Schwierige Zeiten für die TV-Hersteller: Während die Nachfrage nach modernen Flachbildfernsehern nach wie vor groß ist, ächzt der Markt unter zu starker Konkurrenz und deutlichem Preisverfall. DIGITALFERNSEHEN.de sprach mit ZVEI-Vizepräsident Hans-Joachim Kamp über fehlende Werteorientierung und darüber wie Innovationen beim Verbraucher ankommen.
Herr Kamp, gerade in der Preisentwicklung von Flachbildfernsehern war in den letzten Jahren ein deutlicher Verfall auszumachen. Macht der zunehmende Wettbewerbs- und Preisdruck den Herstellern zu schaffen?
Hans-Joachim Kamp: Preisentwicklungen in die eine oder andere Richtung haben verschiedenste Ursachen. Mit dem von mehreren Seiten artikulierten Appell an eine Werteorientierung auch im Sinne einer Margenorientierung sind die richtigen Signale an die Branche gerichtet worden. Beispielsweise mahnte Dr. Rainer Hecker, Aufsichtsratsvorsitzender der gfu – Gesellschaft für Unterhaltungs- und Kommunikationselektronik und Veranstalter der IFA, auf der IFA-Global Press Conference im April diesen Jahres ein Ende der Wertevernichtung in der Branche an. Als eine der wichtigsten Herausforderung für Industrie und Handel sieht auch der ZVEI die Abkehr von der Wertevernichtung hin zur Werteorientierung. Seit der Einführung der Flachbildschirme im Jahr 2005 sind die verkauften Stückzahlen deutlich gestiegen, der Durchschnittspreis der Geräte hat sich dagegen reduziert. Dabei schaffen die innovativen Produkte der Consumer Electronics-Industrie regelmäßig Mehrwert und zusätzlichen Nutzen durch neue Technik und Anwendungsmöglichkeiten. So verfügen die TV-Geräte der aktuellen Generation über eine Vielzahl zusätzlicher Funktionen wie beispielsweise HDTV, 3D und Internet-Verbindung. Gemeinsam mit dem Handel muss die Industrie daran arbeiten, eine mehrwertorientierte Vermarktung zu ermöglichen.
Neue Technologien wie 3D und Smart TV finden bei den Kunden derzeit noch nicht den gewünschten Anklang. Sinkt ihrer Meinung nach die Bereitschaft der Verbraucher, frühzeitig in neue Technologien zu investieren?
Kamp: In beiderlei Hinsicht nein, ganz im Gegenteil. Auch die jüngsten Innovationen der TV-Branche etablieren sich nach neuesten Studien bei den Konsumenten. Nach einer vom ZVEI beauftragten Erhebung des GfK Consumerpanels, Division Nonfood & Retail im Mai diesen Jahres verfügten bereits zehn Prozent der Haushalte über TV-Geräte, die Bilder und Videos in 3D darstellen können. 21 Prozent der in Deutschland aktuell verwendeten Hauptgeräte sind Smart-TVs, also Geräte, die zusätzlich zum klassischen Fernsehempfang über einen Breitbandanschluss verfügen, und damit auf Dienste aus dem Internet zugreifen können. Unsere Marktforscher gehen davon aus, dass der prozentuale Anteil an Smart-TVs in den Haushalten bis zum Jahresende auf 30 Prozent anwachsen wird.
Der Konsument erkennt laut unserer Erhebung die Smart-TV-Zusatzfunktionen als wichtigen Mehrwert für das TV-Gerät an. So sind 48 Prozent der Befragten bereit, bis zu 100 Euro für einen Smart-TV zusätzlich zu investieren, weitere 26 Prozent würden sogar 100 bis 200 Euro drauflegen.
Dass die Möglichkeit, mit dem TV-Gerät auf Dienste aus dem Internet zurückzugreifen, sehr gefragt ist, unterstreicht auch ein anderes Studienergebnis: Mehr als die Hälfte der aktuellen Smart-TV-Besitzer gab an, dass die Internetfähigkeit ihres Gerätes einen Einfluss auf die Kaufentscheidung hatte.
Angesichts der derzeitigen Entwicklungen gelten innovative Technologien wie OLED und 4K als Hoffnungsträger für die TV-Branche.
Glauben Sie, dass die Hersteller damit die Trendwende schaffen können?
Kamp: Wir sind keine Propheten Die genannten Technologien sind seit kurzer Zeit im Markt präsent und machen bisher erst einen sehr kleinen Anteil im Hochpreis-Segment aus. Ihr Einfluss auf die Gesamtentwicklung des Marktes ist derzeit noch gering. Mittelfristig aber werden sie, wie bisher alle auf höhere Qualität und Mehrwert abzielenden Innovationen der Consumer Electronics, das Marktgeschehen zweifellos positiv beeinflussen.
Seit Längerem wird in der Branche über einen Einstieg des US-Konzerns Apple ins TV-Segment spekuliert. Glauben Sie, ein solcher Einstieg könnte eher belebend auf die Branche wirken oder wird sich der Wettbewerbsdruck auf die anderen Hersteller dadurch noch deutlich vergrößern?
Kamp: Alles, was bisher über Apple TV im Umlauf ist, ist Spekulation und an solchen beteiligen wir uns nicht. Unsere Mitglieder stellen sich aber einem Wettbewerb, sollte aus dieser oder anderer Richtung etwas kommen. Gerade in den letzten Monaten hat die gesamte Branche deutlich sichtbare Entwicklungsanstrengungen unternommen. Intuitive Bedienkonzepte, komfortable Nutzung innovativer Medienplattformen und viele weitere attraktive Details sind die Resultate. Generell gilt: Wettbewerb belebt das Geschäft und begünstigt Innovationen, die dem Kunden zugutekommen.
Vielen Dank für das Gespräch![ps]
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