Die Meldung überraschte: MTV HD soll über Satellit nicht länger bei Sky sondern über die HD-Plus-Plattform verbreitet werden. Offiziell wird der Sender jedoch gar nicht Teil des HD-Plus-Portfolios werden. Die neue Verbreitungsstrategie von Viacom ist also reichlich verwirrend. DIGITAL FERNSEHEN hat sich beim Veranstalter bezüglich der genauen Pläne für den Sender umgehört.
Am Montag überraschte der TV-Veranstalter Viacom mit der Ankündigung, seinen Pay-TV-Sender MTV HD künftig über die Satellitenplattform HD Plus zu verbreiten. Bereits ab dem 2. September wird der Jugendkanal über die Plattform zu empfangen sein. Im gleichen Atemzug beendet der Veranstalter die Zusammenarbeit mit dem Pay-TV-Anbieter Sky, der die Kanäle MTV HD und MTV Live HD erst im Januar diesen Jahres mit einem neuen Vertrag an sich gebunden hatte. Eine neue HD-Strategie bei der Programmverbreitung von MTV hatte Viacom-Chef Magnus Kastner bereits im Juni in einem Interview mit dem Magazin „Werben & Verkaufen“ angekündigt, ohne diese jedoch konkreter zu erklären. Eine neue HD-Strategie
Die Unklarheit blieb auch nach der Ankündigung vom Montag, denn wie HD Plus gegenüber DIGITAL FERNSEHEN erklärte, wird MTV HD nicht offiziell Teil der Plattform werden, sondern vielmehr ein von Viacom kostenlos für die HD-Plus-Kunden zur Verfügung gestelltes Pay-TV-Zusatzangebot darstellen. Reichlich verwirrend also, das Ganze.
Um etwas mehr Klarheit darüber zu erhalten, welche Distributionsstrategie der Veranstalter mit seinem wohl bekanntesten Sender in Zukunft verfolgen wird, sprach DIGITAL FERNSEHEN mit Stefan Liebig, Vice President Content Distribution & Sales bei Viacom International Media Networks Northern Europe. Dieser bestätigte zunächst einmal, dass der Wechsel zu HD Plus im Einklang mit der von Unternehmenschef Magnus Kastner skizzierten Neuausrichtung stehe. „Die Verbreitung von MTV HD über die HD-Plus-Plattform ist für uns ein zukunftsträchtiger Weg, um unsere Reichweite erhöhen zu können“, so Liebig.
Dabei soll es jedoch nicht bei HD Plus bleiben, denn generell möchte Viacom den Sender auf allen Verbreitungswegen neu positionieren. „Auch in den Kabel- und IPTV-Netzen möchten wir MTV HD in Zukunft äquivalent zur Verbreitung über HD Plus in den Basis-HD-Paketen positionieren, wo der Sender eine deutlich höhere Reichweite hätte, als in den derzeitigen Paketstrukturen. Derzeit befinden wir uns diesbezüglich jedoch noch in Verhandlungen mit unseren Distributionspartnern“, erklärte der Verantwortliche für die Programmverbreitung. Konkret dürfte dies bedeuten, dass auch Kunden von großen Netzbetreibern wie Kabel Deutschland, Unitymedia Kabel BW oder Deutsche Telekom den Musiksender künftig im jeweiligen Privat-HD-Paket finden sollen.Pay-TV-Light
Prinzipiell bedeutet dieser Schritt für MTV den Sprung vom klassischen Pay-TV in eine Art „Pay-TV-Light“. Denn während auch die Privat-HD-Pakete, in denen sich normalerweise die HD-Versionen der privaten Free-TV-Sender finden, auf allen Verbreitungswegen verschlüsselt angeboten werden, sind die Zugangshürden zu diesen in der Regel wesentlich geringer als zu echten Bezahlsendern – allein schon bezogen auf den Preis. Tatsächlich dürfte man dem Ziel, mit MTV mehr Reichweite zu generieren, auf diese Weise näher kommen. „Nach derzeitigem Stand wird MTV HD ab September eine Reichweite von circa 4,6 Millionen Haushalten in Deutschland haben“, erklärte Liebig dazu.
Wirklich Schluss sein soll übrigens für die SD-Version von MTV. Diese soll laut Viacom nach und nach eingestellt werden. „Hier sind wir an bestehende Verbreitungsverträge mit einzelnen Netzbetreibern gebunden, sodass die Abschaltung nur Schritt für Schritt erfolgen kann. Zudem könnte es MTV in SD weiterhin verschlüsselt zum Beispiel über Web-TV-Plattformen geben“ so Stefan Liebig. Keine Änderungen wird es übrigens beim Pay-TV-Paket MTV Unlimited über Astra geben. Dies bestätigten Veranstalter Viacom und Deutschland-Vermarkter Technisat unabhängig voneinander. Einige Fragen bleiben
Einige Dinge bleiben jedoch auch nach den Erklärungen von Viacom unklar. So ist nicht wirklich ersichtlich, warum Reichweite das ausschlaggebende Kriterium für die Neupositionierung von MTV sein soll, wo der Sender doch seit einigen Jahren konsequent nur im Pay-TV angeboten wird. Ohnehin dürfe Werbereichweite eine untergeordnete Rolle bei der Finanzierung des Senders spielen.
Außerdem scheint fraglich, ob gerade der Wechsel der Satellitenplattform einen großen Zuwachs an Reichweite mit sich bringt. Bei HD Plus erreicht der Sender über zwei Millionen Zuschauer, sofern man die Kunden in der Gratisphase zum Zuschauerkreis hinzuzählt. Auch das Sky-Welt-Paket, in dem MTV HD bislang angeboten wird, dürfte jedoch über Satellit mehr als zwei Millionen Zuschauer haben. Zudem ist unklar in wie weit Viacom überhaupt an den Distributionserlösen von HD Plus beteiligt wird, wenn doch MTV HD offiziell gar nicht Teil der Plattform sein soll. Diesbezüglich wollten jedoch beide Seiten keine Angaben machen. [ps]
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