TV-Hersteller haben sich von 2014 sicher viel versprochen, immerhin standen mit Olympia und der Fußball-WM gleich zwei sportliche Großereignisse an, die den Verkauf ordentlich anheizen könnten. Doch darauf wird wohl nichts.
Das Public Viewing im eigenen Wohnzimmer beflügelt die TV-Hersteller – aber nur kurz. Zur Fußball-Weltmeisterschaft in Brasilien kauften sich zwar viele Menschen einen neuen Fernseher, doch dafür bleiben die Geräte dann im Weihnachtsgeschäft Ladenhüter. „Insgesamt gibt es kein Wachstum obendrauf“, sagt Roland Stehle von der Gesellschaft für Unterhaltungs- und Kommunikationstechnik (gfu). Den nur noch spärlich verbliebenen deutschen TV-Herstellern dürfte die WM demnach nicht den erhofften Aufschwung geben.
Metz und das stark angeschlagene Unternehmen Loewe wollten zum Absatz zur Weltmeisterschaft keine Angaben machen. Ein Loewe-Sprecher verwies auf fehlende Vergleichszahlen wegen der Konzernkrise. „Wir stecken mitten in den Arbeiten, das Unternehmen wieder gut auf die Zukunft auszurichten“, sagte er. Das Unternehmen war nach der Insolvenz von einem Investor gekauft worden. Vor allem dem Preiskampf mit Massenherstellern wie Samsung oder Panasonic hatten die Franken mit ihren teueren Geräten nichts entgegenzusetzen.
Überhaupt ist das Wachstum auf dem TV-Gerätemarkt begrenzt, denn in den meisten Haushalten stehen bereits moderne, flache Fernseher. Luft nach oben gibt es der Branche zufolge nur noch bei Beamern. Bei den Projektionsgeräten gebe es deswegen zu Sportereignissen noch einen spürbaren Effekt: „Sie zeigen noch den Zweijahresrhythmus von Europameisterschaft und Weltmeisterschaft“, sagt Stehle. Im klassischen TV-Gerätemarkt gibt es das nicht mehr. „Wir haben momentan nicht die Stückzahlen, die wir vor zwei Jahren im Absatz von TV-Geräten hatten. Allerdings ist die Prognose für dieses Jahr mit 7,5 Millionen verkauften Exemplaren immer noch höher als bei der Heim-WM vor acht Jahren“, sagt Stehle.
Der Fernseh-Boom zwischen den Weltmeisterschaften 2006 und 2014 war auf die neuen Techniken zurückzuführen. Ein Absatzrückgang sei nach dem starken Jahr 2012 mit Fußball-EM und Olympischen Sommerspielen zwar erwartet worden, inzwischen leidet die Branche aber doch stark unter Überkapazitäten und Preisverfall. „Der Markt sackte im Jahr 2013 um fast 20 Prozent ab“, sagt Michael Schmid, Experte beim Beratungsunternehmen Accenture. Insbesondere die deutschen TV-Hersteller haben im Kampf mit den internationalen Herstellern und deren vergleichsweise übermächtigem Produktionsvolumen zu kämpfen.
Der Grund, sich heutzutage noch einen neuen Fernseher zu kaufen, liegt in den meisten Haushalten nur noch am Renovierungsbedarf. Vor einer Weltmeisterschaft wollen die Fußballfans ihre Technik auf den neuesten Stand aufrüsten. „Wir sehen momentan das große Interesse der Kunden an neuen Techniken“, sagt eine Sprecherin von Europas größtem Elektrogerätehändler, Media-Saturn. Wie auch in der Vergangenheit bei großen Sportereignissen habe man auch zur WM in Brasilien eine größere Nachfrage nach TV-Geräten festgestellt als sonst.
„Sportliche Großereignisse sind immer eine Gelegenheit für den Verbraucher, auf Produktinnovationen umzustellen“, sagt Nina Klimpel vom Zentralverband Elektrotechnik- und Elektroindustrie. Dementsprechend eng ist die Hersteller-Taktung sogenannter Produktinnovationen, bei denen es mittlerweile weniger um technische Meilensteine geht, sondern um Argumente für den Kauf.
Aktuell besonders beliebt ist laut Klimpel die Ultra-HD-Technik. Mit ihr kann der Fernsehzuschauer auf der Mattscheibe fast die einzelnen Grashalme des Fußballrasens abzählen. Kaufreize erwecken würden außerdem neuartige Bildschirme mit einer nach innen gewölbten Oberfläche, in der Fachsprache „Curved“ genannt. Nach einer aktuellen Trendumfrage des Bundesverbands Technik und Einzelhandel sind außerdem vor allem großformatige Fernseher mit Diagonalen ab 50 Zoll (127 cm) beliebt. Wer ein solches Exemplar besitzt, kann das Public Viewing dann schon fast im eigenen Wohnzimmer veranstalten. [Teresa Tropf/fm]
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