Im Rahmen eines Workshops konnten wir uns vor Ort in Warschau mit eigenen Augen vom aktuell besten LED-LCD-Fernseher des Herstellers TCL überzeugen. Mit mehr als 5000 Mini-LED-Dimming-Zonen und einer Spitzenhelligkeit von bis zu 5000 Nits demonstrierte TCL mit dem 98X955 das aktuell technisch Machbare im LCD-TV-Segment.
Bilder sagen mehr als tausend Worte, weshalb Marek Maciejewski, Product Development Director TCL Europe, keine Kosten und Mühen scheute, um in Eigenregie für eindrucksvollen HDR-Democontent zu sorgen. In zahlreichen professionell gemasterten HDR-Videos wurden die einzelnen Bildaspekte eines modernen Flachbildfernsehers ins richtige Licht gerückt. Ob HDR-Farbvolumen, Schwarzdarstellung, Schattendetails, Spitzenhelligkeit oder Bewegtbildschärfe: Sämtliche TCL-Fernseher des aktuellen Line-ups konnten im direkten Vergleich mit den identischen HDR-Inhalten begutachtet werden. TCL wählte für den Bildvergleich aber nicht nur eigens produzierte HDR-Videosequenzen, sondern präsentierte auch gängiges Film- und Gaming-Material.
Die Netflix-Serie „Emily in Paris“ diente zur Demonstration von brillanten HDR-Farben, die berühmte Entscheidungsszene aus dem Film „Matrix“ und Spielsequenzen aus dem „Microsoft Flight Simulator“ vermittelten die maximale Vollbildleuchtstärke der Fernseher und Szenen aus „Game of Thrones“, „House of the Dragons“ sowie „The Darkest Hour“ rückten vor allem die Darstellung dunkler HDR-Details in den Fokus. Wenig überraschend: Die Bildqualität nimmt mit den hochwertigen TV-Modellreihen sichtbar zu, sodass ein C8-Modell einen C7 überflügelt, sich aber einem C9-Modell geschlagen geben muss. Am obersten Ende thront die X9-Modellreihe, die nicht zuletzt in 85 und 98 Zoll zu spektakulären HDR-Kontrasten fähig ist.
So funktioniert die Bildverarbeitung im TCL-Fernseher
Die Bildverarbeitung der neuen TCL-QLED-Fernseher fällt vergleichbar aus, denn im Inneren gibt bei allen Modellen der neue Pentonic-700-Prozessor den Ton an: Ob Upscaling, HDR10+, Dolby Vision IQ oder Gaming-Signale in 144-Hz-4K-Qualität, selbst ein günstiger C8 bietet hierbei die gleichen Vorteile wie ein hochwertiger X955. Zudem setzt TCL bei allen neuen QLEDs auf ein VA-LCD-Panel mit einem hohen nativen Bildkontrast. Wer nun glaubt, dass ein günstiger C8 mit einem kostspieligeren X9 konkurrieren kann, liegt allerdings falsch, denn abseits der LCD-Technik sind es die Hintergrundbeleuchtung und die zahlreichen Zusatzfilter, die aus einem guten LCD-Bild ein außergewöhnliches Ergebnis zaubern. Ausschließlich im X955 kommt die hochwertigste Mini-LED-Hintergrundbeleuchtung zum Einsatz, die in mehr als 5000-Local-Dimming-Zonen die Helligkeit gezielt auf den Bildinhalt abstimmt. Im Detail handelt es sich um ca. 31000 Mini-LEDs, die 5184 (96×54) Local-Dimming-Felder ansteuern.
LED-Hintergrundbeleuchtung im Detail
Wie effektiv die Mini-LED-Ansteuerung gelingt, demonstrierte TCL innerhalb eines beeindruckenden Aufbaus: Werden die Frontfilter eines QLED-LCD-TVs entfernt, ist die LED-Hintergrundbeleuchtung direkt erkennbar und das Eingangssignal wird ausschließlich über die Hintergrundbeleuchtung dargestellt. Mit 5000 einzelnen Local-Dimming-Zonen waren beim X955 die Eingangssignale selbst ohne LCD-Hilfsmittel schemenhaft erkennbar. Andere QLED-LCDs wie der C8 zeigen aufgrund der geringeren Local-Dimming-Anzahl eine ungenauere Helligkeitsansteuerung und die Strukturen des Bildinhalts sind im Vergleich zum X955 kaum noch auszumachen.
