TP Vision exklusiv Teil 2: LCD soll OLED schlagen

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Bild: © lassedesignen - Fotolia.com
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Kaum ist ein Fernseher veröffentlicht, gilt er bereits als veraltet. Dies gilt nicht nur für die Ausstattung, sondern auch für die Bildqualität. Was die Zukunft der TV-Entwicklung bereithält, zeigt TP Vision eindrucksvoll.

Als TV-Hersteller hat man derzeit scheinbar nur zwei Möglichkeiten: Entweder besitzt man eigene Panelfabriken, um die Produktionsqualität optimal zu gewährleisten, oder man kauft sämtliche Bauteile zu, um die Kosten variabel anpassen zu können. TP Vision wählt hierbei einen Zwischenweg: Das Netzwerk aus Zulieferern ist derart breit aufgestellt, dass die Entwickler zukünftig mehr Freiheiten bei der TV-Herstellung haben, obwohl die Panel nach wie vor von Herstellern wie LG und Samsung kommen.
 
Die gesamte Elektronik und LED-Beleuchtung werden dagegen mit eigenen Innovationslösungen aufwarten. Dieser Schritt ist zwingend notwendig, denn die aktuelle TV-Entwicklung nimmt gerade in Preissegmenten unter 2000 Euro groteske Züge an: Während die Bildauflösung steigt und steigt, nimmt die Bildqualität häufig ab, weil schlicht an der Beleuchtung und LED-Steuerung gespart wird. Ein Ausrufezeichen soll die diesjährige UHD-TV-Serie 9809 machen, die erstmals wieder mit einer echten LED-Hintergrundbeleuchtung inklusive Local Dimming aufwartet.
 
Mehr noch: Die TVs erzeugen eine fast doppelt so hohe Helligkeit wie herkömmliche Edge-LED-LCDs und zusammen mit einer exklusiven Philips-Bildverarbeitung wird die Helligkeit nur dann ausgenutzt, wenn esdem Bildkontrast zugutekommt. Statt Sie also mit grellen Weißflächen zu blenden, soll die LED-Ansteuerung vorrangig leuchtstarke Details in ungekannter Brillanz herausarbeiten.

Hierbei muss Philips allerdings tricksen: Wie uns Chefentwickler Danny Tack versicherte, ist die herkömmliche TV- und Filmproduktion immer noch auf die ehemalige CRT-Technik geeicht, sodass Videobilder eigentlich nicht für extreme Kontrastunterschiede bzw. solch große Helligkeiten optimiert sind. Deshalb ist es für TP Vision wichtig, auf die Erfahrungen von Philips zurückgreifen zu können, die bereits in der Vergangenheit an HDR-Prototypen (steht für High Dynamic Range bzw. großer Dynamikumfang), vergleichbar zum Dolby HDR-Projekt, gearbeitet haben.
 
Voller Stolz präsentierte Danny Tack einen Philips-Monitor, der eine gigantische Bildhelligkeit von 4000 Nits (zehnfache Helligkeit eines heutigen sehr hellen LED-LCDs) erzeugen kann und zudem eine HDR-Bildverarbeitung vorweist. Mit entsprechend bearbeitetem Material können Sie mehr Details in dunklen Bereichen erkennen und es können deutlich brillantere Elemente im Bereich der Spitzenhelligkeit erzeugt werden. In einer Szene demonstrierte TP Vision einen Polizeiwagen, dessen Warnleuchten den Zuschauer blenden konnten. Gleichfalls zeigten die Häuser trotz tiefster Nachtszenerie ausreichend Bildinformationen, um den gesamten Straßenzug erkennen zu können. Auf dem herkömmlichen Edge-LED-LCD zeigten dunkle Bereiche hingegen keine Details und die Lampe des Polizeiwagens erschien flau.
 
Danny Tack gab aber zu bedenken, dass eine derart extreme Lichterzeugung wirtschaftlich gesehen kaum zu realisieren ist. Deshalb verwies er auf die zweite Besonderheit des HDR-Monitors: Die Technik erlaubt es, nahezu stufenlos die Beleuchtungsqualität zu reduzieren, weshalb TP Vision derzeit nach einem Mittelweg sucht. Der geplante technoligische Kompromiss: Der Philips-HDR-Monitor wurde in der Helligkeit auf 1500 Nits gedrosselt (immer noch mehr als dreifache Helligkeit aktueller Edge-LED-LCDs) und das Material erneut abgespielt. Zwar blendeten die Spitzenlichter weniger, doch der HDR-Effekt konnte immer noch überzeugen. Deshalb sieht Danny Tack in dieser leicht abgespeckten Form der HDR-LED-Beleuchtung den Schlüssel für die nächste LED-LCD-TV-Generation, die sich realistisch gesehen auch wirtschaftlich fertigen lässt.

