um dieser Vielfalt gerecht zu werden, hat sich der aus deutschen TV-Serien bekannte Schauspieler Eric Benz für seinen ersten Film über den Kölner Karneval ein ganz besonderes Konzept entwickelt.
Benz, der sich inzwischen als Filmproduzent betätigt, ist mit dem Kölner Karnevalstreiben schon seit Kindheitstagen vertraut. Besonders liebt er den Straßenkarneval abseits der von Medien kolportierten Bilder, wie etwa die kleinen Schull- und Veedelszöge oder den politisch orientierten, nächtlichen Geisterzug. Um diese Vielfalt einzufangen, hat sich Benz, der die Internationale Filmschule Köln besucht und sich dort viel mit Online und Mobile Media beschäftigt hat, einen innovativen Zugang ausgedacht. Dieser beruht auf der vielbeschworenen, aber wenig umgesetzten Verschmelzung der Medien, einer Mischung aus „User-generated-content“ und dem klassischen Kinofilm.
Auf seinem Projekt Alaaf-you.debietet der Kölner hierzu eine gratis App an, mit der jeder sein ganzpersönliches Karnevalserlebnis festhalten, hochladen und so selbst zumDarsteller oder Kamermann werden kann. Aus diesem Material werden danndie interessantesten Videos ausgewählt und zusammengestellt, wodurcheine ganz eigene Art der Narration entstehen soll. Projekte wie dererste jemals produzierte „User-generated-content“-Film „Live in a Day“ haben es vorgemacht.
Vorbild-Film „Life in a day„
„Life in a day“ schrieb Filmgeschichte, als am 24. Juli 2010 tausende von Menschen aus aller Welt Videos über ihr Leben auf Youtube hochluden, um Teil des Films zu werden und so einen multiperspektivischen Dokumentarfilm entstehen zu lassen. Der Film, der von Oscar-Gewinner Kevin Macdonald („One Day in September“) initiiert und umgesetzt wurde, erschien 2011 und begeisterte sowohl die Zuschauer beim Sundancefestival als auch die auf der Berlinale.
Dieses Konzept hat Eric Benz nun auf den Kölner Karneval angewendet, um so dessen schillernden Facetten durch die vielen verschiedenen Perspektiven auf das bunte Treiben gerecht zu werden. So wird aus vielen einzelnen, kleineren oder größeren Videos der Film „Alaaf You“ entstehen, der nächstes Jahr in die Kinos kommen soll.
Finanzspritzen durch Crowdfunding
Nicht nur die Erstellung des Inhalts, sondern auch die Finanzierung von „Alaaf You“ basiert auf der Beteiligung von Interessierten. Zwar stecken auch Filmfördermittel und eigene Investititionen im Projekt, aber bei Weitem nicht genug, um Kinobilder für Intro und thematische Trenner oder einen Soundtrack zu produzieren oder um das Team (das bisher unentgeltlich arbeitet) zu entschädigen.
Daher wird per Crowdfunding auf Startnext.de Geld für den Film gesammelt. Diese Methode hat auch schon einigen anderen Filmen, wie etwa „Iron Sky“ (2012), in die Kinos verholfen.
Das Internet bietet aber auch eine Vielzahl anderer neuartigerFinanzierungssysteme, die es vor allem Privatpersonen undBranchenneulingen ohne große Produktionsfirma im Hintergrund erleichtertihre Projekte und Ideen zu finanzieren. So gibt es etwa auf Youtubeeine Vielzahl an Möglichkeiten, Geld zu verdienen, z.B. durch dasVorschalten von Werbung vor sein Video.
Privates Fundraising via Youtube
Wenn man ein selbst gemachtes Video auf Youtube hochlädt und es schafft viele Klicks zu bekommen, besteht beispielsweise die Möglichkeit, ein Werbevideo vorschalten zu lassen.
Zwei Verdienstmodelle kommen hierbei zum Einsatz:
- CPC (x Euro pro Klick auf die Werbung) oder
- TKP (x Euro pro tausend Aufrufe des Videos)
Wirklich aussichtsreich ist diese Methode allerdings nur dann, wenn man ausreichend viele Viewer auf das eigene Video bekommt. Nur dann hat man auch die Chance, mit seinem Clip eine begehrte Werbeeinschaltung zu bekommen. Gerade diese Art der Finanzierung eignet sich auch bestens für Projekte, die auf „User-Generated-Content“ basieren, da die Beteiligten zahlreich sind und sie auch ihre jeweiligen Netzwerke mitbringen. Das wiederum wirkt sich natürlich positiv auf die Klick-Zahl aus.
Wenn man also eine ausreichend große Fan-Basis hat, kann man ganz gut von dieser Art Finanzierung leben. Über die Hälfte der Werbeeinnahmen fließen an die Urheber und besonders Youtube-Kanäle, die auf scheinbar kleine Nischenthemen zugeschnitten sind, haben nicht selten Millionen Zuschauer.
Mit Smartphone und Kamera durch Köln
Wer also zumindest ein Smartphone mit einer guten Kamera besitzt und beim Kölner Karneval ein Video gedreht hat, kann dieses vielleicht schon 2015 im Kinofilm von Eric Benz sehen. Oder man hat das Glück, eine besonders witzige Szene eingefangen zu haben, die man auf Youtube veröffentlicht. Wenn dann die Werbeindustrie darauf aufmerksam wird, steht einem zusätzlichen Taschengeld nichts mehr im Wege.
Wunderbare digitale Welt
Neben dem inzwischen sehr erfolgreichen digitalen Fernsehen sind auch die mobilen und die Onlinemedien auf dem Vormarsch. Ob als Zusschauer oder aktiver Teilnehmer – jeder kann sich involvieren. Ein selbstgemachter und veröffentlichter Clip kann also vielleicht schon bald in den digitalen Online-Medien von den Massen bestaunt werden – und mit ein bisschen Glück kann man damit sogar Geld verdienen!
[das]
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