In der Praxis werden Sie einen QLED-Fernseher natürlich niemals ohne den LCD-Filter zu Gesicht bekommen, doch selbst unter realistischen Bedingungen kann der C8 nicht mit dem X955 konkurrieren: Kleinste leuchtstarke HDR-Details zeigt nur der X955 brillant und Halo- oder Blooming-Effekte sind erkennbar minimiert. Mit Gaming-Signalen zeigt sich allerdings auch mit dem X955 ein Nachteil gegenüber selbstleuchtenden OLED-Pixeln: Sobald 120-Hz-Signale zugespielt werden und der Spielmodus des Fernsehers für eine geringe Eingabeverzögerung eingeschaltet wird, erreicht das LED-Dimming in hoher Stufe nicht mehr die Qualität, die im klassischen Videomodus mit höherer Latenz zur Verfügung steht. Mangels eines bestmöglichen Dimmings steigt unter kontrastreichen HDR-Gaming-Bedingungen auch die Energieaufnahme des X955 – außerordentlich effizient arbeitet der Fernseher deshalb vorrangig mit HDR-Filmen und Serien, die im klassischen Videomodus wiedergegeben werden.
Mini-LEDs mit präziser Ansteuerung bei TCL
Durch eine interne 16-Bit-Berechnungsgrundlage (linearer Helligkeitsanstieg) und einer Mini-LED-Ansteuerung mit 12-Bit-Genauigkeit gelingt es TCL, die Helligkeitsübergänge äußerst fein zu gestalten und dies in sehr hellen wie in sehr dunklen HDR-Bildbereichen gleichermaßen. Doch der X955 bietet noch mehr Qualitätsvorteile: Mit einer Quantum-Dot-RGB-Farberzeugung und einem minimierten Abstand der verbauten Filterelemente gelingt die Bildwiedergabe mit dem X955 brillanter und kontrastreicher als mit einem C8. Bei einer seitlichen Bildbetrachtung sind die Qualitätsunterschiede sogar enorm. Somit können wir TCLs allgemeine Aussage, dass die neuen QLED-LCD-Fernseher eine durchweg sehr gute Blickwinkelstabilität aufweisen, nicht ganz bestätigen, denn wirklich überzeugende Bildkontraste bei einer seitlichen Bildbetrachtung demonstrierte im Vergleich ausschließlich der X955. Selbst bei der Bildausleuchtung der XXL-Bildfläche waren Unterschiede erkennbar. Die Verwendung von Polymerlinsen für eine gleichmäßige Lichtverteilung und die Korrektur der Ausleuchtungshomogenität während der TV-Produktion soll jegliche Schatteneffekte unterbinden. Die von TCL angestrebte Perfektion wird aber auch beim X955 nicht ganz erreicht, denn in kritischen Film- und Gaming-Szenen waren Schatteneffekte erkennbar, wenngleich diese weniger auffällig erschienen als bei den C8-Modellen.
TCL setzt auf echte Messwerte
Während einige TV-Hersteller mit utopischen Helligkeitsangaben werben, bestätigten sich die Herstellerangaben von TCL bei einer Messung meist punktgenau und nicht selten war der X955 sogar noch etwas leuchtstärker. Offiziell bewirbt TCL den X955 mit einer Vollflächenhelligkeit von 800 Nits, mit einer kontinuierlichen HDR-Detail- bzw. Spitzenhelligkeit von 2000 Nits und sogar mit 5000 Nits, wenn ein kurzzeitiger LED-Boost zum Einsatz kommt. Die Maximalhelligkeit von 5000 Nits spielt unter Praxisbedingungen deshalb kaum eine Rolle, obwohl der X955 diesen Wert mühelos erreichte. Tester wie Rasmus Larsen von FlatpanelsHD konnten dem X955 für knapp 5 Sekunden diese beeindruckende Spitzenhelligkeit mit HDR-Signalen entlocken, doch mit einer kontinuierlichen Signaldarstellung fällt dieser Wert auf die von TCL angegebenen 2000 Nits.