Gegenüber der geballten LED-LCD-Leuchtpower stellte TP Vision den ersten OLED-Prototypen vor, der über ein Panel von LG verfügt. Danny Tack zeigte sich zwar begeistert von der Schwarzdarstellung, die selbst mit Local-Dimming-LCDs kaum erreichbar ist (Stichwort Feuerwerkszene bei Nacht), aber hinsichtlich des Entwicklungspotenzials von OLED sieht er die LCD-Technik klar im Vorteil. So sei die Bildhelligkeit von OLED-Fernseher auch über Jahre hinweg betrachtet limitiert (aktuell maximal 350 Nits, in den nächsten Jahren schrittweise Entwicklung bis 500 Nits) und der von den Direct-LED-LCD-Prototypen erzeugte HDR-Effekt sei damit unerreichbar.
 
Im Bereich der OLED-TV-Entwicklung versuchen die Ingenieure von TP Vision derzeit alle Helligkeitsreserven in Bildszenen mit vorwiegend schwarzen Bildinhalten aus dem Panel herauszukitzeln, doch Danny Tack gab zu bedenken, dass die Stärken von OLED meist nur im dunklen Raum zum Tragen kommen werden. Ganz können wir dem Technikguru zwar nicht zustimmen, denn hinsichtlich der Bildausleuchtung und vor allem im Bereich Blickwinkelstabilität ist die OLED-Technik der LCD-Technik meilenweit voraus, doch ganz Unrecht hat Danny Tack mit seiner Einschätzung nicht.
 
Die Plasmatechnik, die vor allem in dunklen Räumen für kontraststarke Kinobilder sorgte, ist gänzlich vom Markt verschwunden und sollten LCD-Fernseher bereits im nächsten Jahr tatsächlich die 1500-Nit-Grenze erreichen, dann sieht jeder OLED-TV vergleichsweise dunkel und blass aus. Wir sind deshalb gespannt, ob TP Vision zweigleisig fährt, oder wie in der Vergangenheit alle Energie in die LCD-Technik setzt, um die brillantesten Bilder aller Zeiten zu erzeugen.
 
Die aktuellen Entwicklungen hinsichtlich deutlich höherer Spitzenhelligkeiten sind keinesfalls neu, denn bereits 2008 präsentierte Philips einen Fernseher mit echter LED-Hintergrundbeleuchtung und gesteigerter Helligkeit. Bis 2011/2012 wurde diese Entwicklung im Full-HD-Bereich fortgeführt. Die Einführung der UHD-LCD-Fernseher im Jahr 2013 markierte hingegen eine technologische Zäsur: Die LCD-Technik entwickelte sich von der 200-Hertz-Technik zurück zur 100-Hertz-Technik und von der Direct-LED-Beleuchtung mit Local Dimming zurück zur kontrastschwächeren Edge-LED-Technik.
 
Dieser Vorgang hielt knapp zwei Jahre an, doch ein Ende der Durststrecke ist in Sicht: Bereits jetzt stellen immer mehr Hersteller UHD-LCD-Fernseher mit verbesserter LED-Beleuchtung vor. Laut Danny Tack geht die Entwicklung in den kommenden Monaten rasant voran: Doppelt bis dreifach so hohe Spitzenhelligkeiten, HDR-Bildverarbeitung, erweiterte Farbraumdarstellung und ein Comeback der nativen 200-Hertz-Panel sollen LCD-Fernseher fit für die nächsten Schritte der überaus ambitionierten UHD-Entwicklung machen. Danny Tack sieht in LCD die führende Technologie, die mehr Möglichkeiten und Entwicklungspotenziale als OLED aufweist. Die nächsten Jahre werden entscheiden, ob TP Visions Chefentwickler mit seiner Aussage wieder einmal recht behalten wird.
 
Lesen Sie im dritten Teil unserer XXL-Reportage alles über die Weiterentwicklungen im Bereich Ambilight.
[ct]

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19 Kommentare im Forum
  1. AW: TP Vision exklusiv Teil 2: LCD soll OLED schlagen Danke für die interessanten Einblicke in moderne TV-Geräte-Entwicklung! Da wird der momentane Rückzug einiger Philips-Konkurrenten von der OLED-Schiene mal plausibel nachvollziehbar...
  2. AW: TP Vision exklusiv Teil 2: LCD soll OLED schlagen Verstehe ich nicht ganz. Wenn sie Panels zukaufen, sind diese i.d.R. schon komplett, beinhalten also die Hintergrundbeleuchtung. Also kein Platz für Eigenentwicklung Und HDR ist ja schön und gut, aber wo soll das Quellmaterial dafür herkommen? Bei Direct LED bleibt auch das Problem das es eben teuer ist. Da hat die Vergangenheit gezeigt das der Markt billig will.
  3. AW: TP Vision exklusiv Teil 2: LCD soll OLED schlagen Von der Bildqualität (zumindest anfangs) ist OLED logischerweise unmöglich zu schlagen. Der Schwarzwert ist da nun mal nicht zu schlagen. Da sieht sogar Plasma noch schlecht aus. Von der Farbbalance ist es zumindest jedem LCD von Haus aus überlegen. Von der Reaktionszeit ebenso. Vom Pries her ist LCD natülich deutlich günstiger und von der Haltbarkeit sowieso. Von daher halte ich die Aussage nur für einen Marketinggag.
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