17-Jähriger wirbt in Buch für Lernen mit Social Media

1
278
Bild: © Victoria - Fotolia.com
Bild: © Victoria - Fotolia.com

Mit Instagram und Snapchat spielend lernen – für viele Jugendliche klingt das wohl sehr verlockend. Ein 17 Jahre alter Österreicher veröffentlicht nun ein Buch mit entsprechenden Tricks. Sein Motto: Die Schüler sind schon digitalisiert, die Lehrer aber noch nicht.

Das Lernen mit Karteikarten ist vor allem beim Vokabeltraining eine beliebte Methode. Ein Stapel für die Wörter, die man schon kennt, einer für die kniffligen, einer für die völlig unbekannten. Benjamin Hadrigan hat versucht, diese und weitere klassische Lerntechniken in die bei Jugendlichen besonders beliebten Social-Media-Kanäle zu übertragen. Am heutigen Samstag erscheint nun sein Buch „#Lernsieg“, in dem er zum erfolgreichen Pauken mit Snapchat, Instagram und Whatsapp aufruft – und das Schulsystem scharf kritisiert.
 
„Ich habe selbst angefangen, mit Karteikarten zu lernen. Aber ich hab einzelne dann immer wieder verloren“, erzählt Hadrigan bei einem Treffen in Wien. Daher machte der 17 Jahre alte Österreicher künftig Fotos der Karten und lernte mit seinem Smartphone. Bei Instagram erstellte er später gesonderte Zugänge zum Lernen, die Fotos packte er in die sogenannten Storys. So wechseln sich die wichtigen Fragen und die passenden Antworten auf dem Bildschirm ab und Hadrigan kann sie durchklicken, bis er sie sich merken kann. Aus seiner Sicht wird so das Lernen an die Bedürfnisse und den Alltag der Schüler angepasst. Und der spielt sich eben viel bei Instagram und Co. ab.
 
„Die Schüler sind schon längst digitalisiert. Die Lehrer aber noch nicht“, sagt Hadrigan, der nicht wie ein 17-Jähriger auf dem Weg zum Abitur rüberkommt, sondern eher wie ein hochgradig motivierter BWL-Student im vierten Semester. Er redet sehr schnell und ohne Pausen, seine Kritik trägt er mit Verve vor. „Es wird einem in der Schule zumindest in Österreich nicht gezeigt, welcher Lerntyp man ist und welche Lerntechniken es gibt“, sagt Hadrigan. Nach einem schlechten Jahr am Gymnasium habe er sich das letztlich selbst beigebracht.

In seinem Buch will er Schülern nun eine Anleitung geben – nicht zum Rebellentum gegen das von ihm kritisierte System, sondern zur Anpassung an die gegebenen Verhältnisse. Mit kurzen Fragebögen sollen die Leser herausfinden, ob sie besser lernen, wenn sie die Inhalte hören, sehen oder darüber diskutieren. Anschließend präsentiert Hadrigan, wie etwa Instagram-Stories und Whatsapp-Gruppenchats helfen können, Lerninhalte allein oder gemeinsam strukturiert zu lernen. Das Ganze wird verpackt mit kernigen Sätzen, die in einem Motivations-Ratgeber nicht fehlen dürfen: „Erfolgsdruck statt Leistungsdruck“ und natürlich „das Ziel immer vor Augen haben“.
 
„Ich habe mehr als 200 Nachhilfeschüler betreut und ihnen immer nur das Lernen beigebracht“, erzählt Hadrigan. Das Problem sei nicht der Schulstoff. Selbst geht Hadrigan aber nicht mehr in die Schule. Er bereitet sich eigenständig auf das Abitur vor, studiert parallel schon ein wenig Wirtschaftsrecht in Wien. „Die Schule hat mich bei meinen Projekten nicht unterstützt und mich nicht freigestellt.“ Für den 17-Jährigen, der ohne Zweifel einen großen Unternehmergeist ausstrahlt, eine völlig unverständliche Maßnahme. „Das Schulsystem fördert keine Individualisten, sondern kleine Soldaten, die alle gleich sind.“ Die Schüler müssen es aus seiner Sicht also selbst in die Hand nehmen.
 
Doch ob Hadrigan mit seinem Plädoyer für noch mehr Social Media im Alltag der Jugendlichen vor allem Eltern überzeugen kann? Der 17-Jährige schmunzelt bei der Frage. „Smartphones und Social Media sind ein Teil unseres Lebens geworden“, sagt Hadrigan. Das müsse man einfach akzeptieren. [Fabian Nitschmann]

Bildquelle:

  • Technik_Web_Artikelbild: © Victoria - Fotolia.com
1 Kommentare im Forum
  1. Letztendlich kann man über jedes Medium lernen. Ob es aber gemacht wird ist eine andere Sache. Ich, als 63jähriger habe in den letzten Jahren über das Internet sehr viele Infos erhalten und konnte mein Wissen ergänzen. Dazu braucht es aber kein WhatsApp oder Instagram etc. Die Leute, die dort unterwegs sind, haben es eher auf Selbstdarstellung und "witzige Videos/Fotos/Selfies abgesehen.
Alle Kommentare 1 im Forum anzeigen

Kommentieren Sie den Artikel im Forum