Das neuste Album von Adele wird nicht bei Musik-Streamingdiensten wie Spotify, Apple Music und Co. angeboten. Der Superstar will „25“ nur als Download oder CD verkaufen.
Kunden von Musik-Streamingdiensten müssen sich das neue Album von Superstar Adele vorerst woanders besorgen: Die Sängerin und ihr Management haben beschlossen, „25“ nur auf CD oder als Download zu verkaufen. Adele folgt damit dem Vorbild von Taylor Swift, die vor einem Jahr ihr Hit-Album „1989“ medienwirksam dem Streaming-Marktführer Spotify vorenthielt. Das trieb den CD-Absatz in die Höhe.
Viele Adele-Fans wichen am Freitag auf illegale Kopien aus. In der Hitliste des Torrentverzeichnisdienstes The Pirate Bay schoss „25“ umgehend an die Spitze und überholte den bisherigen Spitzenreiter Major Lazer. Die Streaming-Anbieter hatten schon im Fall von Taylor Swift gewarnt, die Musiker könnten ihre Fans wieder in die Piraterie treiben.
Swift war vor allem die werbefinanzierte Gratis-Variante von Spotify ein Dorn im Auge. Sie hat zwar eine eingeschränkte Funktionalität, aber Fans können sich mit etwas Geduld trotzdem alle Songs anhören. Bei Apple Music, das keine kostenlose Version hat, machte sie „1989“ später verfügbar. Adele boykottiert bei „25“ das Streaming, bei dem die Musik direkt aus dem Netz abgespielt wird, generell. Nur die neue Single „Hello“ ist bei den Online-Diensten verfügbar, neben den beiden Vorgänger-Alben.
Adele kann es sich aber ähnlich wie Taylor Swift leisten, die Fans zur Kasse zu bitten: Schon die Popularität von „Hello“ zeigte, dass das Album ein Hit wird. In der Branche gibt es schon seit Jahren eine heftige Diskussion darüber, ob die Streamingdienste für die Musiker nicht zu wenig Geld abwerfen.
Die Anbieter verteidigen sich mit dem Argument, auf lange Sicht könnten stetige Zahlungen aus dem Streaming sogar mehr Geld bringen als der Geldregen zum CD-Start. Zahlen, die das belegen, gibt es aber bisher nicht, auch weil das Geschäftsmodell noch relativ neu ist. Die Dienste geben gut zwei Drittel ihrer Einnahmen an die Musikkonzerne weiter.
Die Streaming-Anbieter seien weniger als 24 Stunden vor Erscheinen des Albums über die Entscheidung informiert worden, schrieb die „New York Times“. In Deutschland konnte man „25“ zum Start am Freitag als Download erwerben, aber auch hierzulande war das Album in Streamingdiensten wie Spotify oder Apple Music nicht zu finden.
Streaming-Einnahmen machen bisher nur einen kleinen Teil des Musik-Geschäfts aus, der Anteil wächst aber schnell, während der CD-Absatz und Downloads auf dem Rückzug sind.
Dass eines der wichtigsten Alben des Jahres kurz vor dem Weihnachtsgeschäft dem Streaming fernbleibt, dürfte für „25“ auch die Verkaufszahlen der CD in die Höhe treiben. In Deutschland schlägt sich die Musik-Scheibe als Medium ohnehin besser als in anderen Ländern. Für die Streaming-Anbieter, die vor allem ihren Abo-Kunden für zehn Euro oder Dollar im Monat ein Komplett-Angebot bieten wollen, bedeutet die Absagen von Adele ein herber Rückschlag. Leicht profitieren könnte allenfalls Apple, denn der iPhone-Konzern hat neben seinem Streamingdienst auch seinen iTunes-Store im Angebot, wo das „25“ für 11,99 Euro angeboten wird.
Der „New York Times“ zufolge war Adele selbst an der Entscheidung beteiligt. Die Zeitung berief sich auf drei Quellen, ein Sprecher Adeles habe das nicht kommentieren wollen. Anfragen der DPA beim amerikanischen Label Columbia und beim Management der Künstlerin blieben zunächst unbeantwortet. In Europa wird das Album von XL Recordings verbreitet.
Bei den Streaming-Diensten gilt nach jüngsten Zahlen Spotify aus Schweden als Marktführer mit 75 Millionen Nutzern, von denen 20 Millionen zahlende Abo-Kunden sind. Apple Music kam drei Monate nach dem Start auf 6,5 Millionen zahlende Abo-Kunden, der französische Dienst Deezer gibt eine ähnliche Zahl von Abonnenten an. [Martin Bialecki/Andrej Sokolow/kw]
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