Im Vergleich zu OLED-Fernsehern ist dies immer noch ein exzellenter Wert, denn der X955 zeigt auch mit minutenlangen Standbildern keinen Helligkeitsabfall und der Fernseher neigt nicht zu einem automatischen Dimming-Effekt, falls Filmszenen über einen langen Zeitraum keine Kontrastwechsel aufweisen. Mit 1000 Nits (Vollbild) und 2000 Nits (Detailhelligkeit) lassen sich HDR-Signale eindrucksvoll wiedergeben und insgesamt spielte der X955 innerhalb des neuen TCL-TV-Line-ups in einer ganz eigenen Leistungsliga. Dies umfasst nicht nur die Bildwiedergabe, sondern auch die Tonausgabe: TCL integriert im X955 neben klassischen Frontlautsprechern zusätzliche nach oben und zu beiden Seiten abstrahlende Lautsprecher, um Dolby-Atmos- und DTS:X-Quellen räumlicher wiederzugeben. Tieftonlautsprecher werten zwar das Bassfundament hörbar auf, doch dürfte TCL das XXL-Gehäuse zukünftig gern noch großzügiger mit Tieftonlautsprechern ausstatten, um den riesigen Fernsehern ein kraftvolleres Fundament zu spendieren.
Was ist mit 8K?
Interessierten Technikfans dürfte nicht entgangen sein, dass in den letzten Jahren die leistungsstärkste LED-LCD-Technik ausschließlich in den 8K-TV-Modellen zu finden war, während 4K-LED-LCD-TVs geringere HDR-Spitzenwerte erreichten. 2024 wandelt sich dieses Bild: Die 8K-TV-Technik dürfte mangels entsprechender Inhalte und einer zu hohen Energieaufnahme auf absehbare Zeit von der Bildfläche verschwinden, während TV-Hersteller wie TCL jetzt wieder verstärkt die High-End-QLED-Technik im 4K-Segment in den Fokus rücken. Der X955 kommt deshalb als klassischer 4K-Fernseher auf den Markt, die Mini-LED-Leistung übertrifft aber selbst die der 8K-TV-Modelle der Vorjahre.
TCL X955 als Alternative für die Leinwand?
Mit dem X955, der in Deutschland unter der Bezeichnung XMQLED98 in den Verkauf geht, strebt TCL vor allem den Wohnzimmerheimkinobereich an, der aktuell durch UST-Laser-DLP-Projektoren dominiert wird. Durch den effektiven Kontrastfilter des Fernsehers und einer dramatisch höheren Bildhelligkeit mitsamt eines Local-Dimmings in 5000 Zonen lässt der TCL X955 jeglichen UST-DLP-Projektor im vierstelligen Preissegment im direkten HDR-Bildvergleich verblassen. Die aufgerufenen 8999 Euro für den XMQLED98 in 98 Zoll sind zwar kein Schnäppchen, doch für eine High-End-Bildleistung musste man in diesen XXL-Dimensionen bislang einen fünfstelligen Betrag entrichten. TCL schlägt mit dem X955 bzw. XMQLED98 gleich mehrere Fliegen mit einer Klappe: Einerseits demonstriert TCL die Stärken der neuen QLED-LCD-Technik, noch bevor diese von anderen TV-Herstellern adaptiert wird (die TCL-Produktionstochter CSOT beliefert weitere bekannte TV-Marken). Andererseits wildert TCL mit der 98-Zoll-Variante ungeniert in Heimkinobereichen, die bislang nur durch Projektoren abgedeckt werden. Auch wenn der X955 technisch noch nicht die absolute Perfektion erreicht, so ist dieser Fernseher ein beeindruckendes Technikstatement, der sowohl im Heimkino als auch im Wohnzimmer eine außergewöhnlich gute Figur hinterlässt. Die Rückbesinnung auf die 4K-Technik ist zugleich ein Gewinn für die Energieeffizienz. Doch die alles entscheidende Frage dürfte lauten: Wie schafft es dieser 98-Zoll-Fernseher in ihr Wohnzimmer?
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Bildquelle:
- TCL 98-Zoll-Kinofernseher X955: Auerbach Verlag